Menschen

Im Gespräch mit dem künstlerischen Leiter der Geierwally-Bühne in Elbigenalp

„Für mich ist es keine Bürde“

Wer sich „Feinripp Ensemble“ nennen kann, der muss ganz schön schräg oder gewitzt sein. Bernhard Wolf, der mit Markus Oberrauch und Thomas Gassner das Ensemble bildet, ist beides: schräg und witzig und mit ausgefallenen, guten Ideen. Im Kellertheater in Innsbruck sind ihre Vorstellungen oft ausverkauft. Mit „Die Bibel leicht gekürzt“ wagten sie sich an ein sehr heikles Thema, das sie den Zuschauern auf eine amüsante, leichte Weise zeigten. Wer sich an solch gewagte Themen traut und ein schauspielerisches Können hat, kann auch die Leitung der Geierwally-Freilichtbühne übernehmen, dachte sich wohl die Vorstandschaft der Freilichtbühne und engagierte den jungen Bernhard Wolf.

Für Bernhard Wolf war die Geierwally-Freilichtbühne das Sprungbrett in die Schauspielerei. 1996 spielte er die Hauptrolle in „Die Schwabenkinder“. Seitdem war er immer wieder auf der Freilichtbühne präsent. Der gebürtige Lechtaler hat zuerst Elektroniker gelernt, bevor er 2001 auf die Schauspielschule nach Innsbruck ging. Gleich darauf wurde er für das Tiroler Landestheater engagiert. „Ich habe mich durch die Klassik gespielt, was manchmal schwer war, weil ich so jung aussehe“, lacht Wolf.  Danach wagt der junge Lechtaler den Schritt in die freie Szene, den er bislang nicht bereut hat. „Ich habe interessante Menschen kennengelernt, mit denen ich auch zusammen arbeiten durfte.“ Eine davon ist die junge Regisseurin Susi Weber, die Ruth Drexl protegierte. Für Bernhard Wolf ist es nicht verständlich, warum man immer der Kulturszene in Wien hinterher hascht. „Wir haben hier in Tirol eine wunderbare Theaterszene, ein gehobenes Volkstheater. Es ist überraschend, was für tolle Laiendarsteller wir hier im Lechtal haben, das Potenzial ist groß“, blickt er auf die Darsteller der Geierwally-Freilichtbühne.

Bernhard Wolf liebt es, neue Projekte anzugehen. Mit „1810 – Für eine Handvoll Kaspressknödel“, einer Persiflage an Andreas Hofer, stand der 28-Jährige 2010 zuletzt vor der Kamera. Nach knapp 7.000 Zuschauern in Tirol lief der Film, der vom ORF gekauft wurde, am 06.05.2011 in ausgewählten Wiener Kinos an. Mit dem Film „Hirschen“, der zweisprachig gedreht wurde, hofft der junge Schauspieler, dass der Film ebenso in den Kinos gezeigt wird.

Der Regisseur

Sich Respekt verschaffen, das muss der junge Regisseur nicht mehr. Den hat er bereits erhalten, schon alleine durch seine Kompetenz und durch seine unkomplizierte Art. Mit Thomas Gassner hat er einen sehr guten Partner für das Schreiben seines Stückes ins Boot geholt. „Sturm in den Bergen“ ist eine Krimikomödie, „ein beschwingliches Sommertheater“, wie es Bernhard Wolf nennt. Die Musik zu dem Stück kommt von Christoph Kammerlander und Andreas Kappeler, den zwei Musikern der „2er Beziehung“. Bühnenbildner ist Luis Granninger, in der Theaterszene kein Unbekannter. Bernhard Wolf kennt die Leute mit denen er zusammen arbeitet. Neues will er nichts erfinden, alles sei doch so gut gelaufen, meint er lächelnd.

Seit diesem Jahr ist Bernhard Wolf der künstlerische Leiter der Geierwally-Freilichtbühne. Füssen aktuell sprach mit dem jungen Lechtaler Schauspieler über seine Arbeit.

Mit 30 Jahren so eine bekannte Bühne künstlerisch zu leiten ist sicherlich eine große Verantwortung. Empfinden Sie es auch als eine Bürde?
Es steht ein tolles Team hinter mir und da ich hier aufgewachsen bin, ist es für mich nicht eine Bürde. Ich habe für „Sturm in den Bergen“ schon die künstlerische Leitung gehabt. Es war das erste Mal und es war eine große Verantwortung. Von außen betrachtet, hatte ich auch einen großen Druck, weil ich nicht wusste, wie der Sturm ankommen wird. Das Erzählen war ein anderes als das, was bereits auf der Freichlichtbühne aufgeführt wurde. Jetzt bin ich etwas ruhiger und ich freue mich sehr auf meine neue Aufgabe.

Der „Sturm“ war letztendlich ein großer Erfolg.
Ja, die Zahlen haben für sich gesprochen. In Brixen wird unser Stück heuer aufgeführt. Thomas Gassner und ich werden sicherlich auch hinfahren, um uns den „Sturm“ dort anzuschauen. Ich bin gespannt, wie sie das umgesetzt haben.

Sie spielen dieses Jahr wieder das Stück „Die Geierwally“. Hat das einen besonderen Grund?
Wir haben 1993 mit der Bühne angefangen, alles noch ohne Mikrophone. Felix Mitterer hat das Stück geschrieben und es wurde damals aufgeführt. Das Publikum lechzt förmlich nach diesem Stück. Und da die Bühne dieses Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum feiert, ist es sozusagen eine Jubiläumsaufführung.

Haben Sie das Stück so belassen oder haben Sie andere Aspekte mit eingebaut?
Wir werden es klassisch erzählen, auch mit den historischen Kostümen. Das Stück wird sicherlich unsere „Handschrift“ tragen, das heißt von mir und Thomas Gassner, der auch die Regie führt. Ich denke, dass es dem Publikum gefallen wird.

Bislang waren die Stücke der Geierwallybühne eher nachdenklich, manchmal auch schwer und sehr regional bezogen. Wie werden Sie es in Zukunft machen, auf was darf das Publikum gespannt sein?
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass ein Sommertheater ein wenig leichter erzählt werden soll. Wenn man ein Publikum zum Lachen und zum Nachdenken bringen kann, vielleicht sogar zum Weinen, etwas Drama und Komödie – dann ist es das Höchste was man erreichen kann. Das will ich versuchen. Ich glaube wir werden einen guten Weg finden. Nächstes Jahr haben wir geplant, ein Stück über die Bergrettung zu schreiben. Mein Vater war ein Bergretter. Ich kann mich erinnern, dass  er bis zu drei Mal am Tag den gleichen Berg rauf ging. Heute hat man Hubschrauber. Was ich damit sagen will, ist, dass ich die historische Seite der Region oder des Tales auf die Bühne bringen will, ohne dabei die moderne Seite, die Jetzt-Seite, zu vernachlässigen.

Hört sich interessant an. Gibt es mehr solcher Zukunftsstücke, die sie fest in Betracht ziehen?
Mir schwebt vor, 2015 ein Stück über Josef Anton Koch aufzuführen. Christoph Kammerlander, der zu diesem Stück die Musik komponieren wird, hat schon die ersten Ansätze des Stückes geschrieben. Wir schreiben gemeinsam das Stück über Josef Anton Koch.

Im Sommer ist die Geierwally-Bühne ihr Arbeitsplatz. Was machen Sie im Winter?
Im Winter, vom September bis April, arbeite ich in Innsbruck. Dort habe ich meine Jobangebote, die mich wieder weiter bringen und bei denen ich neue Künstler und Regisseure kennenlerne. Das ist für die Geierwally-Bühne nur von Vorteil. Ich bin sozusagen ein halbes Jahr in der Stadt, und ein halbes Jahr auf dem Land – das ist für mich sehr ausgeglichen. Es ist ein schönes Arbeiten.

Welche Rolle spielen Sie beim Geierwally-Stück?
Ich spiele den Bösewicht Vinzenz, den Badboy sozusagen.

Lassen Sie sich von Ihrem Schauspiel-Partner Thomas Gassner Anweisungen geben?
Natürlich. Wir arbeiten schon sehr lange zusammen. Wir sind beide kritikfähig, es ist ein gegenseitiges Befruchten. Da wachsen die Ideen in der gemeinsamen Arbeit.

Haben die Proben zum Stück schon angefangen?
Wir fangen erst Ende diesen Monats damit an. Theresa Perl wird die „Geierwally“ spielen.

Wer hat die Schauspieler gecastet? Sie oder Hr. Gassner?
Ich habe das Casting gemacht, weil ich die Leute persönlich kenne und ich auch weiß, welche Rolle zu wem am besten passen könnte.

Dann wünsche ich Ihnen allen toi, toi, toi und herzlichen Dank für das Interview.
Ich danke Ihnen und ich freue mich sehr auf das Publikum aus dem Allgäu.

Text /Bild: Sabina Riegger

Verwandte Artikel

Das könnte Dich auch interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Nacht der Musik 2024