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Nachgefragt!

Bei Thomas Günter, Marketingleiter beim Wittelsbacher Ausgleichfonds in Hohenschwangau

Aufgrund der weltweit anhaltenden Covid-19-Pandemie gehen die europäischen Länder weiterhin mit vielfältigen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus vor. Nach wie vor gelten daher Reisebeschränkungen und spezielle Hygienevorschriften, die auch Deutschland betreffen. Das Reisen steht derzeit fast still. Die Amerikaner und der asiatische Markt fehlen der Region.

Herr Günter, wie sehr wird sich der Reisemarkt verändern?
Das kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand vorhersagen, da alles von der Entwicklung der Pandemie abhängt. Es kommen ja fast täglich neue Erkenntnisse über das Virus. Wir wissen also nicht, wann der Tourismus seitens der Bundesregierung wieder anlaufen darf. Wir alle hoffen natürlich, dass dies mit warmen Temperaturen wieder der Fall sein wird, dann wird es mit dem Gästeaufkommen zunächst ähnlich wie im vergangenen Jahr sein.

Das Reisen ist für viele Menschen ein Grundbedürfnis. Trotzdem spricht man davon, dass es weniger Fernreisen und dafür mehr Naherholung geben wird. Was meinen Sie?
Das sehe ich im Moment auch so, zumindest, dass die Menschen nicht nur die Naherholung suchen, sondern ihren Urlaub in Deutschland verbringen. Man hat ja am Beispiel Mallorca und den Kanarischen Inseln gesehen, wie schnell diese Destinationen wieder geschlossen worden sind. Fernreisen werden sich schrittweise entwickeln, da etliche Airlines insolvent gegangen sind oder Flugzeuge und Personal abgebaut haben. Sehr viele Airlines haben die Flugverbindungen nach Deutschland entweder ganz gekappt oder stark reduziert. So ist beispielsweise momentan am Münchner Flughafen das komplette Terminal 1 geschlossen. Wenn die Pandemie bekämpft ist und man wieder leben kann wie vorher, denke ich schon, dass die Fernreisen wieder zunehmen werden, dafür werden die Länder mit attraktiven Angeboten sorgen, die vom Tourismus abhängig sind. Der Markt wird das regeln. Umgekehrt hängt wiederum alles davon ab, wann die EU Gästen aus Non-Schengen-Ländern die Einreise wieder erlaubt und wie die Einreisekriterien sind.

Für Hohenschwangau wäre dieses Szenario wirtschaftlich wahrscheinlich eine Katastrophe, wenn die Gäste aus Übersee fehlen würden.
Gäste aus Übersee werden wir wieder bekommen. Die Nachfrage und der Wunsch, wieder nach Europa zu reisen, ist immens, was mir Reisebüros und Reiseveranstalter aus verschiedenen Ländern in Video-Webinaren immer wieder sagen. Das Schloss Neuschwanstein ist nicht nur ein Symbol für Deutschland, sondern es steht für Europa. Vergleichbar beispielsweise, wenn wir an Urlaub in den USA denken, dann kommen uns sofort die Freiheitsstatue oder die Golden Gate Bridge als Symbole in den Sinn. Schloss Neuschwanstein ist „must see“, man muss es gesehen haben und das wird auch in Zukunft so bleiben. Als beispielsweise im September 2001 die Terroranschläge in New York waren, hat man hier sehr große Angst gehabt, dass es eben wirtschaftlich eine Katstrophe geben wird, wenn die Amerikaner ausbleiben. Es war bei uns aber nicht so, denn andere Märkte haben sich zu dieser Zeit geöffnet und die Amerikaner sind durch andere Nationalitäten ausgeglichen worden. Würde Ihr Szenario zutreffen, müsste man sich in diesem Falle noch stärker auf den deutschen und europäischen Markt einstellen, um die Einbrüche zu kompensieren, was auch gelingen würde.

Bald finden die großen Reisemessen wie die ITB Berlin oder die GTM statt, allerdings virtuell. Auch Sie planen eine virtuelle Messe im März. Können Sie uns schon etwas Näheres dazu sagen?
Gemeinsam mit unseren Partnern der „Jewels of Romantic Europe“ werden wir im März eine virtuelle Messe veranstalten. Wir bieten die touristischen Höhepunkte in Bayern, Tirol und Salzburg an, die alle nah beieinander liegen. Von einer Firma, die sich auf virtuelle Messen spezialisiert hat, wird momentan für uns eine Messehalle gestaltet und die Landschaften der oben genannten Destinationen virtuell nachgebaut. Mit einem virtuellen Zeppelin und Heißluftballons fliegt man durch die verschiedenen Regionen. Die virtuelle Messehalle selbst wird spektakulär über dem Schloss Neuschwanstein schweben, das sieht schon jetzt im ersten Entwurf unglaublich toll aus. Jeder Partner gestaltet seinen eigenen Messestand mit echten Fotos oder Filmen. Die Messebesucher sind – wie in einem Computerspiel – Avataren. Wir werden dazu unsere Kunden und Partner einladen, mit denen wir dann persönliche Gesprächstermine über die Webcam vereinbaren. Diese Gesprächspartner der Reiseindustrie sind dann live zugeschaltet. Die Kunden wiederum können sich selber durch die Messehalle virtuell bewegen, den nächsten Stand ansteuern oder sich für eine kurze Pause auf die verglaste Aussichtsterrasse mit Blick auf Hohenschwangau zurückziehen und den spektakulären Blick genießen.

Text: Sabina Riegger · Foto: privat

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