
Die Stadt Lindau, malerisch auf einer Insel im Bodensee gelegen, kann auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken. 1806 verlor Lindau durch die politischen Neuordnungen unter Napoleon seine jahrhundertealte Stellung als freie Reichsstadt und wurde Teil des Königreichs Bayern unter König Max I. Joseph.
Diese Eingliederung markierte einen wichtigen Wendepunkt in der Geschichte der Stadt, da Lindau nun Teil eines größeren, zentral organisierten Königreichs wurde und seine eigene Unabhängigkeit aufgab.
Nur wenige Jahre später, im Jahr 1812, besuchte König Max I. Joseph Lindau persönlich. Dieser Besuch des bayerischen Monarchen war ein symbolisches Zeichen der Integration der Stadt in das Königreich und unterstrich die wachsende Bedeutung Lindaus innerhalb Bayerns. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich Lindau zu einem beliebten Reiseziel, das nicht nur durch seine malerische Lage am Bodensee, sondern auch durch den engen Bezug zum bayerischen Königshaus geprägt wurde.
Als Prinzessin Auguste Ferdinande, Erzherzogin von Österreich und Prinzessin von Toskana und verheiratete Prinzessin von Bayern, im Sommer 1848 erstmals ihren Blick auf den Bodensee und die Insel Lindau warf, fühlte sie sich an das Meer und ihre geliebte Heimat Italien erinnert. Während einer Bootsfahrt entlang des Ufers von Lindau-Reutin entdeckten sie und ihr Mann Luitpold, der spätere Prinzregent von Bayern, ein zum Verkauf stehendes Landgut. Schon lange wünschte sich Auguste Ferdinande ein eigenes Anwesen und so beschloss sie, dieses Grundstück zu erwerben.
Bereits am 22. November 1848 unterzeichnete sie den Kaufvertrag, notierte stolz in ihrem Tagebuch „Dunque è mio“ (nun gehört es mir). Mit dem größer werdenden Familienzuwachs des Prinzenpaares musste die Villa umgestaltet und erweitert werden.
Ab 1849 verbrachte die Familie regelmäßig ihre Sommer in der Villa, die sie „Amsee“ nannten. Auf dem weitläufigen Anwesen ließen Auguste und Luitpold neben Pferdestall, Gewächshäusern und einem Palmenhaus auch ein kleines Kasino errichten, das lange Zeit den unverheirateten männlichen Mitgliedern des Hauses Wittelsbach als Wohnsitz diente. Im Frühjahr 1850 ließ Prinzessin Auguste in Erinnerung an die Orientreise ihres Mannes einen hölzernen Pavillon an der Ufermauer errichten.
Die Villa wurde über Jahrzehnte zum Anziehungspunkt des bayerischen Königshauses und seiner Freunde. Zur Einweihungsfeier 1849 kamen sogar König Maximilian II. und seine Frau Marie. Theodolinde von Württemberg war ebenfalls ein häufiger Gast, bis sie sich in der Nähe niederließ. Auch Augustes Halbbruder, Erzherzog Ferdinand von Toskana, fühlte sich so wohl, dass er bald ein eigenes Domizil erwarb.
Nach dem Tod von Auguste im Jahr 1864 besuchte Luitpold die Villa nur noch selten, kaufte jedoch weiteres Land hinzu, um einen kleinen Hafen anzulegen. 1911 fügte er ein hölzernes Badehaus hinzu. Seine Kinder, insbesondere seine Tochter Therese und sein Sohn Ludwig, der spätere letzte König von Bayern, verbrachten jedoch weiterhin viel Zeit in der Villa, wo fünf der 13 Kinder Ludwigs und von dessen Frau Maria Theresia geboren wurden. Nach 1912 wurde Therese Eigentümerin der Villa, in der sie bis 1925 lebte. Später erbte ihre Großnichte Eleonore das Anwesen.
INFO:
Am Donnerstag, 21. November, entführt Sie Dr. Katharina Weigand in die Zeit des ersten bayerischen Königs Maximilian I. Joseph bei ihrem Vortrag „Ein hoher Gast in der Stadt an der Grenze: König Max I. Joseph zu Besuch in Lindau 1812“. Am Freitag, 29. November, laden wir Sie zu den „Hohenschwangauer Jagd- und Wanderweisen rund um König Maximilian II.“ herzlich ein.
Text: Louise-H. Meinicke, Kulturvermittlerin Museum der bayerischen Könige
Foto: Wikipedia



