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„Man trägt mit so einem Haus eine Verantwortung“ – Das Mögele Haus in der Ritterstraße

Seit einigen Wochen erstrahlt das Mögele Haus in der Füssener Innenstadt in neuem Glanz. Neben einer Innensanierung ist auch die Außenfassade des historischen Gebäudes komplett renoviert worden. Besonderes Augenmerk wurde hierbei auf das Gemälde des Füssener Künstlers Josef Lorch gelegt, welches den Geigen- und Lautenbau in der Stadt Füssen zeigt.

Bereits im Jahre 1650 wurde das Gebäude in der heutigen Ritterstrasse 2 erstmalig stadtgeschichtlich erwähnt. Damals gehörte es der Witwe des Bürgermeisters Zahlinger. Zwischen den Jahren 1675 bis 1739 war das Haus zeitweise im Besitz von den Lautenmachern Johann Ott und Anton Stoss. Weitere Handwerker, Wirte und Kaufmänner bewohnten im Laufe der Zeit das Haus, bis es schließlich 1925 in den Besitz der Familie Adolf Mögele gelangte, was ihm bis heute den Beinamen Mögelehaus einbrachte. Im Jahre 1953 erfolgte der erste große Umbau des Hauses, bei welchem viele bauliche Überraschungen die Renovierung des inzwischen über 300 Jahre alten Hauses erschwerten. Seit 1964 führten Marianne und Helmut Mögele dort mit viel Engagement ein Lederwarenfachgeschäft, das mangels Nachfolger im Juni 2014 geschlossen wurde.

Der Künstler Josef Lorch

In eine Künstlerfamilie wurde 1929 Josef Lorch geboren. Bereits sein Großvater war unter König Ludwig II. als gelernter Dekorationsmaler an der Ausgestaltung von Schloss Neuschwanstein beteiligt. Dessen Verehrung für den König ging sogar soweit, dass er sein eigenes Haus in Sigmaringen im Stil von Schloss Neuschwanstein gestaltete. Sein Vater arbeitete in einer Kirchenmalerwerkstatt. Josef Lorch erlernte das Handwerk des Kirchenmalers, Vergolders und Malers. In den Jahren 1954 – 1957 studierte er unter Franz Nagel an der Akademie der Bildenden Künste in München. Insgesamt 26 Objekte schuf Josef Lorch in Füssen. Zudem restaurierte er zahlreiche Objekte, wie z.B. das Rathaus und die Stiftskirche in Lindau am Bodensee. Auch als Heimatpfleger machte er sich in den 70er Jahren einen Namen und war Träger der Denkmalschutz-Medaille.

Die Restaurierung

Josef Lorch schuf 1971 an der Fassade des Mögele Hauses eine Szene aus dem Geigen- und  Lautenbau, welcher in Füssen eine lange Handwerkstradition hat. Durch den Kunst- und Dekorationsmaler Gerhard Kramer und dessen Sohn Sascha Vaas aus Nordheim am Main wurde das vorhandene Gemälde über einen Monat hinweg fachgerecht restauriert und auf der bisher unbemalten Hausseite um weitere drei Figuren ergänzt. „Wir haben uns mit dem Denkmalamt auf die Verwendung von Keim- und Silikonharzfarben geeinigt. Diese liefern auch auf schlechten Untergründen, wie in diesem Falle dem bröckelndem Putz, intensive Farbe und eine gute Haftung. Es war für uns äußerst zeitaufwendig und arbeitsintensiv, die zum Teil schwer beschädigten Figuren zu rekonstruieren“, so Gerhard Kamer. Doch hatte er auch ein sehr persönliches Interesse, ein Gemälde in Füssen zu restaurieren. „Meine Lehre habe ich bei Franz Weiß in Kempten gemacht. Dieser hat das  Gebäude der ehemaligen Volksbank gestaltet. Es war ein schönes Gefühl, praktisch im Angesicht des Werkes meines Lehrmeisters zu arbeiten“, schwärmt Gerhard Kramer. Bis auf die Originalunterschrift von Josef Lorch ist die Restaurierung abgeschlossen. Diese konnte nicht überarbeitet werden, bis ein unverhoffter Zufall eine abschließende Restaurierung im kommenden Frühjahr möglich machte.

Im Andenken

„Eines Tages stand eine ältere Dame vor dem Baugerüst und blickte traurig auf die beginnenden Malerarbeiten. Sie sprach mich an und bedauerte es sehr, dass wieder ein Gemälde ihres verstorbenen Mannes aus Füssen verschwindet. Da wurde mir klar, dass die Dame die Witwe des Malers Josef Lorch sein musste. Ich erklärte ihr daraufhin, dass er von dem neuen Besitzer des Mögele Hauses den Auftrag habe, das Gemälde zu restaurieren. Ihr Gesicht erhellte sich und ich konnte ihre Freude und Erleichterung spüren. Einige Tage später kam Frau Lorch wieder zu uns und überreichte uns die Originalentwürfe ihres Mannes. Seitdem habe ich sie nicht wieder gesehen, aber ich freue mich über Ihre Hilfsbereitschaft und hoffe, dass ihr unsere Arbeit gefällt“, erzählt Gerhard Kramer gerührt. Für den neuen Eigentümer des Mögele Hauses, Aytekin Sentürk, stand eine Übermalung des Gemäldes nie zur Debatte. „Ich denke, dass man mit dem Kauf eines historischen Gebäudes in der Altstadt auch ein Stück Verantwortung erwirbt. Verantwortung gegenüber den ehemaligen Besitzern des Hauses, als auch gegenüber der Stadt Füssen und des Stadtbildes. Auch wenn auf dem Gemälde kein Denkmalschutz lag, war es für mich von Anfang an klar, dieses zu erhalten und von den richtigen Leuten restaurieren zu lassen.“

Text: FA · Bilder: Hubert Riegger (2),
Stadtarchiv (1)

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