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Bestattungen Barbara Leitner

„Ich bin da, um die Trauernden an die Hand zu nehmen“

„Ich kann den Tod nicht verhindern. Aber ich kann es für die Hinterbliebenen schön gestalten.“ Das ist das Motto von Barbara Leitner. Seit 2019 ist sie Bestatterin. Sie hat sich bewusst für den Beruf und die Ausbildung dafür entschieden. Jetzt hat sie sich selbständig gemacht und geht einen anderen und unkonventionellen Weg.

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Am 9. November ist „Tag der offenen Türe“ in ihren Räumen in Pfronten. „Ich freue mich schon sehr darauf und bin auch etwas aufgeregt“, sagt sie. Ihr Konzept ist stimmig und beeindruckend zugleich.  

Am Anfang ihres Berufslebens hat die 39-jährige eine kaufmännische Ausbildung gemacht und im sozialen Dienst gearbeitet. Mit ihrem heutigen Beruf ist das gar nicht zu vergleichen. „Die Angehörigen schätzen die Arbeit und sind dankbar dafür“, erzählt Barbara Leitner.

Es ist beeindruckend, mit welcher Selbstverständlichkeit und Stärke sie mit der Schwere, Krankheit, Tod und Trauer, die sie umgeben, umgeht. „Vielleicht ist es die Angst, die manche Menschen haben. Über Tod sprechen nur wenige“, sagt sie. In ihrer Umgebung gab es so gut wie niemanden, der die Nase rümpfte und ihr den Beruf ausreden wollte.

„Es ist ein abwechslungsreicher Beruf. Jeder Tag ist anders strukturiert und sehr individuell. Man organisiert, telefoniert, gibt Bestellungen für Blumen ab, dekoriert, … Es gibt nichts Unberechenbareres als den Tod“, weiß sie nicht nur aus ihrem Berufsalltag. 

Wird sie zu einem Sterbefall gerufen, verfolgt sie bestimmte Rituale, wie etwa, dass sie zum Toten geht, ihn berührt und begrüßt. Für die Bestatterin ist es sehr wichtig, die Familie von Anfang bis zum Ende zu begleiten. Das fängt schon damit an, die Angehörigen am Telefon zu beruhigen. „Die meisten sind aufgewühlt, was vollkommen verständlich ist. Sie wissen oft nicht, was zu tun ist. Ich bin da, um sie an die Hand zu nehmen. Ich bin nicht da, um sie zu trösten, das macht die Familie“, erklärt Barbara Leitner. 

Früher war es üblich, dass die Verstorbenen zu Hause versorgt wurden. Waschen, anziehen, kämmen und sich um das Begräbnis kümmern. Heute übernimmt der Bestattungsdienst diese würdevolle Aufgabe.  Bei Barbara Leitner läuft das ein bisschen anders ab.

„Ich ermutige die nahestehenden Angehörigen dazu, dies selbst zu tun. Nicht, weil ich es nicht machen möchte. Selbstverständlich helfe ich dabei. Es geht darum, dass sie es noch ein letztes Mal machen dürfen oder können. Die allermeisten empfinden diesen letzten Liebesdienst am Verstorbenen als schön und sind dankbar, noch etwas für ihn tun zu können. Oft wird in diesem Moment gemeinsam gelacht und geweint. Es kommen Erinnerungen hoch. Es ist ein spezieller, emotionaler und intimer Augenblick.“ 

Im Durchschnitt begleitet sie die Angehörigen bis zu zehn Tage, telefonisch, persönlich und auch in einer WhatsApp- Gruppe. „Ich versuche sie auf ihrem Trauerweg zu stärken.“ Mit den Hinterbliebenen finden während dieser Zeit viele Gespräche statt, unter anderem auch darüber, wie die Beerdigung stattfinden soll.

„Im Untergeschoss meines Beerdigungsinstituts habe ich meinen Kreativbereich. Da habe ich die Möglichkeit, mit den Angehörigen Erinnerungen zu schaffen, wie zum Beispiel einen Schlüsselanhänger aus Omas Kittelschürze zu nähen oder den Sarg und die Urne zu bemalen. Es gibt so viele schöne Dinge, die man machen kann. Manchmal macht es den Abschied greifbarer.“ Falls es die Familie wünscht, macht sie Fotos während der Trauerfeier, unbemerkt und still. 

„Sternla“

In ihrem Bestattungsinstitut wird auch „ihr“ Verein „Sternla“ sein, den sie gemeinsam mit Simone Campestrini gegründet hat. „Wir möchten Familien begleiten, die ihre Kinder bereits während der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt verlieren. Für uns ist es eine Herzensangelegenheit, zu unterstützen, aufzuklären, zu enttabuisieren und zu begleiten“, erklärt Barbara Leitner.

Welche Auswirkungen die Vereinsgründung haben würde, wussten die beiden Frauen damals nicht. Ihre Arbeit ist kostenfrei, deswegen sind sie auf Spenden angewiesen. „Wir machen den Abschied möglich. Mit einer geeigneten mobilen Kühlmöglichkeit, dem „CuddleCot“, können wir diesen so wertvollen Moment den Eltern mit ihrem Kind zu Hause ermöglichen und ihnen so eine gemeinsame Zeit schenken.“ 

Nicht nur der Verein wird dort ansässig sein, sondern auch ein Begegnungscafé, wo man zum Reden kommen kann – ob das nun die Eltern eines Sternenkindes sind oder Angehörige eines Verstorbenen. Im Untergeschoss ist die Kreativwerkstatt der 39-Jährigen. Hier bietet sie Angehörigen die Möglichkeit, gemeinsam mit ihr zu basteln oder auch zu malen. Nicht nur für Kinder kann das eine intensive und schöne Erfahrung sein. 


Tag der offenen Tür am Samstag, 9. November, ab 10 Uhr

Programm:

  • Blasmusik mit den „Blechbuabe“ aus Rieden am Forggensee mit Weisswurstfrühstück
  • Segnung der Räumlichkeiten
  • Fotoausstellung „Unsichtbare Mama“
  • Lesung mit der Autorin Caroline Pfundstein
  • Musik mit der Sängerin Marie -Luise Hartmann

Infos über die Fotoausstellung „Unsichtbare Mamas“

Eine besondere Kampagne, um verwaiste Eltern aus der Tabuzone, aus der Stille zurück in die Gesellschaft zu bringen. Und plötzlich steht die Welt still… Nicht jede Schwangerschaft endet mit einem lebenden Kind an der Hand. Das Kind einer unsichtbaren Mama stirbt während der (frühen) Schwangerschaft.

Für Außenstehende werden ausgerechnet diese Mamas in ihrem Leid als solche oft nicht wahrgenommen. Viele bleiben in ihrem großen Schmerz einsam und still. Selbst unter unsichtbaren Mamas bleibt das gleiche Schicksal zu oft auch ungesehen. Man ist Eltern, sobald der Schwangerschaftstest  positv ist.

Bestattungen Barbara Leitner
Vilstalstraße 3 · 87459 Pfronten
Tel.: 08363 / 4509181 oder +49 177 1 737 279
E-Mail: kontakt@bestattungen-barbara-leitner.de
www.bestattungen-barbara-leitner.de

Text · Foto: Sabina Riegger

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