Coronavirus

Prost, Pandemie!

Nicht nur in Deutschland ist der starke Anstieg des Alkoholkonsums während der Corona-Zeit gestiegen. Das Corona-Virus stellt derzeit ein großes physisches gesundheitliches Problem für viele Menschen dar. Gerade in den Lockdown-Zeiten der seit Monaten anhaltenden Pandemie bringt Covid-19 so auch vermehrt psychische Schwierigkeiten in der Gesellschaft mit sich, was sich beispielsweise in den gestiegenen Fallzahlen von Leuten mit Suchtproblemen nierderschlägt.

Das bestätigt jedenfalls die Leiterin der Suchtfachambulanz Marktoberdorf der Caritas der Diözese Augsburg, Ulrike Pahl. In den vergangenen Monaten hat insbesondere der Alkoholmissbrauch sehr zugenommen. „Das hat wohl viel mit dem ersten Lockdown im Frühjahr zu tun“, unterstreicht Pahl und fügt hinzu, dass sich in dieser Zeit die diversen Selbsthilfegruppen, die es auch bezüglich anderer Suchtprobleme gibt, nicht treffen durften. „Es hat sich ein sogenannter Rückstau gebildet, der jetzt zum Vorschein kommt“, so die Sozialpä-
dagogin. Übermäßiger Alkoholkonsum stellt in der hiesigen Gesellschaft indes proportional ein größeres Problem dar, als illegale Drogen, Tabak, Medikamente, Essstörungen, Glücksspiel, Medien- und Computerspielsucht beziehungsweise andere Suchtgefährdungen und Abhängigkeiten, bei denen Pahl und ihre zwei Kollegen ebenfalls zuständig sind. „ Alkohol ist ein schnell verfügbares Mittel, um Krisen kurzfristig zu bewältigen. Das ist allerdings trügerisch. Hinzu kommt, dass bei Verdachtsfällen im Hinblick auf Alkoholmissbrauch sowohl im Bekanntenkreis als auch in der Familie viel geduldet und so das Problem mitgetragen wird“, betont Pahl. Auch ältere Menschen, die alleine Leben und vereinsamt sind, greifen zum Alkohol. Da wird das Trinken zur heimlichen Sache, manche schämen sich dafür.

Der Sozialpädagogin ist es wichtig, deshalb die verschiedenen Beratungs- und Hilfsangebote auch unter den jetzigen coronabedingten Beschränkungen mit den dazu notwendigen Hygienemaßnahmen weiterhin machen zu können. Selbsthilfegruppen dürfen sich treffen. Für suchtkranke Menschen ist das besonders wichtig, denn bei ihnen bricht die gewohnte Struktur weg. Das kann die Arbeit sein, Menschen, die sie regelmäßig treffen oder auch die Selbsthilfegruppen. Für sie bedeutet es eine Sicherheit, eine Konstante, die sie für sich brauchen. Selbst für trockene Alkoholiker bedeutet der Einbruch von sozialen Kontakten ein höheres Risiko, in das ale Schema zu verfallen.

„Es dauert relativ lange, bis bei den Betroffenen oder deren Angehörigen ein Problembewusstsein in Bezug auf die jeweilige Suchtgefahr entsteht.“ Berufskollegen sowie Freunde und Bekannte können auch die kostenfreien Beratungsangebote in Anspruch nehmen. Schließlich können bestimmte Suchtverhaltensweisen so zu unerwünschten Folgen führen wie soziale und berufliche Probleme, Gesundheitsschäden, Beziehungskonflikte, Verletzungen und Unfälle beziehungsweise Konflikte mit dem Gesetz. Die Beratungs- und Behandlungsangebote der Suchtfachambulanz Marktoberdorf beziehen sich dabei unter anderem auf allgemeine Informationen zum Thema Sucht, die psychosoziale Begleitung Substituierter, die Vorbereitung auf und die Vermittlung in eine ambulante beziehungsweise stationäre Therapie, die Unterstützung bei Kostenklärung und Reha-Antragsstellung, ambulante Weiterbehandlungsmaßnahmen sowie die Reha-Nachsorge und die Vernetzung mit anderen Diensten der Suchthilfe.

Die Suchtfachambulanz Marktoberdorf, deren geschultes Fachpersonal der Schweigepflicht und den Datenschutzrichtlinien unterliegt, ist in der Tigaustraße 1, 87616 Marktoberdorf. Telefonisch erreichbar ist sie dort Montag bis Freitag von 9 bis 12 sowie Montag bis Mittwoch von 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung unter der Nummer 08342/9153870. Per Fax unter 08342/9153880 beziehungsweise unter suchtfachambulanz.marktoberdorf@caritas-augsburg.de. Die Außensprechstelle Füssen befindet sich in der Ritterstraße 10, 87629 Füssen. Dort ist sie erreichbar unter Tel. 08362/37269, Fax 08362/940895 und suchtfachambulanz.fuessen@caritas-augsburg.de.

Text: Sabina Riegger · Alexander Berndt

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