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Ein Kraftort mit Geschichte

Das Gästehaus St. Ulrich

Das Gästehaus St. Ulrich in Bad Faulenbach in Füssen ist mit Bischoff Maximilian Joseph Lingg eng verknüpft. Der Sohn eines Allgäuer Bäckers besuchte 1852 das Benediktinergymnasium St. Stephan in Augsburg und machte acht Jahre später sein Abitur, bevor er nach München ging, um dort Philosophie, Theologie und Jurisprudenz zu studieren. Am 22. Juli 1865 empfing er die Priesterweihe in München. Einen Monat später feierte er in der St. Mang Kirche in Füssen seine Primiz.

Durch die steigende Industrialisierung wuchs auch rasch die Bevölkerungszahl. Als er 1902 zum Bischoff ernannt wurde, ließ Lingg neue Kirchen bauen und errichtete Seelsorgestellen. Für kranke und erholungsbedürftige Geistliche kaufte er 1903 aus eigenen Mitteln das elterliche Anwesen in Faulenbach zurück und eröffnete ein Priestererholungsheim. Nur ein Jahr später kamen zur Betreuung zwei Niederbronner Schwestern ins Haus.

Bischof Dr. Viktor Josef Dammertz (Bildmitte) weihte den Neubau ein.

Mit dem Priestererholungsheim begann Linggs neuerliche Verbindung zu Bad Faulenbach. Aufgrund seiner Verdienste um das Haus wurde er zum Faulenbacher Ehrenbürger ernannt. Der in Nesselwang geborene Lingg war sowohl beim Volk als auch bei den Klerikern beliebt. Er veranlasste und begünstigte die Einrichtung sozialer Vereine wie zum Beispiel 1904 des Kath. Frauenbunds, 1911 des Jugendfürsorgevereins oder 1915 des Caritasverbands für die Stadt Augsburg.

Dr. Rudolf Voss, Pfarrer Knebel, Michel Jakob, Dr. Paul Wengert, Landrat Adolf Müller, Rudolf Zwick.

Das Priestererholungsheim in Bad Faulenbach gibt es nun seit 120 Jahren. Viele Priester, Bischöfe und Kardinäle sowie ihre Angehörigen fanden hier Ruhe und Erholung. „Manchmal fanden bis zu 50 Messen täglich statt“, weiß Anton Steiner, Leiter des Hauses. Denn zum heutigen Gästehaus St. Ulrich gehört auch die Kirche St. Max, die Bischoff Lingg 1915 anlässlich seines 50-jährigen Priesterjubiläums mit finanzieller Unterstützung durch Magdalena Pröbstl, der Witwe des Füssener Orgelbauers Balthasar Pröbstl, errichtete. Die Festpredigt dazu hielt der damalige Stadtpfarrer Nepomuk Sauter.

Eines der Kneippbäder 1954

„Zuvor gab es eine Kapelle beziehungsweise einen Raum im Haus. Darin hatte ein kleiner Altar Platz, ein Pfarrer und zwei Messdiener“, erzählt Steiner. Bis etwa 1985 zahlten die Alumnen (Priesteramtskandidaten) für die Übernachtung und das Essen fünf D-Mark pro Tag. Zu ihren Aufgaben gehörten unter anderem Ministrantendienste. „Es gab zwei Speisesäle. In dem einen nahmen die Priester und höhere Gäste ihre Mahlzeiten ein, während im zweiten Saal ausschließlich für die Angehörigen und die Haushälterinnen gedeckt war“, erklärt Steiner.

Das neue Gebäude

In den Jahren von 1940 bis 1952 war das Ulrichsheim, wie es damals genannt wurde, an das Füssener Krankenhaus vermietet. Es diente als Quarantäne-Station für an Scharlach und Thyphus erkrankte Menschen. Im Jahre 1988 wurde das Haus geschlossen und abgerissen, später neu aufgebaut und im Jahre 1993 von Bischof Dr. Viktor Josef Dammertz eingeweiht und von den Vinzentinerinnen betreut. Gern gesehener Gast war Kardinal Joseph Höffner, der über 50-mal im Haus St. Ulrich Urlaubstage verbrachte.

Das Esszimmer für Privatgäste 1954

Das Gästehaus Sankt Ulrich heute

Als Anton Steiner das Gästehaus 2010 übernahm, gab es zehn Doppelzimmer und 18 Einzelzimmer. Heute beherbergt das Haus insgesamt 50 Betten mit insgesamt sechs Einzel- und 22 Doppelzimmern. Seit 2010 kommen nicht nur Priester in das Gästehaus Sankt-Ulrich. „Bei uns ist jeder Gast herzlich willkommen. Jedes Zimmer hat einen Balkon und ist 24 Quadratmeter groß. Es ist ein ansprechendes, modernes Haus, das den heutigen Ansprüchen der Gäste entspricht“, so Anton Steiner.

Erst vor zwei Jahren wurde das Haus modernisiert. Ein schöner Sauna-Bereich und ein großer Garten stehen den internationalen Gästen zur Verfügung. Nicht nur Priesterseminare finden in dem katholischen Haus statt. Vereine wie die Caritas, Chöre, aber auch Stadtverwaltungen oder Firmen mieten die gut ausgestatteten Seminarräume für Tagungen, Klausuren oder auch als Chorräume an. Beliebt sind auch die Basenfasten-Wochen, die einen großen Zuspruch haben. Die Seminarräume können hauptsächlich in den Frühjahr- und Herbstmonaten gebucht werden.

„Sich wohlfühlen!“, das ist das Motto von Anton Steiner. Die Gäste schätzen den angenehmen Service des Hauses. Die persönliche Begrüßung der Gäste ist für den 54-Jährigen kein Muss, sondern vielmehr ein Bedürfnis. So ist es selbstverständlich, dass die meisten der Urlauber und Seminarbesucher mittlerweile Stammgäste geworden sind. Manche beziehen sogar jedes Jahr das gleiche Zimmer. Diese sind schlicht, aber stilvoll eingerichtet. Das Gästehaus bietet das, wonach sich viele Gäste bewusst oder unbewusst sehnen und was sie im Alltag nicht finden: Ruhe, Erholung, Stille, Freundlichkeit, Kraft, Spiritualität.

Text: Sabina Riegger · Fotos privat, Matthias Stuck (4)

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