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Michelle Derbach sagt der SPD adé

Kritik an Genossen und mangelnder Bürgernähe

Den ein oder anderen Genossen, der Michelle Derbach kennt, wird die Nachricht vielleicht gar nicht überrascht haben. Rund vier Wochen nach dem letzten Parteitag des SPD-Unterbezirks Ostallgäu/Kaufbeuren am 26. September, gab die 16-Jährige jedenfalls bekannt, dass sie aus der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und damit der ebenfalls ehemaligen politischen Heimat ihres Uropas, Opas und Vaters austritt. Nachdem ihr „viele Dinge durch den Kopf“ gegangen seien, erklärt die Schülerin, die zuletzt für das Amt des Unterbezirksvorsitzes kandidiert hatte und bei den parteiinternen Wahlen Ilona Deckwerth unterlegen war, in einer Pressemitteilung, dass ihr Austritt jetzt „zwingend notwendig“ sei. Als Hauptgründe für ihren Parteiaustritt führt die in Vils in Tirol lebende junge Frau indes unter anderem die mangelnde Bürgernähe und Modernität der SPD an, die auch dazu geführt hätten, dass junge Leute und normale Parteimitglieder ohne Amt „zu wenig Einflussmöglichkeiten“ hätten. Demzufolge würde dem Parteinachwuchs kaum Chancen gegeben, etwas für seine Generation zu bewirken, beziehungsweise mehr „grüne Politik“ zu betreiben. Mit ihrer Kandidatur für den Unterbezirksvorsitz wollte Derbach indes zeigen, dass man in der SPD die Zeichen der Zeit verstanden und entsprechende Lehren aus den letzten Wahlen gezogen hat, bei denen die Genossen eine krachende Niederlage erlitten hatten.

Mit speziellem Blick auf den Unterbezirk Ostallgäu/Kaufbeuren kreidet sie dagegen an, dass die seit 2003 als Vorsitzende fungierende Deckwerth im Vorfeld der jüngsten Wahlen bis auf Derbach keine(n) Gegenkandidatin(en) hatte. Schließlich gibt die in Reutte aufs Gymnasium gehende Schülerin zu, dass sie „unbequem und kein Parteisoldat“ und „sicher schon mal jemandem mächtig auf die Füße getreten“ sei. „Das ist aber auch recht so“, untermauert Derbach ein gewisses Selbstbewusstsein, mit dem sie denn auch den in ihren Augen allzu öffentlich kritischen Umgang mit dem Füssener Ex-Bürgermeister Paul Iacob anprangert. Hier hätte sie sich mehr parteiinternen Tadel gewünscht, der jedoch nicht an die große Glocke in der Presse hätte gehängt werden dürfen. Gleichzeitig gesteht Derbach, dass „mein junges Alter“ wohl eine Rolle dabei gespielt haben dürfte, dass sie nicht Unterbezirksvorsitzende geworden ist. Das hat sie natürlich schon ein bisschen geärgert, zumal sie aus den eigenen Parteireihen „kaum Unterstützung“ für ihre Kandidatur gegen Deckwerth erhalten habe, worüber sie sich „etwas enttäuscht“ äußert und sagt: „Das finde ich traurig.“

Ihr Austritt aus der SPD bedeutet allerdings keine generelle Abkehr von der Politik, wo sich Derbach auch weiterhin in einer Partei engagieren und „in Füssen aktiv“ bleiben will, während sie zwar noch nicht offen betont, welche dies ist. Jedoch habe sie schon „eine im Visier“ und so dürfte es nicht schwer zu erraten sein, wohin Derbach ihr künftiger Weg in der Politik führt, wenn sie unterstreicht: „Trotz allem bleibt mein Herz rot. Grün ist es aber auch.“

Text: Alexander Berndt · Foto: Michelle Derbach

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