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Bewusst Einkaufen

Verpackungsmüll vermeiden
Regional einkaufen

Päckchen und Pakete, Käse und Wurst in Scheiben statt am Stück oder auch der beliebte „Coffee to Go“: Der Verpackungsmüll nimmt in Deutschland immer weiter zu. Aktuellen Zahlen des Bundesumweltamtes nach, liegt der Rekordverbrauch pro Kopf und Jahr bei über 220 Kilo. Dabei hat sich das Problem in den vergangenen Jahrzehnten noch erheblich vergrößert. Zwar ist der Verbrauch von Verpackungsmüll wie Glas und Metallen mittlerweile rückläufig, bei Papier und Kunststoffen dagegen steigen die Mengen aber weiter an. Eine Problematik, die bei uns unter anderem besonders in Betrieben wahrgenommen wird, in denen eine relativ hohe Frequenz an Kunden herrscht, die auch „zum Mitnehmen“ bedient werden.

Der industrielle Verpackungsmüll

„Wobei das Papier im Gegensatz zu Plastik nicht das eigentliche Problem darstellt“, sagt etwa Helmut Schmid, Inhaber der Bäckerei Höfler in Füssen. „Papier müsste schon der richtige Weg sein, was allerdings hier bei uns auch nicht so leicht umzusetzen ist.“ Rund einhundert Produkte bietet Schmid in seinem Betrieb an, nahezu alle müssen verpackt werden. Die Entwicklung zu immer noch mehr Verpackungen, gerade in Zeiten einer Pandemie, die das Problem noch mehr verschärft, da alles abgepackt werden muss, sieht Schmid als sehr bedenklich. Dabei seien Verpackungsfolien für Sandwiches oder Becher für Heißgetränke nur ein kleiner Teil des Problems. Ein großer Teil liegt seiner Meinung nach vor allem in dem industriellen Verpackungsmüll, der erzeugt wird. „Da wird alles doppelt und dreifach in Plastik eingeschweißt“, sagt der 47-Jährige. „Gesetzliche Pfandsysteme werden hier außerdem auch mit Zwischenlösungen umgangen. Getränke etwa werden zwar nicht mehr in Einwegflaschen geliefert, dafür aber in mehreren Schichten Schutzfolie verpackt. Wir müssen versuchen, die Industrie zu umgehen, indem wir noch mehr regional einkaufen und somit auch für kurze Wege der Produkte sorgen. Früher bei meinem Großvater war Bio Standard, es gab nichts anderes. Alle Zutaten kamen von Produzenten aus der Region, die ins Haus geliefert wurden“, sagt Helmut Schmid. So sollen Verpackungen am besten vermieden werden, bevor sie überhaupt anfallen. Sein Beitrag dazu ist die Produktion im eigenen Haus, in dem die fertigen Backwaren schließlich auch direkt auf kurzem Wege an die Kunden weitergegeben werden.

Die Macht beim Einkauf

Wie Schmid macht sich auch Bäckermeister Martin Gschwill aus Halblech schon seit vielen Jahren Gedanken zu diesem Thema. Beim Verbrauch von Verpackungsmaterialien haben beide Biobäckereien bereits vor längerer Zeit komplett von Plastik auf Papier umgestellt. „Ein weiterer Schritt zur Vermeidung von Papier könnte künftig auch noch die Digitalisierung des Kassenbons sein“, erklärt Gschwill, der auch Obermeister der Bäckerinnung Ostallgäu ist. „Der Kunde bezahlt dabei bar und kann seinen Einkaufsbeleg dann über das Handy ablesen. Das werden wir bei nächster Gelegenheit auch einführen.“ „Die größte Macht beim Einkauf hat aber immer noch der Verbraucher selbst“, ergänzt Helmut Schmid. „Er entscheidet letztendlich über kurze oder lange Wege seiner Lebensmittel und deren Verpackungen. Wir merken in den letzten Jahren aber schon auch, dass langsam ein Umdenken stattfindet.“

Text: Lars Peter Schwarz

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