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Hämorrhoiden

(k)ein peinliches Problem (Teil 2)

Fast jeder zweite Erwachsene leidet heutzutage unter Hämorrhoiden. Dennoch sind sie immer noch nach wie vor ein gesellschaftliches Tabu-Thema. Es handelt sich dabei um ein Geflecht von Venen und Arterien am Enddarm, die zusammen mit dem Schließmuskel dem Verschluss des Afters dienen. Ein erhöhter Druck am Darmausgang, etwa durch vermehrtes Pressen beim Stuhlgang oder auch bei der Entbindung führt zur Vergrößerung dieses Gefäßpolsters. Ein harter Stuhlgang, Verstopfung, aber auch stärkere Durchfälle können u.a. dazu führen, dass unangenehme Beschwerden auftreten.

Erste Symptome sind sind Jucken, Brennen, ein Druck oder Fremdkörpergefühl, aber auch ein unangenehmes Nässen. Später sind kleine Knötchen tastbar; am Anfang kann man sie noch „zurückschieben“. Bei starker Verstopfung und sehr hartem Stuhl können zusätzlich Risse, sogenannte Analfissuren auftreten. Diese sind sehr schmerzhaft und bluten eventuell. Auf jeden Fall allerspätestens bei Blut im Stuhl sollte bei Hämorrhoiden immer die Abklärung durch den Arzt erfolgen, denn nur bei den ersten zwei Schweregraden ist eine Selbstbehandlung überhaupt möglich! Zur Therapie gehört unbedingt eine Normalisierung der Verdauungstätigkeit durch Ernährungsumstellung und vermehrte körperliche Betätigung im Alltag.

Die homöopathische Selbstbehandlung richtet sich nach den individuellen Symptomen, vor allem dem Schmerzcharakter und anderen Zusammenhängen. Empfehlenswert sind in akuten Fällen niedrigere Potenzen wie D12 oder C 12. Bei stärkeren Schmerzen oder Entzündungen ist von einer Selbsttherapie abzuraten.

Aesculus: Viele Blähungen, Patienten neigen generell zu Krampfadern, auch an den Beinen. Oft Schmerzen beim Stuhlgang und lange danach, häufig mit Schleimabgang. Splitterschmerz, strahlt auch in den Rücken und die Hüfte aus. Schlechter in der Bettwärme. Hämorrhoiden in der Schwangerschaft.
Acidum nitricum: Starke Schmerzen beim Stuhlgang, als ob der After reißt, stechend. Auch zwischen den Toilettengängen starke Schmerzen. Analfisteln und -fissuren, Risse allgemein an Schleimhautübergängen. Stuhlgang oft dünn und scharf.
Hepar sulfuris: Frostige Patienten, sehr empfindlich auf Berührung. Die Hämorrhoiden sind schleimig bedeckt. Splitterschmerzen.
Paeonia: Starke Schmerzen, Brennen und heftiger Juckreiz, vor allem während und kurz nach dem Stuhlgang. Verhindert den Stuhlgang oft, so heftig ist der Schmerz. Gefühl wie abgeschnürt, starke Schwellung. Häufig Fissuren. Schlimmer beim Reinigen, Berührung, beim Gehen.
Nux vomica: Schwierigkeiten beim Stuhlgang, häufiges Pressen und Absetzen nur kleiner Stuhlportionen. Gefühl „nie richtig fertig zu sein“. Stuhldrang beim Urinieren. Zusammenschnürungsgefühl, schmerzhafter Krampf des Enddarmes mit vielen Beschwerden im Bauch (Blähungen, Schmerzen, Sodbrennen u.a.). Reizbarkeit durch die Beschwerden. Oft nach zu viel Essen oder Alkohol. Schlechter in Stresssituationen, am Morgen, durch langes Sitzen, Ärger. Besser durch kurze, kalte Anwendungen wie Kneipp-Waschungen, reichlich Stuhlgang, Ruhe und genügend Schlaf.
Pulsatilla: Wundheitsgefühl und Stechen. Beschwerden schlechter nachts, vor oder nach der Periode und der Entbindung. Schlechter durch äußere Wärme.
Sulfur: Durchfall abwechselnd mit Verstopfung. Alle Körperöffnungen sind sehr rot. Brennende Schmerzen. Große Hämorrhoiden, schlechter nachts im Bett, wecken morgens den Patienten. Nach langem Stehen, während der Periode, Schwangerschaft und Entbindung.
Lycopodium: Blähungen und eher Verstopfung. Verträgt nichts Enges um den Bauch. Gefühl, als sei der Darm noch nicht vollständig entleert. Eher schleimig. Besser durch ein warmes Sitzbad. Die Dosierung der akut niedrigen Potenzen D12/C12 sollte sein: 3-5 x täglich 5 Globuli. Bei starken Beschwerden kann die Dosis auch mal stündlich erfolgen. Beim Nachlassen der Beschwerden kann wieder reduziert werden.

Sehr gut sind natürlich auch pflanzliche Präparate, die vorzugsweise als Zäpfchen (eher für den innerlichen Bereich) oder Salben angewendet werden, um die akuten Beschwerden zu reduzieren und zu lindern. Sogar eine Abheilung leichterer Probleme ist möglich, wenn man die anderen, oben erwähnten Empfehlungen mit berücksichtigt.

Hamamelis (Hamamelis virginiana) – Zaubernuss
Der botanische Name leitet sich aus den griechischen Wörtern „hamatos“ und „melos“ her, was mit „hakiger Apfel“ übersetzt werden kann und auf die etwas eigenartige Form der Kapselfrüchte verweist. Was aber wohl zu dem Namen „Zaubernuss“ geführt hat, ist die Tatsache, dass sich die Früchte vor den Blüten entwickeln! In den Früchten entwickelt sich eine Kapsel, die mit einem Knall zerplatzt und 2 schwarze Samen bis zu 4 Meter herausschleudert und erst im Herbst kommen dann die kleinen gelben Blüten heraus!

Beheimatet ist die im englischen auch als Hexenhasel bezeichnete Pflanze ursprünglich in Nordamerika. Die ersten Siedler machten mit Sicherheit schon Bekanntschaft mit dieser außergewöhnlichen Pflanze, denn sie war bei den Ureinwohnern bereits sehr gut bewährt und geschätzt. Die Blätter und die Rinde wurden traditionell von vielen Indianerstämmen zu Heilzwecken genutzt. Wundgerittene Haut, Verbrennungen, Schürfwunden und natürlich Hämorrhoiden sowie andere Blessuren waren sicher nur einige hilfreiche Anwendungsgebiete der Einwanderer auf dem weiten Weg gen Westen.

Die wirksamen Inhaltsstoffe befinden sich sowohl in der Rinde als auch in den Blättern. Die Rinde enthält vor allem Gerbstoffe und etwas ätherisches Öl, das trifft auch auf die Blätter zu. Hamamelis lindert, z.B. in Form in Salben oder Cremes, Juckreiz und Entzündungen auf der Haut. Hier ist natürlich die Indikation Hämorrhoiden ganz klar angesagt. Darüber hinaus stoppt die Zaubernuss auch leichtere Blutungen, wie durch kleine Schnittwunden, und regt die Wundheilung an. Hier wirken die Gerbstoffe besonders gut. Hamamelis als Gurgellösung hilft bei entzündeter Mundschleimhaut und das Wasser der „Hexenhasel“ kann sehr gut als Gesichtstonikum verwendet werden, u.a. nach der Rasur.

Eiche (Quercus robur)
Die Eiche gilt als Symbol der Ewigkeit und zahlreiche Sagen und Mythen ranken sich um sie. Da die Bäume bis zu 1000 Jahre alt werden können, haben sie wohl die Menschen von jeher fasziniert und so weihten u.a. die Kelten sie dem Wettergott Taranis und die nordischen Völker dem Donner- und Kriegsgott Thor.
Neben ihrer mythischen Bedeutung spielt die Eiche schon seit der Antike als Heilpflanze eine große Rolle. Heilkundige schätzten ihre Rinde seit Jahrtausenden als blutstillendes Mittel.

Wie schon erwähnt kommt die graubraune, rissige Rinde der Eiche zum Einsatz, da sie sehr viele Gerbstoffe enthält, zwischen 8 und 20 Prozent. Diese Inhaltsstoffe wirken adstringierend, also zusammenziehend. Sie reagieren dabei mit den Eiweißen, die sich in Haut und Schleimhaut befinden, und verfestigen die oberen Gewebsschichten. Kleine Blutgefäße werden abgedichtet, so ergibt sich ein blutstillender Effekt. Äußerlich oder auch innerlich im Analbereich angewendet wirken Eichenrindenpräparate u.a. sehr gut juckreizstillend. Bei Hämorrhoiden kann man auf ein Sitzbad, Zäpfchen oder eine Salbe zugreifen. Das Sitzbad geht recht einfach: 25 g Rinde in 1 L Wasser 15 min. köcheln, abseihen und abkühlen lassen. In eine Wanne geben und mit Wasser aufgießen, 1 Mal pro Tag 10 min. baden.

Also keine Angst vor dem „Tabu-Thema“

Ihre Apothekerin
Simone Wagner

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