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Knigge auf die moderne Art

Rita Deutschenbauer über Stil und Etikette

Die Liste ihrer Tätigkeiten und Titel ist lang: Trainerin für moderne Umgangsformen, Stil-und Farbberaterin, IHK-zertifizierte Knigge-Trainerin, Vorstandsmitglied der Deutschen Knigge-Gesellschaft, Image-Coach, Dipl. Betriebswirtin. Viele stellen sich an dieser Stelle wahrscheinlich eine altbackene, strenge Dame vor, jedoch versteckt sich hinter all diesen Begriffen eine sehr freundliche Frau, die viel lacht und immer mal wieder ein kleines Witzchen macht.

Seit über 20 Jahren ist Rita Deutschenbauer im Dienstleistungssektor tätig. Sie arbeitet in der Personalberatung im Gesundheitswesen und hat viel Erfahrung im Umgang mit Menschen. So fiel ihr die Entscheidung, sich im Bereich Knigge und Etikette weiterzubilden, nicht allzu schwer. Sie weiß schließlich selbst, wie wichtig die ersten 10 Minuten für den bleibenden Eindruck sind. „Es sind wirklich oft die ersten Augenblicke, der erste Eindruck, der entscheidet, wie mir eine Person längerfristig gegenüber steht“. Sie sah oft Unsicherheiten bei Berufseinsteigern oder Jugendlichen. Diese wussten nicht, was sie zu einem Bewerbungsgespräch anziehen sollen, wie man eine korrekte E-Mail schreibt, wie man sich richtig verhält. „Diese Menschen möchte ich einfach unterstützen“. Verbiegen will sie dabei niemanden, im Gegenteil. „Jeder meiner Kunden soll authentisch und natürlich bleiben. Wichtig ist, dass Innen und Außen zusammenpassen!“ Aber wer nimmt das Knigge-Training und die Stil- und Farbberatung eigentlich in Anspruch? „Da kann ich gar keine Regel aufstellen. Es sind sowohl Jugendliche, die in den Beruf starten, als auch Erfahrene, ältere, hochqualifizierte Menschen, die einfach eine gewisse Unsicherheit im Umgang mit anderen haben oder nicht wissen, wie sie sich kleiden sollen“, so Rita Deutschenbauer.

Ihr Knigge-Training bietet sie als Privat- oder Gruppenkurs an, entweder in der VHS Füssen oder offen. Dabei geht es um Konventionen, bestimmte Spielregeln. „Beispielsweise bekomme ich in Jeans eben einfach nicht jeden Job“, erläutert Rita Deutschenbauer. Dabei stellen sich das Training viele schwerer vor, als es ist. „Eine wichtige Rolle spielt Einfühlvermögen, Respekt und die Wertschätzung meines Gegenübers. Wenn das immer im Hinterkopf ist, kommen manche Unhöflichkeiten von vorne herein nicht in Frage, wie zum Beispiel das Handy beim Essen auf den Tisch zu legen.“ Für sie selbst ist gutes Benehmen einfach wichtig, schließlich liegt jedem etwas daran, wenn man gut miteinander auskommt.

„Viele haben auch einfach eine falsche Vorstellung davon, denn es ist nicht so strikt, wie viele denken, im Gegenteil“. So legt sie Wert darauf, dass man trotzdem locker bleibt und nicht ständig angespannt ist. „Eine gute Etikette eben. Dabei muss man aber trotzdem noch Mensch sein“, betont die Mutter eines Sohnes. Das spiegelt sich auch in dem Training, das sie anbietet wieder:  Anstatt stundenlang nur über Regeln zu sprechen, wird das Gelernte bei einem Restaurantbesuch mit dem ganzen Kurs in der Mittagspause sofort angewendet. Und auch ganz moderne, aktuelle Themen werden besprochen, wie beispielsweise, wie man eine geschäftliche E-Mail richtig verfasst.

Zu einem sicheren Auftreten gehört natürlich auch die richtige Kleidung. „Was man anziehen sollte, hängt aber immer von der Berufsbranche ab“, meint Rita Deutschenbauer. „Grafiker können zum Beispiel gut und gerne mit ihrer Kleidung ihre Kreativität zeigen, da das ja auch im Beruf verlangt wird, wohingegen bei einem Bankkaufmann der Anzug eben einfach ein Muss ist“. Aber auch beim Anzug gilt es, ein paar Sachen zu beachten: „Kurzarmhemd und Krawatte geht beispielsweise gar nicht, das muss immer ein Langarmhemd sein, das sieht einfach viel schmucker aus“, schmunzelt die Image-Beraterin.

Den letzten Schliff bekommt man dann noch durch die individuelle Farbberatung. Die Farbtests dauern eine Stunde, in der die richtigen Make-up-Töne und Kleidungsfarben ausgesucht werden. „Man bekommt dazu verschieden-farbige Tücher umgelegt und wir schauen dann, ob das Gesicht eher verschwimmt, oder ob die Augen strahlen.“ Seinen ganz eigenen Farbpass bekommt man anschließend mit nach Hause, kann damit einkaufen gehen und sich daran orientieren. „Ich versuche einfach, jeden so gut es geht zu unterstützen. Ich möchte das Beste aus meinen Kunden herausholen, damit sie sich wohler, zufriedener fühlen und selbstbewusster werden. Das strahlen sie dann auch aus. Diese Entwicklung zu sehen bereitet mir einfach Freude.“

10  der häufigen Etikette-Fehler bei Tisch in einem Restaurant:

Zahnstocher am Tisch benutzen
Ellbogen auf dem Tisch
mit dem Besteck fuchteln
von anderen Tellern essen
mit vollem Mund sprechen oder trinken
Mobile auf dem Tisch
Cappuccino-Schaum löffeln
einmal benutztes Besteck wieder auf den Tisch legen
gebrauchte Servietten in den Teller legen
Stilgläser am Bauch fassen

Text: Katja Sontheim ·
Bild: Rita Deutschenbauer

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