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Auftakt des Förderkeises zur Unterstützung dementer Menschen mit Theateraufführung

„Ich weiß etwas, was du nicht weißt“

Füssen.    Von Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz sind derzeit rund 1,3 Millionen Männer und Frauen in Deutschland betroffen. Weil wir immer älter werden, erwartet man bis zum Jahr 2050 voraussichtlich 2,6 Millionen Betroffene. Wer an Demenz leidet gilt schnell als verrückt, fühlt sich ausgegrenzt und allein gelassen. Darunter leiden auch die Angehörigen. Demenz ist ein Thema, das jeden etwas angeht. Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) Ostallgäu nimmt sich nun dieses Themas an und ruft einen Förderkreis ins Leben, der ab dem 26. September seine Arbeit in Füssen aufnimmt. Den Auftakt bildet das Theaterprogramm „Ich bin das noch“ von und mit Petra Afonin.

Mit dem Thema „Demenz“ beschäftigt man sich meist erst, wenn man selbst durch einen Krankheitsfall in der Familie oder dem Bekanntenkreis betroffen ist. Pflegebedürftige sind meist auf erhebliche zusätzliche finanzielle Mittel angewiesen, da die Pflegeversicherungen in der Regel keine unterstützenden Gelder zur Pflege zur Verfügung stellen, wenn keine körperliche Erkrankung vorliegt.

Aus diesem Grund opfern sich Familienangehörige, Freunde, Bekannte und zahlreiche Ehrenamtliche auf, um den Betroffenen dennoch ein angenehmes Leben zu ermöglichen. Die Mitarbeiter des Bayerischen Roten Kreuzes leisten heute erhebliche freiwillige Mehrarbeit, die jedoch in allen Einrichtungen des BRK eine ernstzunehmende körperliche und seelische Überbeanspruchung auslöst, die auf Dauer nicht zu meistern ist. Aus diesem Grund ruft das BRK Füssen unter der Anleitung von Matthias Stroeher, Heimleiter des St. Michael-Seniorenheims, einen Förderkreis zur Unterstützung demenzkranker Menschen ins Leben. Ziele des Vereins bestehen in der Beschaffung dringend benötigter finanzieller Mittel, Werbung für die Übernahme von Patenschaften durch finanzielle oder andere Unterstützung, finanzielle Unterstützung dementiell erkrankter Menschen in Füssen und Umgebung, sowie die Organisation zusätzlicher individueller und Kleingruppen-Betreuung.

Finanzielle Unterstützung und Patenschaften

Speziell eingerichtete Demenzpatenschaften sollen konkret an eine Person beziehungsweise an eine Gruppe von Personen gebunden sein. Dadurch will der Förderkreis verhindern, dass die Gelder an eine unpersönliche Institution gehen, sondern vielmehr direkt an die Betroffenen weitergereicht werden. Wenn es gewünscht ist, erhält der Pate regelmäßige Informationen in Form von Berichten, Fotos und Filmen, in denen er über die Verwendung seiner Gelder und den erreichten Fortschritt informiert wird. Die Höhe der finanziellen Unterstützung bei einer Patenschaft liegt allein im Ermessen des Einzelnen.

Bei einer Projektpatenschaft unterstützt der Pate zeitlich begrenzte Projekte, zum Beispiel die Errichtung eines Demenzgartens im St. Michael mit Sinnesparcours und Geruchsgarten. Die letzte Form der Patenschaft stellt die Veranstaltungspatenschaft dar, bei der die Übernahme der Kosten von bestimmten Veranstaltungen oder deren Mittel zum Zweck finanziert wird. Hier plant der Förderkreis die Anschaffung eines Kleinbusses für kleine Ausflüge in die Natur oder andere Orte. Die Paten würden dann die anfallenden Kosten wie Versicherungen, Reparaturen und Benzinkosten abnehmen. Wer keine Patenschaft übernehmen möchte, kann jedoch auch den Förderkreis durch einen regelmäßigen Förderbeitrag unterstützen. Die Höhe und Häufigkeit der Zahlung bestimmt auch hier der Förderer selbst.

„Ich bin das noch“

Als Auftakt des Förderkreises wird am 26. September um 18 Uhr das Theater- und Chanson-Programm zum Thema Demenz“ im St. Michael in der Herkomerstraße aufgeführt. Autorin des Stücks ist Petra Afonin, die auch die Hauptrolle verkörpert. Unter der Regie von Sibylle Broll-Pape porträtiert Petra Afonin eine alte an Demenz erkrankte Frau namens Gundel. Zwischen Bruchstücken aus Erinnerung und Realität versucht die alte Dame Haltung zu bewahren und ihren Alltag zu meistern. „Großer Trost war für mich die Erkenntnis, wie viel von einem Menschen bleibt, auch wenn Sprechen als Kommunikationsmöglichkeit irgendwann gar nicht mehr vorhanden ist. Ich würde es das Grundklima einer Seele nennen, das mich da auch ohne Sprache immer wieder berührt hat“, resümiert Petra Afonin. In diesem Sinne möchte das Theaterprojekt pflegenden Angehörigen aus der Seele sprechen und allen Mut machen. Ein Stuhl, ein Tischchen, eine Geschenkpackung und ein Strickjäckchen sind dabei die Requisiten – mehr braucht es nicht, um die Zuschauer in den Bann zu ziehen.
Musikalisch begleitet wird Petra Afonin von Simone Witt am Klavier, die das Stück mit Kompositionen von Susanne Hinkelbein durch sensible, ausdrucksstarke Musik untermalt. Im Anschluss an die Veranstaltung wird den Gästen die Möglichkeit gegeben, sich über das Stück und den Förderkreis zu unterhalten. „Ich könnte mir vorstellen, dass es alle zwei Monate so einen Austausch geben wird“, merkt Matthias Stroeher an.

 

Text: Sven Köhler

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