
Eine Liebeserklärung
„Der Forggensee. Ein neuer See in altem Bett“, ein Film von Thomas Häring und Hubert Jäger
Vor mehr als 10.000 Jahren hinterließen die geschmolzenen Gletscher der letzten Eiszeit einen Schmelzwassersee an jener Stelle, wo 1954 der Forggensee zum Zwecke der Stromerzeugung und des Hochwasserschutzes künstlich geschaffen wurde. Ein Staudamm schloss die Illasbergschlucht. Die Großbaustelle beherrschte die Landschaft, bis sich vor 70 Jahren das Wasser des Lechs anstaute.
Aus dem einst so wilden Alpenfluss wurde Bayerns fünft größter See. Für so manchen Landwirt und seine Familie bedeutete das, Haus und Hof zu verlieren. Sie mussten ihre Heimat verlassen. Aktueller denn je sieht man heute, wie sehr die Region heute jedoch durch das Naherholungsgebiet Forggensee, den Schutz vor Hochwasser und die natürlich gewonnene Energie profitiert.
Thomas Häring und Hubert Jäger haben einen Film geschaffen, der ein Gefühl für die Landschaft und die Sehnsucht nach Natur und Heimat zu vermitteln vermag.
Wie viele Male Thomas Häring mit seiner Kamera auf, beim und im Forggensee war, das kann er gar nicht mehr genau sagen. Aus vielen Stunden wurden Tage, Wochen und Monate. „Ich war sicher 30 bis 40 Tage im Jahr vor Ort.“ Und das ganze zehn Jahre lang, von 2014 bis 2024. Häufig fuhr der Amateur-Filmer, wie Häring sich selbst nennt, mit dem Fahrrad zum See, oft zu „unmöglichen Zeiten“.
Als Belastung erlebte es der Kameramann jedoch selten. „Es hatte etwas Meditatives.“ Rückblickend ermöglichte ihm diese Arbeit zu erkennen, wie sich der Forggensee verändert hat. Am Forggensee-Riff, wie der gebürtige Mindelheimer es nannte, sei zu Beginn der Aufnahmen kaum etwas los gewesen. „Jetzt ist es überlaufen. Das ist auch so ein Thema. Wir müssen wirklich Obacht geben, wie wir mit unserer Heimat gerade in solchen sensiblen Bereichen umgehen.“
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Mehr InformationenDer Amateur geht raus und filmt und filmt, fotografiert und fotografiert, hat dabei aber keine konkrete Vorstellung im Kopf. So beschreibt zumindest Häring seine Arbeit. Mit dieser Unmenge an Material habe dann Hubert Jäger erst einmal zurechtkommen müssen. Eine Festplatte mit einem Datenvolumen von acht Terabyte brachte ihm der Mann hinter der Kamera.
„Ich habe zwei-drei Wochen nur gesichtet“, erzählt Jäger. Direkt jedoch konnte er aber sehen, dass ihm wunderschöne Aufnahmen vorlagen. „Da könnte man fünf Filme draus machen“, habe er gedacht. Viel Zeit verbrachte der Repro-Fotograf aus Betzigau damit, die schönsten Szenen herauszusuchen und darüber hinaus galt es, ein Konzept zu entwickeln. Ein reiner Naturfilm oder eine technische Dokumentation erschien dem Duo zu langweilig.
Hinzu kam die Herausforderung, zwei verschiedene Erzählstränge zusammenzubringen: Das, was vor 70 Jahren passierte, und die Naturaufnahmen von heute einzubinden. Dazu galt es historisches Filmmaterial aufwendig zu restaurieren und digitalisieren, fehlende Tonspuren so originalgetreu wie möglich zu ersetzen und die Texte zu schreiben.
Mehr als zwei Jahre hat Jäger geschnitten, angesehen, neu geschnitten, sich mit Häring getroffen, um den Film wieder neu zu schneiden, neue Sequenzen einzufügen oder andere wegzunehmen. Beim wiederholten Sichten und Schneiden kam Jäger auf die Idee, den See als Objekt und Subjekt zu zeigen.
So entstand auch der dritte Titel „Eine Symbiose von Poesie und Dokumentation“. Den aus Rundfunk und Fernsehen bekannten Johannes Hitzelberger, sprach Häring daraufhin persönlich an. Dessen Reaktion war eindeutig: „Als geborenen Pfrontener ist es mir eine Ehre, dem Füssener See eine Stimme zu geben.“
Neben Hitzelberger spricht Julia Fischer einen Part, die Musik wurde von lokalen Künstlern eingespielt.
Häring und Jäger haben mehr geschaffen als einen Film. „Der Forggensee. Ein neuer See in altem Bett“ ist eine Liebeserklärung an das blaue Juwel im Ostallgäu.
INFO:
Der Film ist im Alpentheater Füssen vom 7. Juli bis zum 29. September jeweils sonntags um 14 Uhr zu sehen.
Text: Selma Hegenbarth · Foto: Thomas Häring



