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Unsere Praktikantin Eva Wiedemann erzählt über Ihren ersten Schultag

Mein erster Schultag

Bald ist es für etwa 100 000 Kinder so weit, sie werden eingeschult. Die einen freuen sich riesig, andere haben vielleicht eher ein mulmiges Gefühl im Bauch, wer weiß. Mein erster Schultag ist schon etwas länger vorbei, um genau zu sein im September 1999 und ich denke gerne zurück.

Heute kann ich mich nicht mehr allzu gut an meinen ersten Schultag erinnern. Doch manche Ereignisse bleiben bei jedem fest im Gedächtnis verankert. Das Kribbeln im Bauch während der ganzen Wochen davor kennt man, denke ich, nicht nur aus dieser Situation. Man sagt ja nicht umsonst: „Vorfreude ist die schönste Freude!“ Obwohl meine älteren Schwestern nicht mehr allzu begeistert von Schule und Hausaufgaben zu sein schienen, war es doch für mich, als Jüngste, schon ein großer Triumph endlich das Gleiche machen zu können wie Sie.

Und dann erreicht man diesen wichtigen Tag, vor allem meinen Eltern kommt es vor, als hätten sie ewig darauf hingearbeitet. Meine Schultüte liegt bereit auf dem Küchentisch. Was sich dort im Inneren versteckt, weiß ich nicht genau. Konkrete Wünsche zu formulieren war mir in dieser ganzen Aufregung gar nicht mehr möglich. Aber kein Problem, Hauptsache ich habe mir genau die Schultüte ausgesucht, die ich persönlich super fand. Damals war der Bauernhof meiner Eltern noch mein ein und alles. Welches Kleinkind wäre nicht begeistert von einem „eigenen Zoo“. Von Kuh, Hund, Schaf und Katze bis hin zu Eseln gab es bei uns alles. Und genau diese Motive haben sich auch auf meiner Schultüte wiedergefunden.

Eine Umarmung von meinem Papa, zusammen mit einer Anspielung auf mein schickes Kleid und meinen coolen Katzenschulranzen und los geht’s. Mit meiner Mutter an der „alten Schule“ in Lechbruck angekommen, welche derzeit nur noch aus Schutt und Asche besteht, halte ich zunächst Ausschau nach meinen besten Freundinnen. Entscheidende Frage zu diesem Zeitpunkt: Wer sitzt mit wem? Und primär, neben wem sitze ich? Ist das geklärt, geht es weiter hinein in das riesige Gebäude. Die Anspannung, geteilt mit enthusiastischer Freude, ist jedem Kind hier deutlich ins Gesicht geschrieben. Die erste Aufregung wurde mit Ansprachen von der Klassenlehrerin und weiteren Personen gelindert. Ein paar Spiele zum Kennenlernen, gefolgt von Kunstwerken auf meiner kleinen Tafel und schon höre ich das Klingeln der Schulglocke. Dieses Klingeln, welches später einmal täglich von mir ersehnt werden sollte. „Ging doch viel zu schnell vorbei, Schule ist doch leicht!“, schießt es mir durch den Kopf.

Zum Essen geht es in eine typisch bayrische Wirtschaft gemeinsam mit meinen Eltern und Großeltern. Schnitzel mit Pommes stehen im Nu vor mir, bereit gegessen zu werden. Doch was sich in meiner Schultüte verbirgt, interessiert mich viel mehr. Ich löse hektisch die Schleife oben und leere den Inhalt auf den Tisch. Derzeit kann ich mich nicht mehr genau an den Inhalt erinnern, aber eins ist sicher: Der Schwall von Süßigkeiten zauberte mir ein Lächeln auf das Gesicht, welches für einige Wochen anhalten sollte. Nach so viel Wirbel, war es schön, mit meiner Familie zusammen zu sitzen und ihnen in aller Ausführlichkeit von diesem ereignisreichen Tag zu berichten, wieder und wieder.

Beendet habe ich meine Schulzeit mit dem Abitur. Ich habe nur sehr wenige Tage schlecht in Erinnerung, bin jedoch froh, endlich etwas Neues machen zu können. Meine Berufswünsche haben sich während meines bisherigen Lebens natürlich verändert. Früher war ich noch vollkommen davon überzeugt Friseurin zu werden, heute hoffe ich auf einen Job in der Medienbranche. Doch bin ich mir sicher, dass meine Schulzeit und hauptsächlich mein erster Schultag mir immer als erstklassig in Erinnerung bleiben wird.

Text: Eva Wiedemann · Bild: Privat

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