
Renovierungen auf dem Schloss sind fast abgeschlossen
Nachdem die umfassenden und aufwendigen Renovierungsarbeiten auf Neuschwanstein nun nahezu abgeschlossen sind, erstrahlt das Schloss jetzt wieder in seinem ursprünglichen Glanz, so wie König Ludwig II. es noch gesehen hat. Immerhin hatten die 150 Jahre Geschichte seit der Grundsteinlegung und die rund 60 Millionen Besucher im Lauf der Zeit ihre Spuren hinterlassen.
Zudem hatten das rauhe Klima mit extrem schwankenden Temperaturen und Kälte sowie Einwirkungen der UV-Strahlung oder eine falsche Behandlung von Oberflächen in früheren Zeiten dazu geführt, dass im gesamten Schloss Beschädigungen aller Arten zu finden waren.
Die Meilensteine der Renovierung im Palas
Das Ergebnis ist mehr als überwältigend, die Farben der Gemälde leuchten wieder, ebenso die goldenen Leuchter und Kerzenständer mit ihren bunt besetzten Steinen. Stück für Stück wurden die Arbeiten auf Schloss Neuschwanstein vorangebracht. Von den Treppenhäusern, deren Muster an den Wänden nahezu verblasst waren, bis hin zum großen Kronleuchter im Thronsaal.
93 Räumlichkeiten sowie das komplette Inventar des Schlosses wurden restauriert und fehlende Teile im hauseigenen Restaurierungs-Zentrum neu hergestellt. Insgesamt 2329 Positionen, dazu 664 Fenster, Außentüren und über 5.000 Quadratmeter Wandflächen. Im Zuge der Arbeiten in den Palasräumen wurden auch neue Schutzmaßnahmen vorgenommen.
Eine Lüftungsanlage soll nun zur Verbesserung des Klimas für Kunstwerke und Besucher beitragen. Um die originalen Holzböden zu schonen, wurden Schutzbeläge angebracht, UV-Schutzfolien an den Fenstern.
Wichtigste Meilensteine bei der Renovierung im Palas waren der Sängersaal mit seinen zahlreichen Wandgemälden, der bereits vor gut drei Jahren fertiggestellt werden konnte. Im vergangenen Jahr folgte dann der Thronsaal. Hier wurden neben den überdimensionalen Wandmalereien Kandelaber, Vergoldungen sowie der vier Meter hohe prunkvolle Kronleuchter saniert, der unter der filigranen Stahlkonstruktion der Thronsaalkuppel hängt.
Den riesigen Lüster hatte Ludwig ein Jahr vor seinem Tod in Auftrag gegeben. Er besteht aus Messing, das durch ein kompliziertes Verfahren auf einen glänzenden Goldton gebracht wurde. Die vielen Glassteine, die aus der Entfernung Edelsteine imitieren sollten, wurden anhand kleinster Werkzeuge und Wattebäuschen vorsichtig gereinigt. Zuletzt wurde auch der Mosaikboden des Thronsaals, der aus rund zwei Millionen einzelnen Steinen besteht, gereinigt und saniert.

„Alles ist wunderschön“
„Man staunt, was hier alles gemacht wurde“, freute sich der bayerische Finanz- und Heimatminister Albert Füracker, der zum Abschluss der Arbeiten auf Schloss Neuschwanstein vorbeischaute. „Man staunt zum Beispiel über die Elektrifizierung des Leuchters, die für einen Laien nicht erkennbar ist, oder die Textilien und Gardinen, die neu restauriert wurden, alles ist wunderschön.“
Im letzten Abschnitt der Renovierungen wurde bis vor wenigen Wochen schließlich noch in Ludwigs Privaträumen, der Königswohnung, gearbeitet. Auch hier sind die Unterschiede sehr deutlich erkennbar. Das gesamte Inventar wirkt wieder wesentlich heller und frischer, so dass sich auch die zahlreichen Schnitzereien an den Möbeln, wie etwa an Ludwigs Bett, optisch wieder klar hervorheben.
Die Zeit der Renovierungen war für alle Beteiligten, die Restauratoren, die Schlossverwaltung und das Führungspersonal eine enorme Herausforderung, zumal der Führungsbetrieb neben den Arbeiten, die immer wieder an anderen Orten stattfanden, stets normal weitergeführt wurde. Die restlichen Arbeiten an der aufwendigsten Dauerbaustelle im Freistaat werden in den kommenden Wochen noch im Hintergrund stattfinden und den Führungsbetrieb nicht mehr beeinflussen.
„Schloss Neuschwanstein ist weltweit eines der bekanntesten Bauwerke und es steht in Bayern“, sagt Heimatminister Albert Füracker. „Wir sind stolz darauf, dass wir dieses Bauwerk für die Nachwelt erhalten können. Vielleicht werden wir Weltkulturerbe. Schloss Neuschwanstein ist ein starkes Stück Bayern. Die Welt kann kommen und sie wird auch kommen.“
Text: Lars Peter Schwarz · Fotos: lps, Hubert Riegger



