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Tradition und Bräuche bei einer Hochzeit

In Bayern verwurzelte Sitten zeugen oft von Glauben und Frömmigkeit

Besonders in Bayern wird Brauchtum und Tradition noch gepflegt. Tief verwurzelte Bräuche zeugen von Glauben und Frömmigkeit der Leute. Wie der Rhythmus des Alltags durch Arbeit und vorgegebene Abläufe bestimmt ist, so war früher das gesamte Leben von Bräuchen und Traditionen geprägt. Gerade im bäuerlichen Lebenszusammenhang spielten gewisse Rituale oder auch die symbolische Kennzeichnung wie die der Kleidung in den traditionellen Lebensabschnitten wie Kindheit, Hoch­zeit und Beerdigungen, eine wichtige Rolle. Diese Muster und Vorgaben sind – manchmal in leicht abgewandelter Form – heute noch lebendig. So folgt die Hochzeit einem gewissen rituellen Ablauf. Dazu gehören das Schmücken der Braut, die Übergabe der Aussteuer, das Werfen des Brautkranzes, aber auch das üppige Hochzeitsmahl. Der folgende Überblick zeigt, welche Bräuche heute noch üblich sind. Den Polterabend kennt wohl jeder. Aber was ist Letsch? Und warum werfen die Gäste mit Reis?

Hochzeitsbräuche

Letsch
Früher verlas der Pfarrer an drei aufeinanderfolgenden Sonntagen die drei vorgeschriebenen Aufrufe zur Eheverkündigung im Hochamt von der Kanzel. Im Anschluss an den ersten Aufruf – der Letsch – kamen die Freunde und Bekannten der Brautleute im Elternhaus der Braut zu einem Umtrunk zusammen. Eine echte Letsch findet daher an einem Sonntag statt, meist drei Wochen vor der Trauung. Der Umtrunk beginnt gegen Mittag und dauert oft bis tief in die Nacht. Zur Letsch wird nicht förmlich eingeladen – wer kommen mag, der kommt. Heute ähnelt die Letsch häufig einem Polterabend, der auf das Poltern verzichtet.

Polterabend
Der Polterabend ist ein sehr alter Brauch, der vermutlich noch aus vorchristlichen Zeiten stammt.
Durch das Zerschlagen von Steingut und Porzellan sollen böse Geister vertrieben werden. Keinesfalls darf Glas zerschlagen werden, da es als Unglückssymbol gilt. Die Scherben müssen vom künftigen Brautpaar gemeinsam zusammengekehrt werden. Traditionell findet der Polterabend am Tag vor der Trauung statt.

Brautentführung
Meist sind es die guten Freunde, die die Braut entführen. Dabei ziehen die Entführer mit der Braut von Kneipe zu Kneipe, wobei der Bräutigam jedes Mal die Zeche zahlen soll. Heute wird es meist toleranter gehandhabt. Die Entführer gehen an einen bestimmten Ort, zum Beispiel ein öffentliches Gebäude, und hinterlassen ein paar Hinweise, um die Suche zu erleichtern. Das Auslösen kann mit einer Aufgabe für den Bräutigam verbunden sein, beispielsweise eine künstlerische Darbietung, abwaschen für die nächsten Wochen, oder ähnlichem.

Brautschuh
Früher war es Brauch, dass die Braut ihre Brautschuhe von gesparten Pfennigen bezahlte. Heute wird dieser Brauch mit Euro-Cents fortgeführt. Dadurch soll die Sparsamkeit der Braut symbolisiert werden. Während der Hochzeitsfeier gibt es den Brauch der Brautschuhversteigerung. Der Braut wird ihr Schuh „entwendet“. Anschließend wird der Schuh unter den Hochzeitsgästen symbolisch versteigert. Dabei legen die Gäste ihre Gebote in den Brautschuh. Zum Schluss ersteigert der Bräutigam den Schuh samt den bis dahin eingeworfenen Beträgen. Das Geld bleibt beim Brautpaar, der Bräutigam gibt den Schuh an seine Braut zurück.

Brautstrauß
Traditionell ist es die Aufgabe des Bräutigams, den Brautstrauß zu besorgen. Diesen überreicht er dann vor oder in der Kirche seiner Braut. Zum Ende der Feier existiert der Brauch des Brautstraußwerfens. Es versammeln sich alle unverheirateten Frauen hinter der Braut. Den Brautstrauß zu fangen gilt in Mitteleuropa und in Amerika als Omen für eine baldige Hochzeit.
Ist die Braut Jungfrau, bestehen Strauß und Kranz aus Myrte; bei einer zweiten Hochzeit werden traditionell dafür Orangenblüten verwendet.

Reis
Oft wird das Brautpaar, während es nach der Hochzeitszeremonie aus der Kirche kommt, mit Reis beworfen. Dies steht für den Wunsch nach einer fruchtbaren und kinderreichen Ehe.

Maschkern

Dieser Brauch ist in Teilen Österreichs und Bayerns weit verbreitet. Jugendliche aus dem Heimatdorf oder Freunde aus Vereinen treten verkleidet bzw. in Masken vor die Hochzeitsgesellschaft und erzählen lustige Geschichten aus dem Leben des Bräutigams bzw. der Braut. Als Erzähler wirkt ein Harlekin (in Österreich: Kasperl). Alle Handlungen werden von den Personen in Masken nachgestellt.
Eine wichtige Person ist, zum Beispiel, „Die alte Liebe“, die zum Abschluss der Handlung ein letztes Mal versucht, von der Heirat abzuraten, weil sie den Angebeteten selber zum Traualtar führen will. Für die kleine Aufführung erhalten die Darsteller vom Brautpaar als Anerkennung eine Mahlzeit.

Wecken
In einigen Gegenden ist es auch Brauch, dass der Bräutigam von seinen Geschwistern, Freunden, Kollegen, Vereinskameraden usw. aufgeweckt wird. Dies geschieht dann meist mit Geschossen oder Musik. Mittlerweile ist dies auch bei der Braut üblich und auch nicht mehr nach Geschlechtern getrennt. Nach dem Wecken werden die Beteiligten zum gemeinsamen Frühstück eingeladen.

Schleiertanz
Bei diesem alten germanischen Brauch, der prinzipiell um Mitternacht stattfindet, wird der Schleier der Braut beim Tanz geraubt und in viele Stücke gerissen. Diese werden dann an die Brautjungfern und weiblichen Hochzeitsgäste verteilt, die vom Segen des Brautpaares profitieren sollen.

Text: rie/pm

 

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