Fit & WellLeben

Natürlich gut Ein- und Durchschlafen

Selten hat sich mir ein Thema so „aufgedrängt“! Als ich mir überlegt habe, über was ich das nächste Mal schreibe, ist mir wirklich ungelogen jeden Tag ein Artikel über Schlafstörungen in die Hände gefallen. Na, ich brauche Ihnen ja nicht zu sagen, wie wichtig ein guter und gesunder Schlaf für Körper, Geist und Seele ist. Der sehr fachspezifisch klingende Begriff „Nichtorganische Insomnie“ bedeutet nichts anderes, als dass man einfach nicht schlafen kann und das ohne ein Vorliegen von psychischen oder körperlichen Gründen.

Die unangenehmen Folgen sind sicher vielen von uns bekannt: körperliche und geistige Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Leidensdruck („hoffentlich kann ich diese Nacht wenigstens schlafen“) und vieles mehr.

In seiner Verzweiflung ist man dann schon auch geneigt, zu einem schlaffördernden Mittel zu greifen. Natürlich spricht prinzipiell nichts dagegen. Das Beste wäre es freilich, z. B. die bekannten Risikofaktoren wie Termin- und Leistungsdruck, Nachtschichten, Überstunden, ständige Erreichbarkeit nach Feierabend, aber auch die gestiegene Mediennutzung (83% der Erwerbstätigen schauen vor dem  Einschlafen noch Filme oder Serien an, 68% arbeiten abends am Laptop oder Smartphone und jeder 8. kümmert sich um dienstliche Dinge, die den nächsten Arbeitstag angehen!) etwas einzuschränken, aber klar ist das leichter gesagt als getan. Übrigens sind auch immer mehr Kinder und Jugendliche hiervon betroffen (Statistiken sprechen hier von ca. 37%).

Warum nicht zusätzlich Hilfe aus der Natur in Anspruch nehmen? Eines der bekanntesten pflanzlichen „Schlafmittel“ ist sicher der Baldrian
(Valeriana officinalis). Baldrian wird bereits seit Jahrtausenden wegen seiner medizinischen Wirkungen verwendet. Bei den alten Griechen und Römern, aber auch in China, Indien und Arabien wurde er vielfältig genutzt, allerdings zunächst als Mittel gegen Entzündungen, zur Förderung der Menstruation, zur Entwässerung, bei Magen-Darm-Beschwerden, bei Augenleiden und sogar vorbeugend gegen die Pest, also eine Art „Allheilmittel“. Erst am Ende des 18. Jahrhunderts erkannte man, dass die Inhaltsstoffe der Wurzel eine beruhigende Wirkung haben. Heute ist allgemein bekannt: Baldrian ist eines der wirksamsten pflanzlichen Mittel bei nervöser Unruhe und Schlaflosigkeit! Selbstverständlich kennt man heute die Inhaltsstoffe der Baldrianwurzel und deren Wirkungen. Sie bestehen aus 0,3 bis 0,8% aus ätherischem Öl, das u.a. Borneol, Kampfer und ß-Bisabolen enthält, sowie zu 0,5 bis 2% sog. Valepotriate, v.a. Valtrat und dessen Abbauprodukt Baldrinal. Isovaleriansäure – ebenfalls ein Abkömmling der Valepotriate – ist für den charakteristischen Geruch verantwortlich. Daneben finden sich noch geringe Mengen an Lignanen.

Die Bestandteile des Extraktes greifen hemmend auf Botenstoffe im Zentralnervensystem ein und wirken dadurch beruhigend sowie ein- und durchschlaffördernd. Baldrian eignet sich daher auch bei Angstzuständen wie Prüfungsangst, bei innerer Unruhe und Anspannung. Für Stressgeplagte gut zu wissen: Baldrian kann auch die Konzentrationsfähigkeit und das Leistungsvermögen steigern, indem er den Körper besser gegen äußere Reize abschirmt. Wichtig ist auch noch: Teils kann es schon bis zu 2 Wochen dauern, bis sich die Effekte bemerkbar machen und auch die Dosis ist entscheidend – 125 bis 250 mg Trockenextrakt als Tagesdosis und etwa zwischen 450 und 600 mg zur Nacht, hier sollte die Einnahme ½ bis 1 Stunde vor dem Schlafengehen erfolgen.

Hafer (Avena sativa)
Der morgendliche britische Haferbrei, bekannt als Porridge, ist heute immer noch ein gesunder Klassiker für Kraft und Ausdauer. Aber auch Haferflocken am Abend genossen (natürlich nicht direkt vor dem Schlafen, sondern schon ca. 3 Stunden vorher) sind sehr hilfreich, denn sie enthalten viel L-Tryptophan (eine Aminosäure), die für den Zusammenbau des Neurotransmitters und Glückshormons Serotonin erforderlich ist. Hieraus wird wiederum das Schlafhormon Melatonin produziert.

Nun kommen wir zum eigentlichen schlaffördernden Mittel, der Hafertinktur, einem alkoholischen Auszug aus dem grünen Hafer. Der grüne Hafer, auch Haferkraut genannt, das sind die grünen, kurz vor der Vollblüte geernteten, schnell getrockneten (oder frischen) oberirdischen Pflanzenteile mit folgenden Inhaltsstoffen: Kohlenhydrate, Flavonoide, Flavonolignane, Steroidsaponine, Vitamine, Mineralstoffe wie Kieselsäure, Eisen, Mangan und Zink. Von Bedeutung ist außerdem vermutlich das Indolalkaloid Gramin.

Der Menschentyp, auf den das Mittel besonders gut passt, sind Diejenigen, die unter nervösen Erschöpfungszuständen leiden, von Sorgen und Ängsten geplagt werden oder zeitweise großem beruflichen Stress ausgesetzt sind und so auch nachts nicht zur Ruhe kommen. In der Homöopathie wird der Hafer gerne mit Passionsblume, Auszügen aus Kaffeesamen und einem Zinksalz der Baldriansäure kombiniert.

Natürlich gibt es noch viel mehr aus der Naturheilkunde für einen erholsamen Schlaf, deshalb  geht es beim nächsten Mal selbstverständlich noch weiter!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine geruhsame Zeit und eine gesegnete Nachtruhe,

Ihre Apothekerin
Simone Wagner

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