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Arabische Heilkunde – Medizin aus 1001 Nacht


Ganz sicher, auch, wenn im Moment die Differenzen mit dem nahen und fernen Osten leider politisch etwas in Schräglage liegen, hat das aber gar nichts damit zu tun, dass die Medizin des arabisch – islamischen Mittelalters der im Abendland zur gleichen Zeit ausgeübten Heilkunst um mehr als ein Jahrtausend voraus war.

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Aufbauend auf dem umfangreichen medizinischen Wissen der Inder, Perser, Griechen, des alten Orients und der ägyptischen Heilkunst, entwickelten die Araber in der Blütezeit der islamischen Hochkultur von 700- 1300 n. Chr. ganz fundierte medizinische Kenntnisse, die ihrerseits absolut beispiellos blieben. Sie machten in fast allen diesen Bereichen ganz erstaunliche Erfindungen und bereicherten und verfeinerten das Erbe der Antike in bemerkenswerter Weise.

Namhafte Krankenhäuser, Universitäten und Bibliotheken mit hunderttausenden von Bänden entstanden tatsächlich mehr als ein halbes Jahrtausend früher als im restlichen Europa.

Der berühmteste, fiktive Roman und später auch der Film ist „Der Medicus“ von Noah Gordon. Hier reist der Gehilfe eines englischen Baders bis in das persische Isfahan, um diese besondere Heilkunst zu erlernen. In der „Madrassa“, das entspricht in etwa einer Universität, des Ibn Sina, bekannt latinisiert als Avicenna, bekommt er tatsächlich einen Studienplatz, aber nur, weil er sich als Jude ausgibt. Immer wieder lesens- und auch sehenswert! Aber wer weiß das schon, vielleicht ist Ähnliches wirklich so passiert? 

Für die etwas Älteren von Ihnen ist eventuell sogar noch der Roman „El Hakim“, zu deutsch „Der Arzt“, des Autors John Knittel bekannt. Er wurde 1957 mit O.W. Fischer verfilmt. Hier geht es um einen Ägypter aus armen Verhältnissen, der eine Engländerin aufgrund seines medizinischen Wissens aus schwerer Krankheit gerettet hat und daraufhin ein berühmter Arzt in London wird. Auch natürlich Fiktion, ich könnte mir durchaus vorstellen, dass die Literaten sich zu Recherche-Zwecken mit dieser speziellen Medizin beschäftigt haben, um das Ganze realistisch zu gestalten.

Nun möchte ich Sie nicht länger auf die Folter spannen und Ihnen pflanzliche bzw. natürliche Heilmittel aus der arabischen Medizin vorstellen. Mein persönlicher Liebling ist der

Granatapfel (Punica granatum),

der auch gerne „Frucht der Götter“ genannt wird. Er ist wohl wohl eine der ältesten Kulturfrüchte der Menschheit, als Ursprung gilt West- bis Mittelasien. Schon immer galten die schöne rote Blüte  und die Frucht als Symbol der ewigen Liebe, Jugend und Fruchtbarkeit.

Seinen Namen verdankt er seinem interessanten Inneren, denn die purpurrote Frucht enthält eine große Menge an Samen, lateinisch granatus = körnig. Im Islam ist er die Lieblingsfrucht des Propheten Mohammed und selbst der Name der spanischen Stadt Granada geht darauf zurück, sie ist heute noch im Stadtwappen abgebildet und auf jedem Kanaldeckel sichtbar.

Wie kommt denn das zustande? Die iberische Halbinsel Andalusien, auf arabisch Al – Andalus, wurde von 711-1492 von verschiedenen muslimischen Dynastien bewohnt und war in diesen Zeiten ein  großes Zentrum der Gelehrsamkeit.

Die Inhaltsstoffe des Granatapfels, der von September bis Dezember seine Hauptsaison hat, sind wirklich sehr vielfältig: in der blutroten Frucht stecken zahlreiche Antioxidantien, die als Radikalfänger gelten, der Saft soll mehr davon als Rotwein oder Blaubeersaft  beinhalten.

Granatäpfel enthalten außerdem viel Kalium, wichtig für Muskeln, Herz und Nerven. Auch Calcium, Spurenelemente und B-Vitamine ergänzen sich hier noch. Diesen schon erwähnten antioxidativ wirkenden sekundären Pflanzenstoffen wie den Polyphenolen und Flavonoiden werden sehr viele positive Wirkungen auf unseren Organismus zugesprochen: 

Das Risiko von Herzerkrankungen kann verringert werden, da der regelmäßige Genuss von Granatäpfeln (gibt es gerade oft frisch im Supermarkt) oder einem Saft daraus sich sehr günstig auf einen erhöhten Cholesterinspiegel auswirkt. Bekannterweise ist ja Cholesterin eine der Ursachen für die Verkalkung von Blutgefäßen und dadurch ein Mitauslöser eines Herzinfarktes.

Auch ein erhöhter Blutdruck kann damit gut unterstützt werden, allerdings sollte der Abstand zu Ihren anderen Medikamenten etwa 2-3 Stunden betragen. Antioxidantien wirken auch entzündungshemmend: vor allem im Verdauungstrakt, aber auch bei arthrotischen Gelenkbeschwerden, die kann man sehr gut lindern. Sehr bekannt sind die Kapseln daraus bei Wechseljahrs-Beschwerden, speziell, wenn man zu  Hitzewallungen neigt, hier wird das Samenöl verwendet, denn das ist reich an den sog. Phytoöstrogenen, die wirklich eine Erleichterung bringen – habe ich selbst erprobt!

Ein ganz wichtiges Heilmittel aus der arabischen Medizin ist der

Weihrauch (Boswellia serrata).

Wahrscheinlich denken Sie erst mal an kirchliche Rituale oder die Heiligen Drei Könige, aber er kann tatsächlich noch viel mehr! In der indischen, sprich ayurvedischen Medizin kommt er seit mehr als 5000 Jahren zum Einsatz. Dort wurden u.a. chronische Arthritis, Bronchitis oder schleimige Durchfälle behandelt.

Man denke auch an die berühmte „Weihrauchstraße“, die etwa vom 10. Jhd. ab von Südarabien bis zum Mittelmeer führte und somit zu einer der ältesten Handelsrouten der Welt zählt. Über den Oman ging es durch etliche Stationen bis zum Mittelmeer, eine der berühmtesten Stationen ist sicher die Stadt Petra im heutigen Jordanien. Nach Berichten antiker Autoren benötigten die Karawanen 100 Tagesmärsche für die komplette 3400 km lange Strecke.

Hier wurde der Weihrauch noch hauptsächlich zu rituellen Zwecken benutzt. Der beim Verglühen sich entwickelnde Rauch wirkt desinfizierend und entzündungshemmend. Allein das römische Reich soll pro Jahr ca. 1500 Tonnen verbraucht haben!

Der berühmte persische Arzt des Mittelalters, Avicenna, den ich ja bereits erwähnt habe, beschreibt eine Behandlung mit Weihrauch, die das Gedächtnis stärken solle. Auch die Heilige Hildegard von Bingen schreibt über dieses Thema: „Wenn bei jemandem infolge Phlegma oder durch eine andere Art von Krankheit das Gehör zerstört wird, der nehme weißen Weihrauch über glühenden Kohlen und lasse diesem Rauch in das gestörte Ohr eintreten.“ Interessante Sachen, oder?

Als Heilmittel geriet der Weihrauch bei uns im Westen lange Zeit in Vergessenheit, bis Mitte der 80-er Jahre der Pharmakologe Prof. Philipp Theodor Ammon von der Universität Tübingen das Harz von einer Studienreise mitbrachte. Ab diesem Zeitpunkt interessierten sich auch andere Kollegen für die Inhaltsstoffe dieses Harzes.

Seitdem hat eine ganze Reihe von Studien auf die entzündungshemmende, schmerzlindernde Wirkung von Boswellia hingewiesen. Während die Wissenschaft hier im Sinne von Einzelwirkstoffen durchaus noch an der Forschung beteiligt ist, setzt die Naturheilkunde auf das ganzheitliche Gemisch. Von den etwa 200 Bestandteilen des Weihrauchs sind die ätherischen Boswelliasäuren deshalb so interessant, da sie ein bestimmtes Enzym blockieren sollen, das bei chronischen Entzündungen eine Schlüsselstellung einnimmt.

Besonders gut entfaltet sich diese Wirkung übrigens in Kombination mit dem Vitalpilz Reishi, den ich ja auch schon einmal in einem anderen Artikel beschrieben habe, denn hier kann sich die gegenseitige Wirkung sogar noch verstärken!

Welche Krankheitsbilder können damit unterstützend therapiert werden? Dazu gehören rheumatische Beschwerden sowie chronische Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Die Boswelliasäuren sollen antibakteriell, beruhigend und schmerzlindernd wirken. Mediziner aus Giessen und Bochum fanden sogar Hinweise, dass die Wirkstoffe bei bestimmten Hirntumoren helfen könnten. In den USA und Israel laufen gerade Tests für neue Behandlungsmöglichkeiten für Menschen mit Depressionen und Angststörungen.

Vieles davon wird wohl leider noch etwas dauern, bis es publik werden kann, aber was ich aus meiner Erfahrung, und das sogar aus jahrelanger, weiß, ist der Einsatz bei Rheuma und Darmerkrankungen. Viele meiner Kunden schwören darauf. Natürlich kann die medizinische Behandlung nur ergänzt werden, aber ich sage immer, besser als nichts!

Wer also unter entsprechenden Beschwerden leidet, dem würde ein entsprechender Versuch auf keinen Fall schaden!

Diesmal einen ganz herzlichen Dank an meinen Kollegen Tim, der mich dazu inspiriert hat, diesen Artikel zu schreiben.

Ihre Apothekerin 
Simone Wagner

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