Menschen

Im Gespräch mit Rudolf Vieweger

Nicht Jedermanns Liebling

Für die Frauen ist er ein Sunnyboy, immer galant und freundlich, besonders wenn sie Modelmaße haben. Politiker finden in ihn einen „harten Brocken“, der bis ins Detail hinterfragt und nichts dem Zufall überlassen will. Für die Einen ist er arrogant für die Anderen kompetent. Manche sehen in ihm sogar den nächsten Bürgermeister. Dass er in Füssen geboren ist, wissen nur Einige. ‚‚Und wenn schon‘‘, meinen seine Gegner. Das berechtigt ihn noch lange nicht, sich als Füssener zu nennen und schon gar nicht in der kleinen beschaulichen Stadt politische Lager aufzubauen. Es scheint so, dass man Rudolf Vieweger entweder sympathisch oder unsympathisch finden kann. „Es ist mir im Prinzip auch egal. Man kann nicht von jedem geliebt werden, das ist unmöglich“, meint er nur dazu.

Aufgewachsen ist Vieweger im Taunus, nachdem seine Eltern aus Füssen weggezogen sind. „Sie waren Arbeiter in den Hanfwerken und haben hier in der Theresienstraße gewohnt. Ich bin in der St. Mang Kirche getauft“, erzählt er mit seiner rauchigen Stimme, die ihm aus der Teenagerzeit blieb. Auf seine Eltern ist er stolz. Die Mutter, eine Banatdeutsche und der Vater aus dem Sudetenland. Getroffen haben sie sich in Füssen und sind zum Schluss wieder zurückgekehrt. „Back to the Roots“ nennt es Rudolf Vieweger, der letztendlich wegen seiner Mutter in seine Geburtsstadt zurückkam, damit sie nach dem Tod des Vaters nicht alleine blieb.

Es scheint so, dass hinter der harten Schale ein weicher Kern steckt, der allerdings nicht für alle sichtbar ist. „Muss ja auch nicht sein“, sagt er abermals und meint, dass Respekt und Taten viel mehr zählen. „Ich habe in meinem Beruf viel gelernt. Menschen kennengelernt, die ich wahrscheinlich so nie kennengelernt hätte. Jeden Tag das Elend des Lebens auf den Schreibtisch zu bekommen war manchmal hart. Es hat mich nicht geprägt, aber mich beeindruckt nicht so schnell etwas.“ Nachdem Viehweger sein Jura-Studium abbrach, machte er eine Ausbildung zum Rechtsanwalts- und Notargehilfen. Als Büroleiter arbeitete er in einer großen Kanzlei mit 17 Frauen. Dass seine Vorgesetzte auch eine Frau war, machte ihm nichts aus. „Warum auch, sie war kompetent. Schlimm ist es, unter jemandem zu arbeiten, der keine Ahnung von seiner Arbeit hat. Dann ist es egal ob es eine Frau oder Mann ist.“ Seine Chefin war es auch, die ihn mit nach Haldensleben nahm. Eine Stadt im Osten, die 14 Jahre lang sein Lebensmittelpunkt werden sollte. Eigentlich hätten sie dort nur ein Zweitbüro eröffnen sollen – geblieben ist er aber wegen einer Frau und wechselte die Branche. Erst als Geschäftsführer eines satirischen Blattes, um dann später seine eigene Marketingfirma zu eröffnen. Es waren wieder diese Seitenhiebe, kleine Spitzfindigkeiten, um nicht zu sagen Gemeinheiten, die er hin und wieder von sich gab, bis dann manche Bürger meinten: Du kannst nur kritisieren. Machs eben besser. „Das war der Augenblick wo ich mich entschieden hatte, politisch einzusteigen. Es stellte sich die Frage zu welcher Partei ich gehe. Dort war es so, dass alle SPD oder CDU-ler  im Grunde genommen „rote Socken“, also sprich ewig Gestrige in Rot, waren. Ich fand Möllemann gut, also trat ich in die FDP ein.“ Vieweger wurde in den Stadtrat gewählt und blieb acht Jahre, bis er nach Füssen kam.

Dass er ein vehementer Gegner des „Allgäu Dorfes“ ist, streitet er nicht ab. Ganz im Gegenteil. Den Umgang mit den elektronischen Medien beherrscht er sehr gut, so gut, dass Medien aus ganz Deutschland auf ihn aufmerksam wurden und ihn immer wieder für das brisante Thema als Interviewpartner wählen. Nicht ein einziger Stadtrat würde nach aussen hin Viewegers Meinung teilen oder sich gar mit ihm blicken lassen. Warum das so ist? „Vielleicht weil ich ein Revoluzzer bin, ein Mensch, der etwas quer denkt, aber kein Querulant ist.“ Bislang fand der 60-Jährige nicht immer gute Worte für Füssens Bürgermeister Paul Iacob. „Er hat für die Kindergärten und die Schule was getan. Zum Glück den Posten des Tourismuschefs mit Stefan Fredlmeier besetzt, der seinen Job hervorragend macht – aber sonst? Auf Anhieb fällt mir nicht wirklich was ein“, meint er provozierend.

Text · Bild: Sabina Riegger

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