
Das Restless-Legs-Syndrom (RLS)
Die Beschwerden der „unruhigen Beine“
RLS, auch als Willis-Ekbom-Krankheit bekannt, ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Zwischen drei und zehn Prozent der Bevölkerung sind betroffen, dabei können die sog. „unruhigen Beine“ prinzipiell in jedem Alter auftreten, allerdings steigt ihre Häufigkeit mit zunehmendem Lebensalter an. Wir Frauen haben hier leider Pech, denn die Chance, RLS zu entwickeln, ist bei uns doppelt so hoch! Das hängt u.a. mit hormonellen Veränderungen zusammen. Der Schweregrad der Erkrankung kann sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Einige Menschen nehmen ihre Beschwerden kaum wahr, andere leiden massiv darunter.
Fünf Kriterien, die das Restless-Legs-Syndrom kennzeichnen:
- Das Leitsymptom ist ein unangenehmer Bewegungsdrang, der oft, aber nicht immer, begleitet wird von Missempfindungen oder einem Druckgefühl. Dieser ist meistens auf die Beine konzentriert, daher kommt ja der Begriff der „unruhigen Beine“. Allerdings können sich die Anzeichen bei einem schweren Verlauf auch auf die Arme oder sogar die Brustwand ausweiten.
- Typischerweise verstärken sich die Beschwerden in Ruhe, also beim Sitzen oder Liegen. Manche Betroffene vermeiden daher gerne Situationen wie lange Reisen, Konzerte oder ähnliches.
- Umgekehrt nehmen die Probleme in der Regel ab, zumindest dann, solange man in Bewegung ist. Das ist oft leichter gesagt als getan, wenn noch andere körperliche Einschränkungen vorhanden sind!
- Die Symptome treten vor allem abends oder nachts auf, bzw. sind zu dieser Zeit schlimmer als tagsüber.
- Andere Krankheiten wie z.B. Wassereinlagerungen, Wadenkrämpfe oder Gelenkentzündungen können weitestgehend medizinisch ausgeschlossen werden. Was aber natürlich nicht heißt, dass sie evtl. zusätzlich mit hineinspielen.Warum RLS entsteht, ist nur bedingt bekannt. Diskutiert wird der Einfluss des Nervenbotenstoffes Dopamin, aber auch Nierenschäden oder Eisen- und Magnesiummangel stehen hier zur Debatte. Manchmal zeigen sich die Probleme auch in der Schwangerschaft und kurz nach der Geburt, verschwinden aber in der Regel meist von selbst wieder. Außerdem scheint auch die Vererbung eine Rolle zu spielen, bei mehr als jedem Zweiten ist eine familiäre Häufung zu beobachten.
Wie ist RLS zu diagnostizieren? Im ärztlichen Gespräch werden die Symptome erfragt und durch Blutuntersuchungen eventuelle Mängel oder andere Faktoren festgestellt. Ein sog. „Dopamintest“, bei dem der Wirkstoff L-Dopa eingesetzt wird, kann ebenfalls zur Klärung beitragen. Auch ein Besuch im Schlaflabor kann hilfreich sein.
Falls Sie aufgrund dessen Medikamente nehmen müssen, können Sie aber noch ganz viel selber tun, um Ihre Beschwerden zu lindern. Diese Tipps können Sie einfach einmal ausprobieren und individuell entscheiden, was Ihnen gefällt und gut tut.
– Gute Schlafgewohnheiten annehmen – regelmäßig ins Bett gehen und ausreichend schlafen. Manchmal bringt es sogar etwas, auf den geliebten Mittagsschlaf zu verzichten. Und vor allem: kein Stress mehr vor der Schlafenszeit!
– Alles, was die Durchblutung anregt, ist positiv, z.B. Wechselduschen, aufsteigende Fußbäder, kalte und warme Wickel. Unruhige Beine kann man auch massieren oder bürsten – Pfarrer Sebastian Kneipp lässt grüßen!
– Bewegung ist auf jeden Fall gut, sofern es eben geht, ich denke hier an Spaziergänge, Fahrradfahren, Kniebeugen und Dehnübungen.
Auch mit Hilfe der richtigen Ernährung kann man einiges bewirken: Lebensmittel, die Entzündungen im Körper fördern, sollten reduziert werden. Dazu gehören verarbeitete Produkte, ganz krass gesagt Fast Food oder ähnliches, natürlich auch Fleisch in größeren Mengen, zuckerhaltige Getränke, Frittiertes und Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an gesättigten Fettsäuren.
Wenn Sie sehr viel davon zu sich nehmen, können sich die Symptome von RLS verschlimmern. Antientzündlich hingegen wären z.B. frisches Gemüse und Obst, besonders Beerenfrüchte, Nüsse, Kräuter, Fisch mit Omega-3-Fettsäuren, wie etwa Lachs und Gewürze, u.a. Curcuma und Ingwer.
Die Reduktion von Kohlenhydraten ist ebenfalls wichtig, da wir fast alle zu viel davon essen. Vor allem am Abend sollten sie vermieden werden, da auch sie entzündungsfördernd sind. Gemieden werden sollten selbstverständlich auch Lebensmittel-Allergene. Viele von Ihnen wissen sicherlich, was Sie nicht vertragen. Auf jeden Fall kann es hilfreich sein, auf Sorbit, Laktose und Lebensmittelzusatzstoffe zu achten.
Aber jetzt kommen wir endlich in den Bereich der Naturheilkunde! Beginnen möchte ich mit den Schüssler-Salzen. Hier können Sie sich einen regelrechten „Restless-Legs-Cocktail“ zusammenstellen. Er besteht aus Ferrum phosphoricum Nr. 3 zur Stärkung der Abwehrkräfte und zur besseren Aufnahme und Verwertung von Eisen, Magnesium phosphoricum Nr. 7, das Salz für Muskeln und Nerven – für die Muskelentspannung und die Reizweiterleitung vom Nerv auf den Muskel, Kalium phosphoricum Nr. 5, das „Nervensalz“ an sich, Zincum chloratum Nr. 21 zur Dämpfung der Übererregbarkeit und Kalium bromatum Nr. 14 gegen nervliche Anspannung und für gesunden Schlaf. Sie nehmen am besten von jedem Salz drei Tabletten in ein Döschen und lutschen sie einzeln über den Tag verteilt, abends kann noch zusätzlich das Salz Nr. 7 als sog. „heiße7“ , sprich zehn Tabletten in heißem Wasser gelöst, als Schlaftrunk genommen werden.
Ein beruhigender Kräutertee z.B. aus Melisse, Lavendel, Passionsblumenkraut und Hopfen bietet sich gerade am Abend an. Die Homöopathie kennt ebenfalls zahlreiche Stoffe, die einen positiven Effekt bei RLS haben, wie z.B. Rhus toxicodenron (Giftsumach), Sulfur (Schwefel), Zincum (Zink), Zincum valerianicum (Zinkisovalerianat), Valeriana (Baldrian), Sepia (Tintenfisch) und Arsenicum album (Arsen), die einzeln oder auch in bestimmten Mischungen erhältlich sind.
Auch aus dem Bereich der Heil-/Vitalpilze gibt es einige, die die Beschwerden der unruhigen Beine lindern können. Einmal Cordyceps (Chinesischer Raupenpilz) zur Verbesserung der Tagesenergie und der Schlafqualität, dann den Reishi (Glänzender Lackporling), der in die ähnliche Richtung wirkt und alle anderen Pilze unterstützt, den Hericium (Igelstachelbart), der bei degenerativen Nervenerkrankungen zum Einsatz kommt und zusammen mit dem Reishi eine wunderbare Kombination bei Schlafstörungen darstellt, Pleurotus (Austernseitling), der nicht nur ein hervorragender Speisepilz ist, sondern auch sehr gut bei Verspannungen aller Art hilft, besonders in Verbindung mit einem guten Vitamin-B-Komplex.
Ein sehr interessanter Wirkstoff ist in diesem Zusammenhang auch das Astaxanthin, aus der Klasse der Carotinoide. Er verleiht etwa Lachsen, Krebsen und Flamingos ihre rötliche Färbung und kommt auch in manchen Algen vor. Natürliches, in der Blutegel-Alge Haematococcus pluvialis enthaltenes Astaxanthin wirkt 50-mal stärker als synthetisches. Es ist ein sehr effektives und schnell wirksames Antioxidans. Seine Einsatzgebiete sind vielfältig. Für uns ist natürlich der Einsatz bei Störungen des Nervenstoffwechsels wichtig.
Die Heilige Hildegard von Bingen hat außer einer gesunden Diät mit viel Dinkel, gekochtem Gemüse und Obst nur noch einen sehr amüsanten Tipp: man solle möglichst auch nachts eine Mütze tragen! Waren unsere Vorfahren wohl doch nicht ganz so verkehrt…
Also, lassen Sie sich keinesfalls entmutigen, denn die ganz früher auch sogenannte „Schienbeinangst“ ist durchaus therapierbar, wenn nicht gar in einem gewissen Maße heilbar.
Ihre Apothekerin
Simone Wagner



