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Eine bierige Nonne

„Bier ist gesund, macht schlank und hat viele Mineralstoffe“ Schwester Doris Engelhard

Sie ist eine Wucht. Bayerisch, urgemütlich und sie nimmt kein Blatt vor den Mund. Dass sie Braumeisterin geworden ist, verdankt Schwester Doris Engelhard ihrer Ordensgemeinschaft der Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie von Mallersdorf. In der Klosterchronik kann man nachlesen, dass 1623 die Mallersdorfer Mönche das Recht bekamen „Bier unter dem Raiff (fassweise) zu verkaufen“. Seitdem braut das Kloster Mallersdorf, das zwischen Straubing und Landshut liegt, Bier.

500 Ordensschwestern, 260 Angestellte wie Elektriker, Pflegekräfte, Küchenhilfen und Andere, sowie die Fachakademie für Sozialpädagogik und die Mädchenrealschule mit 400 Schülerinnen gehören zum Kloster Mallersdorf. Die jüngste Ordensschwester ist 24 Jahre alt und die älteste ist über 100 Jahre. „Das Durchschnittsalter liegt bei 75 Jahren, da liege ich noch drunter“, scherzt die Nonne. Schwester Doris Engelhard ist die jüngste von zehn Kindern. „Ich hatte das Glück ganz gesunde Leute zu haben“. Damit meint sie die Art wie sie und ihre Geschwister erzogen wurden. „Meine Eltern haben uns viel mitgegeben. Wie ergeht es den Kindern, die keine Familie leben dürfen“, fragt sie.

Ursprünglich wollte die Ordensschwester Landwirtschaft studieren. Jetzt ist sie die einzige bierbrauende Nonne in Europa. Seit 50 Jahren steht sie in der Klosterbrauerei und braut Bier. Wie lange das noch gehen wird, weiß die gebürtige Fränkin aus Herrieden, nicht. Eine Nachfolgerin ist nicht in Sicht, sagt sie und hofft, dass sich doch noch jemand finden wird, der die klösterliche Brautradition weiterleiten wird. 3000 Hektoliter Bier und 800 Hektoliter Limonade produziert die Klosterbrauerei jährlich. „18 Prozent davon verbrauchen wir im Kloster, 40 Prozent wird ab der Brauerei verkauft und der Rest in der Umgebung zwischen Regensburg, Straubing und Landshut“, erklärt Schwester Doris. Außer zum Frühstück bekommt jede Nonne zum Essen ein Bier. „Bier ist gesund und macht schlank, vorausgesetzt man isst nichts dazu“, so die Ordensfrau, die ihr erstes Bier mit zugehaltener Nase trank. Vom Schlankheitswahn hält sie allerdings nicht viel. „Man muss sich doch am Leben erfreuen. Und wenn man alles etwas genauer betrachtet, dann weiß man, dass Fett und Zucker gesund sind, denn die Mengen machen es aus, dass man krank wird. Von allem zu viel ist ungesund“, sagt sie überzeugt. So wie sie auch, trinken ihre Schwestern , außer zum Frühstück, zu den Mahlzeiten ein Bier. Sie selbst macht während der Fastenzeit ein Freitagsbierfasten. Früh und mittags trinkt sie ein 0,25 Liter Glas Bier und am Abend eine Halbe, weil Bier entwässert und zudem viele Mineralstoffe enthält.

Immer noch ist die Bierbrauerszene von Männern geprägt. Einige Bierbrauer-Kollegen schauten anfangs etwas komisch, wenn sie Schwester Doris sahen. Nicht, weil sie eine Frau ist, sondern eine Nonne in Arbeitskleidung mit Nonenschleier. Die Rohstoffe für das Mallersdorfer Bier kommen alle aus der näheren Umgebung. „Wir bauen unsere eigene Braugerste an, den Hopfen beziehen wir in der Hallertau direkt vom Bauern und den lassen wir allerdings dort auch gleich verarbeiten. Das Wasser kommt aus Mallersdorf und Hefe kaufen wir von einer Brauerei.“

Wer nun gerne eine Kiste Weizen über das Internet bestellen möchte, wird Pech haben. Denn Weizen mag Schwester Doris nicht, genauso wenig wie das Dunkle. Diese zwei Sorten braut sie nicht. Überhaupt ist das Biersortiment überschaubar. Es gibt Vollbier, Zoigl – Vollbier mit Hefe -, und je nach Saison Bockbier. „Es wird weder kurzzeiterhitzt, noch pasteurisiert und deshalb schmeckt es anders – und genau das unterscheidet uns gegenüber den Brauereigiganten“, so die Braumeisterin. Ein weiterer Unterschied sind die Maurerflaschen, wie sie Schwester Doris nennt. „Als alle von den Bügelflaschen weggingen, blieben wir dabei. Ich hätte nie gedacht, dass sie wiederkommen. Es kommt alles wieder“, so ihr Resümee. Ihr Bier ist nicht gerade das günstigste, doch das kümmert die Braumeisterin wenig. „Keiner sagt etwas, wenn die Flasche Wein 15 Euro kostet und eine Flasche Craft Bier 10,- Euro. Wir müssen wirtschaftlich sein und verlangen auf unsere Bügelflaschen Pfand, das sind 50 Cent pro Flasche ab Brauerei und 1 Euro im Internet.“ Bislang nehmen es die Kunden gerne an. Sie merken den geschmacklichen Unterschied – und bitte wo gibt es noch wirklich ein klösterliches Bier, das von einer Nonne gebraut wird?

Text: Sabina Riegger · Bilder: privat

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