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1 Jahr neuer Stadtrat in Füssen

Am 6. Mai wird es ein Jahr, dass die neuen Stadträte gewählt wurden. Sie sind mit großen Erwartungen und hochmotiviert in das neue Amt getreten. Was hat sich aus der Sicht der „Neulinge“ getan, haben sie ihre Erwartungen umsetzen können? Füssen aktuell stellte ihnen drei Fragen.

Ludwig Reiners (Bündnis 90/Die Grünen)
Dipl. Pädagoge, 54 Jahre
 
Welche Motivation hatten Sie am Anfang?
Im Grunde genommen zweierlei: Transparenz für die Bürger zu schaffen auch innerhalb des Stadtrates und als zweites, Mitgestaltungswillen.
Was haben Sie in dem einen Jahr als Stadtrat geschafft? So viel wie ich mir erhofft habe, ist nicht zustande gekommen. Das Gespräch mit der Verwaltung habe ich z.B. umgesetzt. Bei den Anträgen des Konjunkturpaket II, habe ich einen Antrag auf energiesparende  Maßnahmen gestellt. Das ist auch angenommen worden.
Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Stadtrat? Ich würde sagen unter uns „Kleinen“ ist sie im großen und ganzen gut. Gespräche gibt es immer wieder mit den Freien Wählern, was zum Beispiel Tourismus und Wirtschaft anbetrifft. Die Partei darf nicht entscheidend sein, vielmehr das Fachwissen eines Einzelnen, das er  mitbringt.

Martin Lochbihler
(CSU)
Steuerberater, 32 Jahre

Welche Motivation hatten Sie am Anfang? Diese Stadt liebens- und lebenswerter zu machen, die Stadt vorwärts bringen. Es gibt Städte, die vergleichbar mit Füssen sind, aber dennoch eine deutlich positive Entwicklung erreicht haben. Füssen hat in vielen Bereichen zu lange geschlafen und es sind viele falsche Entscheidungen getroffen worden.
Was haben Sie in dem einen Jahr als Stadtrat geschafft? Ich habe schon den einen oder anderen Anstoß gegeben. Man muss nervig sein und dem einen oder anderen einen Tritt geben, dass sich etwas bewegt. Nur so kann es vorwärts gehen.
Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Stadtrat? Ich komme gut klar, insbesondere mit den „Jungen“. Wenn es mehr jüngere Stadträte gäbe, würde einiges besser bewegt werden können.

Jürgen Doser (Freie Wähler)
Dipl. Ing. Versorgungstechnik (FH), 41 Jahre

Welche Motivation hatten Sie am Anfang? Die Motivation, dass man in Füssen was ändern kann. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die meinen: in der Passivität verharren, sich das Recht der Kritik aber vorbehalten. Ich will mich der Verantwortung stellen, somit kann ich auch etwas in der Kommunalpolitik verändern.
Was haben Sie in dem einen Jahr als Stadtrat geschafft? Die Frage müsste lauten: Was ist in diesem einen Jahr in Füssen passiert? Das kann ich Ihnen gleich beantworten: Füssen macht im gleichen Trott weiter, nur freundlicher und eloquenter. Es gibt einige Baustellen: Wir ärgern uns immer noch mit dem Verkehrskonzept wie vor vier Jahren. Das Konzept Theresienhof wird unverändert weiterverfolgt, nur dass es jetzt europaweit ausgeschrieben wird. Die Fragen zum Jugendhaus reißen nicht ab, … Wie soll man bitte hier als Stadtrat arbeiten? Die einzige gravierende Änderung zu 2008 ist ein deutlicher Anstieg von Personalkosten und Kinderspielplätzen. Mir wäre wesentlich wohler, wenn statt der Kinderspielplätze ein Konzept vorgestellt worden wäre, mit dem Unternehmen nach Füssen geholt werden, die den Kindern, die sich heute auf den Spielplätzen tummeln, morgen einen Arbeitsplatz anbieten können. Hier geht Parteipolitik über den Nutzen des Bürgers.
Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Stadtrat? Gestaltet sich sehr schwierig, weil leider Gottes oftmals parteipolitische Entscheidungen getroffen werden und nicht zum Wohle des Bürgers.

Dr. Bernd Rösel (FDP)
Allgemeinarzt, 45 Jahre

Welche Motivation hatten Sie am Anfang? Das man in Füssen etwas bewegen muss.
Was haben Sie in dem einen Jahr als Stadtrat geschafft? Man musste viel an Altlasten abarbeiten. Eigentlich sollte es im Stadtrat unparteilich zugehen, um Projekte vorantreiben, die für die Bürger der Stadt Füssen wichtig sind. Man muss die Menschen mit ins Boot nehmen, um eine Stadt lebendiger werden zu lassen. Dazu gehört auch unsere Jugend, die sich mitengagieren soll – deswegen mein Vorschlag eines Jugendparlamentes.
Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Stadtrat? Äußerst interessant. Es gibt schon teilweise harte Diskussionen, aber die werden auf einer sachlichen Ebene diskutiert. Der Stadtrat hat bestimmte Projekte gut umgesetzt, wie zum Beispiel den geplanten Aufzug im Klosterhof, die Renovierung der Weidachsportanlage und die eingeplanten Gelder zur Sanierung und Neugestaltung von Spielplätzen. Schwierige Projekte kommen noch auf uns zu, wie zum Beispiel die Verkehrsführung.


Dr. Martin Metzger
(Bürger für Füssen)
Anästhesist, 45 Jahre

Welche Motivation hatten Sie am Anfang? Diese Partei entstand aus der Problematik des  Freyberggartens heraus. Das war die Einstiegstür. Füssen hat viele unbearbeitete Themen, die bearbeitet werden müssen, und wir wollen dabei helfen.
Was haben Sie in dem einen Jahr als Stadtrat geschafft? Eigentlich viel zu wenig. Aber wir haben es geschafft, dass sich viele kleine Parteien zusammengesetzt haben, um ein vernünftiges Verkehrskonzept zu erarbeiten.
Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Stadtrat? Ich habe zwei frustrierende Erfahrungen gemacht. Einmal der Bürgermeister, der dem Wähler versprochen hat, er will den Park erhalten, wenn es keine finanzielle Hindernisse gibt. Die andere Frustation ist Herr Knauss, der uns eigentlich vorführt. Letztendlich gelten für alle Parteien die gleichen Regeln. Wer die nicht einhält, bekommt Sanktionen. Für Herrn Knauss scheint das nicht zu gelten. Und genau an dieser Stelle führt er uns vor. Was die Stadtratssitzungen anbetrifft, sie sind vom Bürgermeister und der Verwaltung so gesteuert, dass nur die Punkte, die auch der Bürgermeister behandelt haben will, auch drankommen. Er entscheidet, welche Anträge wichtig oder auch unwichtig sind. Das Gleiche gilt für die Informationen. Hier muss offener für den Bürger gearbeitet werden.

Anja Selzer (SPD)
Lehrerin, 38 Jahre

Welche Motivation hatten Sie am Anfang?
Ich bin angetreten, um Paul Iacob zu unterstützen. Meine Motivation für eine Kandidatur war die aktive Teilnahme an der Gestaltung des kommunalen Lebens in Füssen.
Was haben Sie in dem einen Jahr als Stadtrat geschafft?
Persönlich sehe ich mich momentan in einer Phase, in der ich lerne: wie kann ich in meiner Funktion als Stadträtin gewinnbringend arbeiten, wie kann ich Ziele erreichen. Neue Ideen bringe ich momentan überwiegend über die Fraktion ein.
Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Stadtrat? Insgesamt wünschte ich mir eine sachorientierte, dem Wohle der Stadt dienende Politik, die nicht ideologisch, parteipolitisch geprägt ist oder von persönlichen Interessen getragen wird. Besonders schade ist es, wenn sich Stadträte nur auf einzelne Themen festlegen und bei anderen wenig Einsatz zeigen. Es muss jedem einzelnen in der Stadt klar sein, dass nicht alle Wünsche in der noch kurzen Amtszeit befriedigt werden können, da sich vieles angestaut hatte. Ich musste auch erkennen, dass Arbeit im Stadtrat nur funktioniert, wenn man bereit ist, Kompromisse einzugehen.

 

Anmerkung der Redaktion: Die Stellungnahme von Andreas Ullrich (Freie Wähler) lag Füssen aktuell bis Redaktionsschluss nicht vor.

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