
Manchmal nicht so einfach wie gedacht
Jeder Jugendleiter ist mehr als stolz, wenn seine Jugend in sauberer Tracht, mit geflochtenen Zöpfen, Hut, Gamsbart, frischen Blumen und weißen Hemden und Blusen auf der Bühne steht. Doch wie viel Arbeit dahintersteckt, lässt sich vom Betrachter nur schwer abschätzen.
Beim Weißenseer Trachtenverein “D`Falkenstoaner“ kommt jeden Mittwoch viel Leben ins Schützenhaus: Dann wird mit der Jugend geprobt: zuerst die „Kleinen“ von 3-6 Jahren und anschließend kommen die „Mittleren“, zwischen 6 -9 Jahre zur Probe. Gerade bei den Jüngeren sind die Jugendleiter oft mehr mit Schuhbändel binden und sich Geschichten anhören beschäftigt als mit dem Proben selbst. Mit den etwas Älteren können die Jugendleiter schon intensiver proben: Immer wieder wird der 3er-Schlag vorgeplattelt und fleißig mitgezählt, während die Mädla „ihre Runden drehen“. Am Anfang wird den Mädchen oft dabei noch schwindlig – aber mit viel Übung wird es immer besser.
Zum Schluss wird dann mit den Fortgeschrittenen geprobt: Wer von den Buabe und Mädla schon 3 Teile Platteln bzw. Drehen durchhält, darf mit auf das Preisplatteln. Da wird natürlich der Ehrgeiz geweckt! Die Jugendleiter zeigen und üben mit den Jugendlichen das Drehen, Einfangen und Tanzen. Als Abschluss jeder Probe wird noch immer ein Spiel gemacht – der Spaß soll ja nie zu kurz kommen! Nach gut 2,5 Stunden Probenarbeit sind dann die Jugendleiter platt! Neben den Plattler-Proben mit den Kindern wird auch mal Theater gespielt, gesungen und Musik gemacht und auch Ausflüge organisiert. Sehr vielfältige Aufgaben für die Jugendleiter. Deshalb stemmen in Weißensee auch gleich vier diese Aufgabe: Michael Veronika, Andrea und Claudia.

Als Ausrichter des 94. Gautrachtenfestes des Oberen Lechgau- Verbandes 2023 ist der Trachtenverein Weißensee natürlich besonders bestrebt, dass alle Jugendlichen und Vereinsmitglieder in schöner Tracht auftreten. Dabei wird die Beschaffung einer Tracht immer schwieriger: Es gibt viel weniger Handwerker wie Säckler, Näherinnen oder Strickerinnen als früher. Die Händler, welche Seidentücher, Trachtenblusen oder Trachtenstoffe anbieten, verschwinden auch immer mehr. Die Materialien und Farben verändern sich. So muss ein Trachtenverein oft mittlerweile in ganz Deutschland auf die Suche gehen, um die Stoffe in den Vereinsfarben ausfindig zu machen. Beim Trachtenverein Weißensee z.B. sind die Schultertücher der Frauen und Mädla handgestickt. Nach langer intensiver Suche wurde eine Frau aus dem Spreewald gefunden, die das Besticken der Tücher noch beherrscht!
Auch wenn die Jugendleiter in Weißensee jede Woche viel leisten, betonen die vier ausdrücklich: Der Lohn für ihre Arbeit kommt ja direkt! Es gibt nichts Schöneres für sie, als wenn die Kinder mit strahlenden Gesichtern nach einem Auftritt von der Bühne kommen. Ein schöner Ausflug, die Probenarbeit, sehen, wie sich Freundschaften bilden, erfüllen jeden Jugendleiter mit Dankbarkeit und Zufriedenheit. Denn wie in jedem Verein ist klar: „Die Jugend ist das größte Kapital!“
Text: pm · Fotos: Dennis Stöger und Hermann Haas



