
Direktvermarktung und Regionalität
Eine Win-Win-Situation für Verbraucher und Produzenten
In einer zunehmend globalisierten Ökonomie, in der Supermärkte oft Regale mit Produkten aus aller Welt füllen, gewinnen Direktvermarktung und Regionalität immer mehr an Bedeutung. Diese beiden Konzepte stehen nicht nur für eine Rückkehr zu den Wurzeln des Konsums, sondern bieten auch zahlreiche Vorteile für Verbraucher und Produzenten.
Das, was als Trend begann, entwickelt sich immer weiter. Der Trend ist also nicht nur ein vorübergehendes Phänomen, sondern zeigt Anzeichen einer langfristigen Veränderung im Konsumverhalten.
Regionales Einkaufen und die Direktvermarktung zeigen weiterhin stark in Richtung Wachstum, das von mehreren Faktoren beeinflusst wird, wie Raphael Sterzenbach von der Sennerei Lehern und die 1. Vorsitzende des Bauenladens PFAD, Simone Steiner, erklären. Verbraucherinnen und Verbraucher legen zunehmend Wert auf Qualität, Nachhaltigkeit und die Unterstützung lokaler Betriebe.
„Die Nachfrage nach Transparenz in Bezug auf Herkunft und Produktionsbedingungen wächst. Verbraucher möchten wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen und unter welchen Bedingungen sie produziert werden“, erklärt Simone Steiner.
Der Bauernladen PFAD in Pfronten hat die Direktvermarktung mit regionalen Fleischerzeugnissen schon vor 28 Jahren erkannt. Dort hat man während dieser ganzen Zeit bewiesen, dass Fleischverzehr und Tierwohl miteinander zu vereinbaren sind. Damals wie heute weiß man beim PFAD ganz genau, woher die für die Schlachtung bestimmten Tiere und die wertvollen Nahrungsmittel wie Eier und Milchprodukte stammen. Übervolle Fleisch- und Wurstregale, entsorgte, abgelaufene Lebensmittel oder Transportstress für die Tiere? Fehlanzeige. Denn geschlachtet wird selbstverständlich auch regional in Füssen.
Pro Woche gehen durch die Hände des Metzgers Roland Schön zwischen 400 und 500 Kilogramm Fleisch. Dafür werden ein Rind, zwei Schweine und vorbestelltes Geflügel verarbeitet (alle zwei Wochen gibt es noch ein Kalb dazu). Diese Menge wurde seit einem Vierteljahrhundert bewusst nicht verändert. Das selbst verarbeitete Fleisch und die Wurst gehen direkt an den Verbraucher, ohne Umwege über Transport- oder Handelsunternehmen.
Das Konzept geht – auch wenn man seinerzeit, bei der Gründung des Vereins, selbst nicht so ganz damit gerechnet hat – vollends auf. Mittlerweile ist PFAD weit über die Pfrontener Ortsgrenzen hinaus bekannt.
„Insgesamt sind viele Menschen bereit, für regionale Produkte und Direktvermarktung einen höheren Preis zu zahlen, wenn sie den Mehrwert erkennen. Allerdings ist auch sichtbar geworden, dass die Kunden und Kundinnen ihre Ausgaben auch kritisch überprüfen“, so das PFAD-Team.
Raphael Sterzenbach kann dem nur zustimmen. „Diese Tendenz haben wir während der Coronazeit deutlich gespürt – die Regionalität der Produkte nahm einen sehr hohen Stellenwert bei der Kaufentscheidung ein. Seit der Energiekrise und der anhaltenden Inflation haben wir den Eindruck, dass das Kaufverhalten sich dahingehend entwickelt hat, dass die Kunden etwas preissensibler geworden sind und günstigere Einkaufspreise verstärkt in den Fokus der Kaufentscheidung rücken.“
Für Sterzenbach ist letztendlich die Qualität entscheidend für den Absatz der Produkte. „Unsere hochwertige Rohmilchqualität entsteht durch eine gentechnikfreie, auf Gras und Heu beschränkte Fütterung. Durch die schonende Verarbeitung sowie den Verzicht von Zusatzstoffen sind wir in der Lage, qualitativ hochwertige Käsespezialitäten mit außergewöhnlichem Geschmack herzustellen. Dieser Herstellungsprozess ist eine wichtige Information, die uns den Zugang zum Kunden erleichtert“, erklärt der Betriebsleiter.
In der Sennerei werden täglich etwa 600 Kilogramm Käse hergestellt. Dies entspricht 20 Laib Allgäuer Bergkäse oder acht Laib Emmentaler. 6000 Liter tagesfrische Heumilch werden täglich von insgesamt acht Milchbetrieben an die Sennerei geliefert.
Für Direktvermarkter und regionale Anbieter stellt sich die Herausforderung, ein Gleichgewicht zwischen Qualität und Preis zu finden. Denn oft sind Direktvermarkter kleinere Betriebe, die möglicherweise höhere Produktionskosten haben als Großunternehmen.
Einige setzen auf innovative Ansätze, um Kosten zu senken, ohne die Qualität zu vernachlässigen. Dazu gehören beispielsweise Kooperationen mit anderen regionalen Erzeugern, um Skaleneffekte zu nutzen, oder die Optimierung der Produktions- und Vertriebsprozesse, aber auch das Online-Marketing.
PFAD, aber auch die Sennerei Lehern nutzen diese sogenannten Tools oder auf Deutsch gesagt „Werkzeuge“, die für ihren Produktverkauf von Vorteil sind. Dazu gehört auch ein digitaler Auftritt mit einem Onlineshop. „Dadurch eröffnen sich zusätzliche Chancen sowohl für uns als auch für die Kunden, die bestimmte Produkte so nach Hause geliefert bekommen können“, erklärt Hanne Allgaier, die für den Einkauf der Kälber und Rinder verantwortlich ist.
Als ehemalige Bäuerin achtet sie dabei sehr auf die Tierhaltung. „Das ist mitunter eines der wichtigsten Kriterien nicht nur für uns, sondern auch für unsere Kunden“, so Allgaier.
Fakt ist, dass die Nachfrage nach regionalen Produkten ein wachsendes Bewusstsein für Qualität, Nachhaltigkeit und lokale Wirtschaftskreisläufe spiegelt. Dennoch ist der Preis ein entscheidender Faktor, der nicht außer Acht gelassen werden kann. Direktvermarkter stehen vor der Herausforderung, die Balance zwischen den Erwartungen der Kunden und den eigenen Produktionskosten zu finden.
Durch transparente Kommunikation und innovative Ansätze zur Kostensenkung können sie es schaffen, ihre Produkte sowohl attraktiv als auch wirtschaftlich vertretbar zu machen. Seit 20 Jahren gibt es in der Sennerei Lehern das „Bäuerliche Informationszentrum für Allgäuer Milchwirtschaft und Käsehandwerk“. Hier haben die Verbraucher die Möglichkeit, sich ein umfassendes Bild vor Ort über die nachhaltige und regionale Herstellung der Heumilchprodukte zu verschaffen.
INFO:
PfAD Bauernladen GmbH
Krankenhausstraße 3 · 87459 Pfronten
Tel.: 08363-928564
info@pfad-bauernladen.de · www.pfad-bauernladen.de
Öffnungszeiten: Freitag, von 08.00 – 18.00 Uhr
und Samstag von 08.00 – 12.30 Uhr.
Sennereigenossenschaft Lehern eG
Lehern 158 · 87659 Hopferau
Tel.: 08362/7512
info@sennerei-lehern.de · www.sennerei-lehern.de
Text · Fotos: Sabina Riegger






