Menschen

Ein Lächeln für Max

Max sitzt im Rollstuhl. Er ist acht Jahre alt und hat eine linksseitige Tetraspastik. Seine Eltern erzählen über die dramatische Entbindung und dass Max sechs Wochen zu früh auf die Welt kam. Die Erzählungen stören ihn nicht, er schaut zu, lacht und freut sich, dass er wieder auf der Salober-Alm sein darf. Die Wirtsleute Markus und Ines sind seine Freunde. Markus vielleicht ein wenig mehr, denn mit ihm durfte er das erleben, was er sich immer schon gewünscht hat: Auf einen Baum klettern.

Es ist eine ungewöhnliche Geschichte. Eine, die etwas ganz Besonderes ist und bewegt. „Es war dieses Jahr im Februar. Es hatte geschneit und ich habe den Weg präpariert, der zu uns auf die Alm führt. Als ich schon fast unten war, sah ich eine Familie, die das letzte Stück immer wieder runter rodelte. Ein Schlitten war ganz anders und erst da habe ich gesehen, dass es ein behindertes Kind ist. Der Junge lachte mich an und winkte mir zu“, erzählt Markus Reithemann von seiner ersten Begegnung mit Max. Das Lachen von Max und seine unbeschwerte Art hat es dem großen Mann angetan. „Er nahm uns mit auf seinen Unimog, das hat so viel Spaß gemacht. Es war toll“, schwärmt Max. Auch sein Bruder Fritz, der nur ein Jahr älter ist als Max, wird die Winterfahrt nicht so schnell vergessen. Auf der Alm angekommen erzählt Max, dass er es nicht verstehen kann, dass Menschen ihn nicht grüßen. „Ich grüße immer. Aber die Leute grüßen mich nicht zurück, dann grüße ich so lange, bis sie mich bemerken. Und dann lächle ich.“ Markus Reithemann hat sofort eine Idee. Nachdem die Familie einen dringenden Umbau für das Auto benötigt, um Max auch in Zukunft befördern zu können, richtet er eine Facebook-Seite ein. Sie heißt „Ein Lächeln für Max“. Für jedes gepostete Bild mit Lächeln gibt es 50 Cent von Markus Reithemann an Max. Zusätzlich stellt er eine Spendenbox auf der Salober-Alm auf. „Die Resonanz war so positiv und ich freue mich, dass es so viele Menschen gibt, die Max und seine Eltern unterstützen.“ Es ist viel Geld zusammen gekommen, fast 4.200 Euro. Dass sich Markus Reithemann und seine Frau Ines auch mal blöde Kommentare anhören mussten, blieb nicht aus. Haben wir hier nicht auch genügend Hilfsbedürftige … nee, für die im Osten spende ich nicht … „doch das waren zum Glück nur Ausnahmen, sogenannte Eintagsfliegen“, sagt Ines Reithemann lächelnd.

FA_11_15_Max02Die Müllers kommen so oft es ihnen möglich ist ins Allgäu. „Es ist so schön hier, wir lieben diese Landschaft und die Kinder fühlen sich wohl.“ Für die Eltern Mathias und Claudia war die Bekanntschaft mit dem Salober-Wirt anfangs eher skeptisch, fast unangenehm. „Wir wussten nicht, wie wir auf die Freundlichkeit reagieren sollten. Das war für uns ergreifend. Sonst begegnen wir Menschen, die uns mitleidig anschauen. Es sind keine warmen Blicke. Es traut sich keiner zu fragen: Was hat das Kind, warum sitzt es im Rollstuhl?“ Claudia Müller ist Krankenschwester und arbeitet auf einer Suchtstation. Es hat eine Zeitlang gedauert, bis sie die Behinderung ihres Sohnes angenommen hat. „Es passt so wie es ist. Um kein Geld der Welt würde ich ihn hergeben wollen“, sagt sie und schaut ihren lachenden Sohn an. „Als er geboren wurde, war es für mich zunächst einmal wichtig, dass er überlebt. Ich dachte nur, wenn er es schafft, dann werden wir auch alles andere meistern“, erzählt Vater Mathias. Die Müllers haben es gelernt im Hier und Jetzt zu leben, jeden Augenblick intensiv zu erleben. Zwei Mal musste Max an der Hüfte operiert werden und gegen Spritzen hat er eine Phobie. „Er ist ein sehr tapferer, junger Mann. Er macht es gut“, erzählt Claudia Müller. Und trotz allem wächst der Acht-Jährige ganz normal auf. Er hat, wie seine Geschwister auch, Pflichten, die er übernehmen muss.

Aus der ersten Begegnung ist nun eine echte Freundschaft geworden. Ab und zu telefoniert Markus Reithemann mit Max und erkundigt sich, wie es ihm geht. Bei einem der letzten Telefongespräche versprach Markus, dass er Max den Wunsch erfüllen wird auf einen Baum zu klettern. Und vor ein paar Wochen war es dann auch soweit. Alles stand im Waldseilgarten in Pfronten parat, wartend auf Max und seine Familie, die aus Zwickau angereist kamen. „Es war eine sensationelle Kommunikation mit Reini Blöchl vom Waldseilgarten und Mario Schretter von der Bergwacht Vils. Vielen herzlichen Dank für die Hilfsbereitschaft“, bedankt sich Markus Reithemann noch einmal. Max ist so begeistert, dass er vor lauter Aufregung ein Kauderwelsch an Sätzen herausbringt. Er glüht vor Freude. Sein Wunsch ist in Erfüllung gegangen, er durfte ganz hoch auf einen Baum „klettern“.

Spendenkonto Max:
Sparkasse Zwickau
IBAN  DE 94 87 05 5000 1030 173865
BIC WELADED1ZWi

Text: Sabina Riegger · Bilder: privat

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