Menschen

Sport ist Leidenschaft

17 Jahre war Stephan Sinner Profi-Eishockeyspieler. Jetzt betreibt er mit seiner Frau Uli fünf Fitnesscenter und beschäftigt 45 Mitarbeiter

Niederlagen hinnehmen, wieder vom Neuen beginnen, den Druck aushalten, Siege feiern, gemeinsam Stärke zeigen – das ist für Stephan Sinner nichts Neues. Das hat er alles gelernt. Er war Eishockeyspieler in der Nationalmannschaft und spielte etwa 1.000 Spiele. Dabei wollte er Abitur machen und zum Grenzschutz gehen. Als die Frankfurter dem damals 17-Jährigen einen Vertrag anboten, war sein Vater der erste, der ihn dazu ermunterte, ihn anzunehmen. „Bua, so eine Chance bekommt man nicht wieder.“

Jetzt sitzen beide am Tisch ihres Sportstudios, vor ihnen ein Glas Wasser und ein Kaffee. Sport und Gesundheit spielt in ihrem Leben immer noch eine überragende Rolle. Als Stephan Sinner mit 35 Jahren seine Profi-Karriere beendete, hatte er schon längst seine Zukunft im Kopf geschmiedet. Von der war seine Frau nicht sonderlich begeistert. Sie wollte, dass er einen stinknormalen Beruf ausübt, so etwas wie Versicherungsmakler oder ähnliches. „Etwas Solides halt“, bricht es lachend aus ihr heraus. „Gut, dass ich nicht überzeugt davon war. Das ist kein Beruf für mich. Ich muss mit Leidenschaft dabei sein, sonst funktioniert es nicht“, so der Füssener. Wenn man den Familienvater kennt, dann weiß man auch, dass er ein strukturierter Mensch ist. Er macht sich zuerst mit dem Thema vertraut, wägt das Für und Wider ab, um sich dann zu entscheiden. So wie in einem Spiel. Man fokussiert den Gegner, lernt ihn kennen, um seine Schwächen und Stärken auszuloten. „Ich habe mir drei Jahre vorher schon Gedanken gemacht, wie es für mich beruflich weitergehen soll. Wir waren nicht mehr allein, sondern hatten eine Familie“, so Sinner. Das Fitnessstudio, in dem er regelmäßig trainierte, stand zum Verkauf. Für ihn eine Gelegenheit sich neu zu orientieren und sesshaft zu werden. Als er letztendlich das Fitnessstudio in Pfronten übernahm, hatte er sämtliche Scheine in der Tasche, BWL-Kurse besucht, Bücher gelesen und sich bestens auf seine neue Aufgabe vorbereitet. „Ich hatte das Glück zum 2. Mal mein Hobby zum Beruf zu machen“, erzählt er.Heute, mit 48 Jahren, blickt er lächelnd zurück. „Das waren manchmal turbulente Zeiten“, sagt er lächelnd. Seine Frau Uli pflichtet ihm bei. Seit ihrem 16. Lebensjahr sind die Beiden ein Paar. Sie, die temperamentvolle, langhaarige Frau, die meistens fröhlich durch den Tag geht und er, der ruhige und bedachte mit ständig neuen Ideen. Für Andere mag es komisch klingen, wenn Uli Sinner sagt, dass sie ohne ihren Mann ungern einer Freizeitgestaltung nachgeht. „Ungern ist nicht das richtige Wort. Ich mag es einfach nicht. Es gefällt mir, mit ihm zusammen den Tag zu verbringen und es ist mir keinesfalls zu viel“, sagt sie ohne Umschweife. Schwierige Zeiten hatten sie dennoch, damals, als Stephan Sinner in Frankfurt spielte und sie noch ihre Ausbildung zuhause in Füssen machte. „Drei Jahre hatten wir eine Wochenend-Beziehung. Wir haben viel telefoniert und uns den Tag erzählt. Dieses Vertrauen zueinander, sich auf den Anderen verlassen können, war unser Glück“, erzählt sie offen. Denn das Klischee von Frauen, die immer das gleiche Beuteschema verfolgen und auf der „Jagd“ nach erfolgreichen Sportlern sind, ist in Wirklichkeit keines, sondern entspricht den Tatsachen. Obwohl sie wusste, dass ihr Mann für solche „Angriffe“ nicht empfänglich war und er es eher belächelt hatte, ärgerte sie sich über die Dreistigkeit jener Frauen, die so manch eine Ehe zum Scheitern brachten. Nichtsdestotrotz empfanden Beide das Eishockey wie eine große Familie ist. Mann ist eine Zeit lang ein Teil von etwas Besonderem.

Mit seiner Frau Uli ist er seit 32 Jahren zusammen. Sie ist meine Stütze, sagt er.

Stolz schaut ihn Uli an. „Ich war dagegen, weil ich es mir nicht vorstellen konnte und weil ich Bedenken hatte“, gibt sie zu. „Alles, was er bis jetzt gemacht hat, war durchdacht – er muss mich eben immer überzeugen“. Dass sie den ganzen Tag miteinander verbringen ist für die attraktive Frau ein Gewinn. „Wir sind seit 32 Jahren Teamplayer.“ Zu dem ersten Studio sind mittlerweile vier hinzu gekommen. Die Sauna- und Fitness Inseln sind bekannt für ihr gutes Training, den familiären Umgang und für die Qualität ihrer Geräte und Kurse. Knapp 45 Mitarbeiter beschäftigt das Ehepaar. Beide Töchter sind im Geschäft eingebunden. „Vanessa studiert Fitnessökonomie und macht ein Duales Studium bei uns und Janina gibt in allen Studios Kurse“, sagen Beide nicht ohne Stolz.

Als sie mit dem Studio 2004 anfingen, waren die Tage zu kurz, es gab viel Arbeit und Neues zu lernen. Dass er auch mal hinfallen würde, das hatte Stephan Sinner eingeplant. Das Spiel kannte er bereits vom Sport: hinfallen und wieder aufstehen. Acht Jahre lang hat er fast alles alleine gemanagt. „Das war gut so. In einer Schule hätte man das so nie vermittelt bekommen.“ Er hat es geschafft, seine Arbeit so zu optimieren, dass er sich ab und zu eine Auszeit nehmen kann. Dann geht es in die Berge zum Skifahren, Wandern oder auf eine Kreuzfahrt. Seine beste Freundin hat er immer dabei. Was für ein Glück!

Text · Bild:Sabina Riegger

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