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Alte Kunst und Tradition

Mit ihrem Alter spiegelt diese Uhr schließlich genau das wider: Die Vergänglichkeit, die dabei ein ständiges Thema ist, durch Reparatur und Restauration irgendwie wieder aufzuheben.

25 Jahre lang forschte Ralph Prinz nach dem Verbleib der Horizontaluhr von Mathias Meurer. Es war Zufall oder wie es der Uhrmachermeister nennt, Gottesfügung, als er sie in einem Katalog des Auktionshauses Sothebys in London entdeckte. „Ich war an einer Taschenuhr von König Ludwig interessiert und wollte sie meinen Leuten im Internet zeigen. Also scrollte ich im Auktionskatalog und kam unerwartet an die Maurer-Uhr“, erzählt der Uhren-Fachmann. Innerhalb einer Woche erwarb er das Unikat, im Übrigen auch die einzige Uhr von Mathias Maurer. Es gab einige Mitbieter, doch letztendlich bekam der Füssener den Zuschlag. Jetzt befindet sich die Tischuhr nach 260 Jahren wieder in Füssen. „Wenn sie erzählen könnte, wären das sicherlich interessante und wissenswerte Geschichten“, so Ralph Prinz. Die Uhr ist eine kleine, feuervergoldete, sechseckig verglaste Horizontal-Tischuhr mit Schlag- und Weckerwerk auf Glocke aus der Zeit um 1760. Sie hat einen umklappbaren Gehäuseboden mit gedrehten Füßen und aufgehängter Silberstahlglocke, ein dekoriertes vergoldetes Werk mit filigraner Spindelbrücke sowie eine Spindelhemmung mit Schnecke-Kette-Antrieb und der Werkgravur „Madhias Maurer Fiesa“. Ralph Prinz ist fasziniert von der Uhr, die ein bombiertes Emailzifferblatt mit römischen Zahlen hat. Sieht man genauer hin, entdeckt man auf den filigranen Messingzeigern eingravierte Drachenköpfe.

Wenn der Uhrmachermeister über Uhren spricht, dann spürt man die Leidenschaft dafür. Die Zeitmesser faszinieren ihn, die Materialien, die Uhrwerke – es sind Kunstwerke für sich. Früher konnten sich nur wenige eine Uhr leisten. Erst die Industrialisierung machte es möglich, in Mengen zu produzieren, so dass man sich mit zwei bis drei Monatsgehältern eine Uhr kaufen konnte. „Auch da gibt es Raritäten darunter“, schwärmt der Familienvater. In seinen Geschäftsräumen gibt es diese schönen Raritäten aus den 50er und 60er Jahren, die ein zeitloses, elegantes Design haben, ganz zu schweigen von dem hochwertigen Material und der präzisen Arbeit. „Für diese“ Uhren gibt es viele Liebhaber, die etwas Besonderes am Handgelenk tragen wollen“, so Ralph Prinz. Wie viele Schrauben, Federn und Plättchen in seiner Werkstatt zu finden sind, weiß er nicht genau. Er hat sein ganzes Leben lang gesammelt und die Faszination Uhr gelebt.

Dass er der letzte Uhrmachermeister in Füssen ist, möchte man nicht glauben. Füssen war die Lauten- und Geigenbauerstadt, aber auch die Stadt der Uhrenmacher. Von ihrer Arbeit konnten sie nicht immer gut leben. Es war kein Geheimnis, vielmehr eine traurige Realität. „Johann Maurer erhob Pflastergeld, wenn man die Stadt betrat. Andere wiederum waren Tagelöhner. Schafften sie es, eine Uhr zu verkaufen, konnten sie von diesem Geld fast ein Jahr lang leben“, erzählt Prinz, der sich auf der ganzen Welt schon einen Namen gemacht hat, zumindest bei jenen, die verstehen, welche Faszination eine schöne Uhr ausüben kann, die in ihrer Komplexität ein wahres Kunstobjekt ist oder vielleicht doch eine kleine Maschine? „Wie auch immer, eine Uhr ist etwas Besonderes, die auch gepflegt werden muss“, erklärt der Uhrenliebhaber.

Und genau deswegen kommen die Kunden, weil sie wissen, dass ihre Uhren bei ihm in den richtigen Händen sind. Ob neu oder alt, ob sie ein schönes Lederband oder schlichtweg nur Batteriewechsel brauchen, Ralph Prinz weiß jede Uhr zu schätzen. Eine mechanische Uhr sollte man alle fünf bis acht Jahre reinigen und ölen, weil sich das Öl nach dieser Zeit zersetzen und Wechselwirkungen auslösen kann. Denn wenn das Öl verdunstet, läuft die Uhr trocken und verschleißt nach einiger Zeit. Auch bei Quarzuhren sind Wartungen ein Muss. Hier überprüft man die Dichtungen, weil Feuchtigkeit das Uhrwerk zerstört und die Uhr dann verrostet. Dass die Ersatzteile bei einer hochwertigen Uhr teurer sind, weiß der Geschäftsinhaber. „Doch man sollte sich immer vorher darüber Gedanken machen, wie wertvoll eine Uhr für einen selber ist. Dabei zählt nicht der materielle Wert, sondern der persönliche. Eine Uhr begleitet uns, manchmal sogar ein Leben lang.“

Uhren-Service Prinz e.K. · Firmeninhaber: Ralph Prinz
Von-Freyberg-Straße 3 · 87629 Füssen · Tel.: 08362-6111
E-Mail: info@uhrenservice-prinz.de · www.uhrenservice-prinz.de
Öffnungszeiten: Di + Do 10.00-12.00 und 15.00-18.00 Uhr
sowie nach Vereinbarung

TEXT: SABINA RIEGGER · FOTO RIE (2) FABIAN PRINZ (1)

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