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Ernst Ginther: Seit 20 Jahren auf der Stablalm

Eine majestätische Aussicht

Sie sind ein eingespieltes Team, so, als ob sie ein Leben lang nichts anderes gemacht hätten, als eine Alm zu bewirtschaften. Dabei war das vor zwanzig Jahren ganz anders. Sie lernte Kindergärtnerin und er war Schlosser und Kfz-Mechaniker. Berufe, die Spaß machen können. Doch wenn die Sehnsucht nach etwas anderem schreit, dann muss man manche Zelte abbrechen um Neues zu beginnen.

Ernst Ginther brach sein altes Berufsleben ab und erfüllte sich seinen Traum von einer Alm. Seit 20 Jahren ist er auf seinem „Balkon des Lechtals“, wie er die Terrasse seiner Stablalm nennt. Er übertreibt nicht, wenn er das sagt. Der Ausblick ist majestätisch und wenn das Wetter klar ist, sieht man den Lech smaragdgrün manchmal auch dunkelblau durch das Tal schlängeln. „Wenn ich morgens aufwache und durch das Fenster sehe, spüre ich einfach nur Dankbarkeit und Freude, dass ich das erleben darf“, sagt Isolde Steinlechner. Sie folgte Ernst Ginther 2003 auf die Stablalm. Seit letztem Jahr ist sie die Chefin auf der Alm. „Ich bin in Pension, helfe aber gerne noch mit“, so Ernst Ginther.

FA_09_15_Stabl02Viel haben die Beiden auf der Alm erlebt: Gutes und Trauriges und viel zum Lachen. „Ich möchte keinen einzigen Tag missen“, so Ernst Ginther. „Die Meisten, die zu uns auf die Alm kommen, sind sehr zufrieden und glücklich. Sie freuen sich einfach auf die schöne Aussicht und eine unbeschwerte Zeit. Hier oben ist alles ein bisschen anders. Die Zeit läuft langsamer“, erzählt Isolde. Von Juni bis September gibt es ganz spezielle Gäste auf der Alm: Es sind die 20 Milchkühe, die auf der 1.412 Meter hochgelegenen Alm ihre Sommerfrische verbringen. Sennerin Brigitte kümmert sich liebevoll um ihre tierischen Schützlinge. Aus der gewonnen Milch macht die gebürtige Unterinntalerin Butter, Molke, Buttermilch und Graukäse für den Eigenverbrauch. Köstlichkeiten, die Gäste auf der reichgedeckten Tafel des Almfrühstückes wiederfinden, das am ersten Sonntag im Monat, allerdings nur bis Oktober, angeboten wird.

Der Winter
Wenn der erste Schnee fällt, wird es schwierig, den Proviant und die Getränke sowie anderes wichtiges Zubehör auf die Alm zu transportieren. Dann kommt die Seilbahn einmal in der Woche zum Zuge. Über sie wird alles Notwendige auf 1.412 Meter transportiert. Nicht nur im Sommer ist der Aufstieg auf die Stablalm etwas Besonderes. Mit Fackeln in der Hand ist eine abendliche Wanderung auf die Lechtaler-Alm ein Erlebnis.

Die Stablalm
Im Jahre 1515 wurde die „Stabl“ das erste Mal urkundlich erwähnt. Der Name „Stabl“ geht auf romanisches „stavel“ und somit auf lateinisch „stabulum“, das heißt Stall, zurück. Die einst 23 Stablhütten sind im 17. Jahrhundert gebaut. Jede dieser mit Lärchenschindeln gedeckten Blockbauten bot Raum für vier Kühe, einen Sennraum, eine Schlafstelle, den Milchkeller (Steingaden) und zumeist einen Schweinskober. Für die Sennerinnen war es in der „guten alten Zeit“ keine geringe Leistung, fast täglich auf dem Stabl aufzusteigen, zehn bis 15 eigene und fremde Kühe zu betreuen und tagsüber daheim im Dorfe oder einen Teil des Sommers auf oft entlegenen Bergwiesen zu arbeiten. Die Sennerinnen hatten auch die Fechsung, Butter und Magerkäse, seltener auch den Rahm, herunterzutragen. Dies alles noch um die Jahrhundertwende um einen Gulden je Kuh!

FA_09_15_Stabl03Die Zeit blieb nicht stehen. Im Jahre 1910 wurde  in Elmen mit einem Aufwand von 10.000 Schilling eine Sennerei erbaut und dies ergab den Anlass zur Ausführung anderer großer Vorhaben. Für 26.000 Schilling  wurde eine Materialseilbahn errichtet, mit der die Milch früh und abends zur Mitverarbeitung der Dorfsennerei zugeführt wird. Deren Länge beträgt 1.160 Meter, sie überwindet einen Höhenunterschied  von 442 Metern, der Kraftbedarf ist 6 PS, die zugelassene Förderlast 300 Kilogramm. Damit nahm die umständliche und unwirtschaftliche Milchverarbeitung auf der Alpe ein Ende. Heute stehen auf der Hag nur noch acht alte „Stablhütten“, von denen eine zu einer Bergwachthütte, eine andere zur Jausenstation, wieder andere zu Wochenendhäuschen umgebaut worden sind; die restlichen Hütten wurden abgebrochen.

Gefeiert wird das 20jährige Jubiläum
am 20. September
Mit einer Bergmesse
und Musik.
(nur bei guter Witterung)

11 Uhr Bergmesse
(Hippacher Messe geschrieben für Blasinstrumente)
13 Uhr Zünftige Musik
mit den Ehrenberger

Text: Sabina Riegger·
Bilder: TVL (3) Hubert Riegger (1)r

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