Menschen

Hauptberuf Hausmann, Nebenberuf Autor

Im Portrait: Florian Herb

Florian Herb ist 1971 geboren, in Berlin. Hören tut man davon aber nichts mehr, denn seit drei Jahren lebt der Familienvater mit seiner Frau und den beiden Söhnen in Nesselwang. Das weit verbreitete Familienbild, der Mann arbeitet während die Frau sich um Kinder und Haushalt kümmert, ist in der Familie Herb genau umgekehrt: Als freischaffender Schriftsteller arbeitet Florian Herb von zu Hause aus, und schmeißt nebenher den Haushalt.

Als er von seinem Alltag erzählt, sitzt Florian Herb lässig in seinem Stuhl, von Anspannung oder Stress ist nichts zu merken, im Gegenteil. Ganz in Ruhe trinkt er seinen Kaffee, lächelt, wenn er von seinen beiden Söhnen, seiner Familie spricht. Ein normaler Tag beginnt für ihn um sieben Uhr morgens. Dann weckt er die beiden Söhne, Leander, vier Jahre alt, und Julian, acht Jahre alt, richtet das Frühstück. Nachdem er Leander in den Kindergarten gebracht hat, besorgt er noch schnell was fürs Mittagessen. Der 2.01 Meter große Wahl-Allgäuer kocht gerne. „Nur leider sind meine Kinder sehr heikel, deswegen kann ich nicht etwas exotischer kochen, wie zum Beispiel mal einen Kichererbsen-Salat. Der Leander ist da echt der typische ´Bayern-Bua´ – er liebt Kässpatzen, Knödel und Pfannkuchen, da muss ich mich eben anpassen“, schmunzelt er.

Nachmittags steht dann „Kinderbespaßung“ auf dem Programm. Heißt: Die Kinder zu Freunden fahren, zum Fußball oder im Winter zum Skifahren, und natürlich auch wieder abholen. „Das muss schon alles koordiniert werden“, lacht der 43-Jährige. Um halb Sieben gibt’s dann Abendessen, anschließend schaut der Autor mit seinen beiden Jungs noch fern bis es um Acht dann ins Bett geht. „Vor dem Schlafen lese ich den Beiden dann immer noch vor, das finde ich sehr wichtig.“

Die Zeit für seine Leidenschaft, das Schreiben, findet er zwischen all den anderen Tätigkeiten, die er im Haushalt zu tun hat, trotzdem. „Ich schreibe immer von halb neun bis zwölf oder halb eins mittags, und dann meistens nochmal wenn die Kinder schon im Bett sind.“ Monatlich erscheint sein Blog auf der Nesselwang-Homepage, bereits zwei Bücher hat er veröffentlicht, an dem dritten schreibt er gerade. „Die Ideen für die Bücher kommen oft erst während dem Schreiben. Der Anfang und das Ende steht, aber was dazwischen passiert, entwickelt sich erst.“ Sein Debüt-Roman „Männerwirtschaft“ ist eine Art Autobiografie und beschreibt den Ausnahmezustand Elternzeit. Der neue Roman „Liselotte, Fräulein Nowak und der Grieche“ erschien im März 2014. Es geht dabei um drei Außenseiter, deren Wege sich kreuzen und die schließlich zusammen in einer WG leben. Die Charaktere sind dabei sorgfältig ausgeklügelt, die Geschichte witzig erzählt. „Ich bin eigentlich klassischer Quereinsteiger im Autoren-Dasein. Nach der Elternzeit war für mich klar: Ich will nicht zurück ins Büro, sondern etwas mit meinem Geist machen. Dass das mit den Büchern dann geklappt hat, war natürlich super!“. An den Moment, als seine Agentin ihm gesagt hat, dass verschiedene Verlage an seinem Buch interessiert sind, erinnert er sich noch genau: „Ich war gerade wandern auf der Alpspitze, Leander hat in der Kraxe geschlafen, und dann hat das Telefon geklingelt.“

Aber wie kommt eigentlich ein Berliner ins Allgäu? Florian Herb war schon in den verschiedensten Städten. In Berlin hat er bis zur dritten Klasse gelebt, dann ist er mit seiner Mutter, ebenfalls Berlinerin, und seinem Vater, Niederbayer, nach Stuttgart gezogen. In Hamburg hat er anschließend seine Lehre zum Hotelfachmann gemacht, war in einem 5-Sterne Haus Night-Auditor. „Diese Zeit war ein unglaubliches Füllhorn für mich als Schriftsteller, ich habe so viele Menschen gesehen und Geschichten miterlebt.“ Nach einem Aufenthalt in Spanien entschloss er sich dann, in Kempten an der Fachhochschule zu studieren, Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Tourismus und Hotellerie. Die nächsten Stationen waren Frankfurt und Loh am Main, bevor es ihn dann mit seiner Familie, durch ein Job-Angebot für seine Frau, wieder hierher ins Allgäu verschlug. „Ich bin im Pass und Herzen zwar Berliner, aber ich liebe die Berge sehr und würde nicht mehr zurück in eine Großstadt ziehen wollen.“ Der Naturliebhaber geht einmal in der Woche wandern, im Winter oft mit seinen Kindern Skifahren, im Sommer an den See. „Wir unternehmen viel, gehen picknicken an den Lech, erkunden einfach gerne die Landschaft“, erzählt er. „Und auch die Allgäuer als Menschen mag ich gerne. Sie sind irgendwie neugierig aber auch direkt, und wenn etwas wirklich gut ist, wird es sofort akzeptiert.“

Florian Herb beschreibt sich selbst als verbindlich, mit sich selbst ungeduldig, offen, begeistert sich für Literatur, Kunst, Musik und Theater. „Außerdem bin ich recht wissenshungrig, entdecke gerne Neues und vor allem habe ich eine fast schon kindliche Freude an Absurditäten und Skurilitäten“, schmunzelt der Familienvater. „Und manchmal bin ich tatsächlich kindischer als meine beiden Söhne.“ So wird dann aus einem quadratischen Stein am Lech, den sein Sohn einem iPhone sehr ähnlich findet, durch eingeritzte Tastaturen auch schnell mal das Steinzeit-Handy der Familie.
Text: Katja Sontheim · Bilder: Florian Herb

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