Menschen

Ganz privat und doch anders

Uli Pickl schreibt seine Biografie.
Das Buch soll voraussichtlich im September erscheinen.

„Ich habe es für mich geschrieben. Eine Art Reflexion“

Uli Pickl

„Ich hatte schlechte Lehrer, das war eine gute Schule“ – Wer ihn nicht kennt, weiß mit diesen Sprüchen nichts anzufangen. Uli Pickl liebt Aphorismen, am liebsten die, die das Leben schrieb. Er ist das, was man einen „Macher“ nennt, der Dinge an- und ausspricht, Theater liebt und sich am liebsten zurückzieht, um nachzudenken und Lebensgeschichten auf Papier zu bringen. La Palma, das ist seine Insel. Hier hat er alles, was er braucht, um Kraft und Ideen zu sammeln: Garten, Haus, Meer und die Sonne. Viele seiner Theaterstücke, oder vielleicht sogar alle, sind im Haus am Meer entstanden.

Dass er die Bühne liebt, ist offensichtlich. Sie ist das, worauf er sich trittsicher bewegen kann. Und wenn man sich jetzt fragt, ob Gastronomie und Theater zusammenpassen, dann muss man es mit einem klaren „Ja“ beantworten. Und Politik? Wahrscheinlich passt Theater noch besser dazu, doch auf dieser Bühne wollte Pickl nicht mehr mitspielen und überließ sie anderen. Es war Zeit, sich zurückzuziehen. „Ich hatte das Gefühl, dass ich da nichts mehr Sinnvolles ausrichten konnte“, blickt er zurück. Pickl hat viele Ideen. Sie „geistern“ in seinem Kopf so lange herum, bis er sie zum Leben erweckt. So wie das Buch, das im September erscheinen soll. Es ist fertig geschrieben, zusammengesetzt aus vielen kleinen Notizen und Erinnerungen. Zwei Jahre hat er alles gesammelt, seine Gedanken in wenigen Worten niedergeschrieben, um sie aufzuheben für das große Etwas – seine Biografie.

Wer sonst könnte sein Leben besser zusammenfassen als er selbst? Ein Leben, das viele Jahre mehr aus Tiefen als Höhen bestand. Der hin- und hergeschoben wurde wie ein Gegenstand, der irgendwie dazu gehörte und doch nirgends richtig dazu passte. Sein Anker: Bruder Willi, zu dem er immer wieder ausbrach. Das Drehbuch seines Lebens ist so wie ein Rosamunde Pilcher Film. Sein Leben liest sich wie ein Drehbuch für einen Film über ein Kind ohne Mutter, das bei seiner Tante und ihrer Familie lebt. Der Onkel, der ihn schikaniert und demütigt. Dass man einen Menschen mit Worten brechen kann, weiß Uli Pickl zu genau. Immer wieder stellte er sich vor, wen und was er in seinem Buch erwähnen wird. Letztendlich fiel es viel milder aus.
„Es ist der Corona-Zeit geschuldet. Es hat mich irgendwie demütiger gemacht“, erzählt er. So wie viele andere auch, nutzte er die Zeit für sich, um seine Biografie fertig zu schreiben. „Ich habe mich im Panoramarestaurant ausgebreitet. Jeder Tisch wog zehn Jahre meines Lebens“, sagt er. Uli Pickl ist ein Gastronom, zugegeben ein etwas anderer als üblich. Er ist Koch geworden, weil es einfach so war. Keine Fragen, keine Wünsche – und falls er doch nach dem Warum und Wieso gefragt hätte, hätte er keine Antwort bekommen und seine Situation wäre die gleiche geblieben. Er war das „arme Büble“ und der „aus dem wird nichts“. Dementsprechend war sein Weg, der alles andere als gerade war. „Dafür hatte ich viele Ecken und Kehren und dahinter begegnete ich vielen interessanten Menschen, die mich prägten. Sei es durch ihre freundschaftliche Art oder durch verbale Verletzungen. Das hat mich stark gemacht aber auch verständnislos gegenüber jenen Menschen, die jammerten und Schwäche zeigten“, meint er. Als er 34 Jahre alt wird, bekommt er eine Diagnose, die sein Leben von da ab verändert. Er leidet unter schweren Entzündungen des Gewebes. „Ich hatte eine furchtbare Zeit, die schwierigste in meinem Leben“, blickt er zurück. Die Prügel und Demütigungen als Kind standen nicht mehr im Vordergrund. Es gab da viel Wichtigeres: Seine Familie und diesen unglaublichen Wunsch, es allen zeigen zu müssen:“Seht her, ich habe es geschafft“. Pickl verschönert nichts in seiner Autobiografie. Sie ist erschreckend ehrlich ohne Hintergedanken und dem Wunsch, dass es anderen gefallen muss. „Ich habe es für mich geschrieben. Eine Art Reflexion“, sagt er, zu der auch die Zeit, als er sich selbständig machte und alles auf Pump kaufte, genauso dazu gehört der Wunsch, anderen zu helfen, wie zum Beispiel „Little Smile“.

Aus einem Chancenlosen ist ein Einserschüler geworden. Dass er mal so viel erreicht, nein, das hat er nicht gedacht, aber gehofft. “Hinfallen und liegen bleiben oder aufstehen und weitermachen. Es gab nur diese zwei Alternativen“, so der Familienvater. Er hat sich für das Aufstehen entschieden.

Text: Sabina Riegger

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