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Der Leidenschaft für antike Uhren ist es zu verdanken, dass die Geschichte der Füssener Uhrmacherkunst weitergeht. Nach der Aufgabe seines Geschäfts „Juwelier Wollnitza“ in der Hutergasse hat sich Uhrmachermeister Ralph Prinz in neuen Räumlichkeiten niedergelassen und führt dort seine Uhrenwerkstatt unter dem Namen „Uhren-Service Prinz“ erfolgreich fort.

Ralph Prinz hat schon früh seine Bestimmung gefunden: „Die Leidenschaft für meine Arbeit fing schon als Kind an. Mein Vater war Uhrmachermeister und hat mich mit seiner Leidenschaft angesteckt“, erzählt der 54-Jährige. Ihn fasziniert vor allem die Auseinandersetzung mit handwerklichen Meisterleistungen, ebenso wie die Beschäftigung mit der Vergänglichkeit, die ihm durch die Arbeit an den unterschiedlichsten Zeitmessern allgegenwärtig wird. Uhren erzählen immer eine Geschichte. Ob es Erbstücke sind, die manche Kunden für mehr Geld bei ihm reparieren lassen als sie es tatsächlich wert sind, weil sie einen ideelen Wert für sie haben oder echte Unikate, wie die Uhr eines Kampfschwimmers namens Rösel aus dem Zweiten Weltkrieg. „Diese Uhr aus dem Krieg kann eine faszinierende Geschichte über ihren Besitzer erzählen“, erklärt er sichtlich stolz. „Schließlich trug der Soldat der Spezialeinheit die Uhr vermutlich sein Leben lang am Handgelenk. Auch bei seinen Einsätzen unter Wasser. Sie war die erste wasserdichte Uhr von Panerai. Das Gehäuse und das Uhrwerk war von Rolex und wurde in geringer Stückzahl an die Kampfschwimmer-Einheit ausgegeben. Nach ihrer Dienstzeit durften die Soldaten sie behalten. Inzwischen gibt es sogar ein Buch, in dem neben der Lebensgeschichte des Soldaten auch dessen Uhr und ihre Instandsetzung durch Ralph Prinz mit einem eigenen Kapitel gewürdigt wird. Aufgrund dieses Buches suchte ihn ein Mann aus Dubai auf, der die gleiche Uhr besaß und sie restaurieren lassen wollte.

Viele Uhren, die Ralph Prinz mit seinem Team, bestehend aus Hartmuth Bochinski, Uhrmacher, und Hannah Ferchl, Auszubildende, heute restauriert, sind zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert entstanden – also ganz ohne Strom und mit eigens hergestellten Werkzeugen. Da Uhren für den Uhrmachermeister mehr als nur schlichte Zeitmesser sind, achtet er bei der Reparatur und Restauration vor allem darauf, dass alles originalgetreu erhalten bleibt. Moderne Bauteile, wie Kreuzschrauben in die alten Uhren einzubauen, ist in der Werkstatt von Prinz streng verboten. Denn was es zur Zeit der Entstehung einer Uhr nicht gegeben hat, darf nicht nachträglich eingebaut werden. „Wer Oldtimer fährt und restauriert, kennt das“, ergänzt er mit einem Augenzwinkern. „Bei mir heißt es, geht nicht, gibt’s nicht. Ich gebe keine Uhr auf, ganz gleich, wie alt sie ist, was sie wert ist oder wie kompliziert die Reparatur sein wird. Nur, wenn eine Reparatur voraussichtlich besonders viele Stunden in Anspruch nehmen wird, lehne ich einen Auftrag ab. Denn neben der Unwirtschaftlichkeit kommt ja auch hinzu, dass ich einfach nicht die Zeit habe, um hunderte Stunden in eine Uhr zu investieren.“

Einmal hat er das allerdings gemacht – so kamen 150 Arbeitsstunden für eine Reparatur zusammen. Allein der Name der Uhr „Grand Complication“ lässt den Arbeitsaufwand erahnen. Diese spezielle Taschenuhr beinhaltet neben der Zeitanzeige noch ein Schlagwerk, ein ewiges Kalendarium und eine Stoppuhr. Zusammengehalten werden ihre Bestandteile von 110 Schrauben, deren Köpfe Ralph Prinz Stück für Stück poliert hat. Bei etwa sieben Minuten pro Schraube kamen da nur zum Polieren schon 12 Stunden Zeitaufwand zusammen.

Diese handwerkliche Qualität gepaart mit fundiertem Spezial-Wissen hat sich inzwischen neben Dubai bis nach Australien und die USA herumgesprochen. „Nach der Schließung meines alten Ladens, den ich 2009 von meinen Eltern übernommen habe, berufe ich mich jetzt darauf, was ich gerne mache und was ich besonders gut kann. Das ging im Juweliergeschäft nicht mehr. Dort war die Arbeitsbelastung in Werkstatt, Beratung und Verkauf am Ende enorm hoch. Zuletzt habe ich 80 Stunden die Woche gearbeitet. Dazu kam noch der zunehmende Konkurrenzdruck durch das Internet. Mein Familienleben und die Gesundheit litten. Also zog ich die Reißleine und das war das Beste, was ich zurückblickend tun konnte“, resümiert der Allgäuer.

Seine neue Werkstatt verfügt über 160 Quadratmeter Fläche, die Räume sind offen eingerichtet mit viel Licht und Platz. Neben den Restaurationsarbeiten bieten Ralph Prinz und sein Team auch weiterhin einen Batterieservice und Armbänder für Armbanduhren an. Restaurierte Uhren bekommen eine Garantie von zwei Jahren. Die Werkstatt ist zertifiziert für die Reparaturen hochwertiger Armbanduhren wie Omega und IWC.

Uhren-Service Prinz e.K. · Firmeninhaber: Ralph Prinz
Von-Freyberg-Straße 3 · 87629 Füssen · Telefon: 08362 6111
E-Mail: info@uhrenservice-prinz.de · www.uhrenservice-prinz.de

Text: Sven Ademi · Fotos: privat (1), rie (3)

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