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Die Vielfältigkeit der Hauptschule

Von der Haupt- zur Mittelschule

Füssen.    Die Schulform der Hauptschule in ihrer jetzigen Form genießt schon länger keinen guten Ruf mehr. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Der Hauptschulabschluss gilt mittlerweile in vielen Köpfen als unzureichend. Viele Arbeitgeber beklagen beispielsweise die mangelnde Ausbildungsreife der Hauptschüler.  Aus der Füssener Hauptschule soll nun eine Mittelschule werden. Ziel des Konzeptes ist der Ausbau des Bildungsangebotes einer Hauptschule und eine bessere Vorbereitung auf das Berufsleben. 

Das Gütesiegel „Mittelschule“ erhält eine Hauptschule zukünftig, wenn sie regelmäßig bestimmte Merkmale aufweisen kann. So muss die Mittelschule mit Wahlfächern die drei berufsorientierenden Zweige Technik, Wirtschaft und Soziales abdecken. Sie muss ein Ganztagsangebot in Form von offenen oder gebundenen Ganztagsschulen aufweisen und den Mittleren Schulabschluss ermöglichen. Außerdem soll sie durch Kooperationen mit Berufsschulen, der regionalen Wirtschaft und dem zuständigen Arbeitsamt, sowie durch individuelleren modularen Unterricht die Schüler besser fördern können.

Da die Hauptschule Füssen all diese Kriterien bereits erfüllt, wird sie also ab dem kommenden Schuljahr durch die Mittelschule ersetzt. 340 Schüler werden ab dem nächsten Jahr von 35 Lehrern an der Schule unterrichtet. Mit drei Ganztagsklassen soll der Bedarf an einer ganztäglichen Betreuung, der durchaus vorhanden ist, abgedeckt werden. Die Betreuung findet von 13 bis 16 Uhr statt. Dabei nehmen die Schüler gemeinsam das Mittagessen ein, erledigen anschließend in Gruppen ihre Hausaufgaben und können den Rest der Zeit ein Freizeitangebot mit pädagogischem Ansatz in Anspruch nehmen. In der gebundenen Ganztagsklasse wird wie bisher der Unterricht bis 15.20 Uhr stattfinden.
Eine wichtiges Ziel für die Einrichtung der Mittelschule ist die Förderung von praxisorientiertem Unterricht für lernschwache und eher praktisch begabte Schüler.  Im vergangenen Jahr wurde an der Hauptschule Füssen mit EU-Mitteln eine Praxisklasse finanziert. Leider konnten die Auflagen der EU teilweise nicht erfüllt werden, da unter anderem nur dreizehn von zwanzig Schülern an dieser Klasse teilnahmen. Also suchte Schulleiter Elmar Schmitt nach Alternativen und rief kurzerhand für das laufende Schuljahr eine Berufsorientierende Klasse, kurz BO, ins Leben. Die BO ist ausschließlich für Schüler der neunten Klassen gedacht. Dabei verbringen die Schüler einmal pro Woche einen Arbeitstag in einem Betrieb ihrer Wahl. Dreimal im Jahr werden die Betriebe gewechselt. Zusätzlich finden pro Jahr insgesamt drei Wochen Berufspraktika statt.

Zwei weitere Schwerpunkte der neuen Bildungspolitik sind die Integration und die Inklusion. Unter dem Gesichtspunkt der Integration sollen vor allem Migrantenkinder besser gefördert werden, während durch die Inklusion lernbehinderte Schüler aus Förderschulen in das reguläre Schulsystem zurückgeführt werden sollen. Der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund beträgt im laufenden Schuljahr an der Hauptschule Füssen 28,73 Prozent. Diesen Kindern wird in Kooperation mit den zuständigen Konsulaten außerhalb der regulären Schulzeit zusätzlicher Unterricht in ihrer Muttersprache angeboten. Diese Kinder bekommen die Möglichkeit, ihren qualifizierten Hauptschulabschluss mit Deutsch und Türkisch, anstatt beispielsweise Englisch als Fremdsprache, abzulegen.
Im Rahmen der Inklusion kommen seit einigen Jahren vier bis fünf Schüler pro Schuljahr von Förderschulen. Sie werden in den fünften und sechsten Klassen, sogenannten Kooperationsklassen, untergebracht. In diesen Kooperationsklassen werden Hauptschüler gemeinsam mit Schülern der Förderschulen unterrichtet. Vom Förderzentrum Füssen wird für die Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf ein Lehrer für zusätzliche Unterrichtsstunden zur Verfügung gestellt.

Auch körperlich behinderte Kinder sollen zukünftig besser integriert werden. Doch leider sind die Gebäude der Volksschule Füssen nicht behindertengerecht gebaut worden. Lediglich der Eingang zur Hauptschule ist barrierefrei, da das Gebäude auch als Wahllokal dient und hier bereits die erforderlichen Umbaumaßnahmen durchgesetzt werden konnten. Allein um das Gebäude der Hauptschule entsprechend anzupassen, wäre neben diversen kleineren Umbauten unbedingt ein Fahrstuhl nötig, um behinderten Kindern den Zugang zu den Kellerräumen und den oberen Etagen zu ermöglichen.

Text · Bild: sk

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