FrauenMenschen

Die Protokollschreiberin

Maria Achatz

Sie reden, gestikulieren, sind manchmal ruhig und manchmal übertrieben laut. Je nachdem, um welches Thema es geht, sind die Damen und Herren der Stadtratssitzungen mal mehr und mal weniger emotional. Dann kann es auch passieren, dass Sätze fallen, die dort nichts zu suchen haben. Und mitten drin in dem Wirrwarr von Kommunalpolitik sitzt Maria Achatz. Sie ist die Protokollschreiberin, die jede Aussage oder Bemerkung, selbst Tat, in geschriebener Form  festhält. Bei jeder Sitzung hat sie ihren Laptop und das Aufnahmegerät dabei. Dann geht es los. Schreiben, schreiben und noch mal schreiben.

„Nach drei Stunden bin ich dann platt, dann lässt meine Konzentration auch nach“, beschreibt sie in wenigen Worten einen Sitzungsabend. Je nachdem, um welches Thema es geht, kann es sogar fünf Stunden und mehr dauern. Dann können auch mal verbale Fetzen fliegen, die sie dann in ganzen oder in Teilsätzen niederschreibt. Jedes Protokoll wird den Stadträten und -Rätinnen zugestellt, dass sie noch einmal anschauen und je nachdem auch Korrekturen vornehmen können.

Maria Achatz kennt sie alle, die Stadträte, die gegangen sind und die noch im Stadtrat sitzen. Sie erzählt nicht viel, schließlich geht es hier um viel mehr als nur Protokollschreiben. Ihre Macken, Diskussionskultur, Eigenarten und mehr kennt sie nur zu gut von den Kommunalpolitikern und -Politikerinnen. Und mal ehrlich, wer hat sie nicht, diese Macken und Eigenarten – irgendwie macht es gerade das menschlich, meint auch Maria Achatz. Um ihren Arbeitsplatz muss sie sich nicht sorgen. Denn Protokollschreiben will nicht wirklich jemand, es ist kräftezehrend.

Seit 38 Jahren ist sie bei der Stadt und hat dort auch ihre Ausbildung als Verwaltungsfachangestellte gemacht. Seit wann sie nun Protokoll führt, weiß sie nicht genau: „Vielleicht sind es dreißig Jahre, vielleicht aber auch etwas weniger – im Grunde genommen ist das auch gar nicht so wichtig“, sagt sie. Dass sie wie ein wandelndes Sitzungs-Lexikon durch die Flure des Füssener Rathauses geht, verneint sie. „Wenn ich ein Protokoll geschrieben habe, dann ist es für mich erledigt.“ Eine letzte Frage bleibt trotzdem: Gibt es einen Lieblingsstadtrat oder -Rätin? „Ja“ und schon wieder lächelt sie vor sich hin.

Text · Bild: Sabina Riegger

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