
Brautradition
König Ludwig-Schlossbrauerei Kaltenberg setzt auf internationale Produktion
Auch in Bayern ist der Bierkonsum in den letzten Jahren zurückgegangen, allerdings nicht so stark wie im bundesweiten Durchschnitt. Laut dem Bayerischen Brauerbund lag der Pro-Kopf-Konsum in Bayern 2022 bei etwa 127 Litern pro Jahr. Im Vergleich dazu lag der bundesweite Durchschnitt bei 97,5 Litern. Deshalb sieht sich die Biermarke dazu gezwungen, umzudenken und neue Märkte zu erschließen.
In der Welt des Bieres gibt es wenige Namen, die so eng mit der bayerischen Brautradition verbunden sind, wie die König Ludwig-Schlossbrauerei Kaltenberg. Was im idyllischen Schloss Kaltenberg, rund 40 Kilometer westlich von München, seinen Anfang nahm, hat sich längst zu einem internationalen Unternehmen entwickelt, das bayerische Braukunst in die entlegensten Winkel der Erde bringt. S.K.H. Prinz Luitpold von Bayern, Urenkel des letzten bayerischen Königs Ludwig III. und Geschäftsführer der König Ludwig International GmbH & Co. KG, hat die Brauerei seit den 1970er Jahren zu einem modernen Unternehmen mit weltweiter Präsenz ausgebaut.
Die Wittelsbacher prägten die bayerische Braukunst maßgeblich – nicht zuletzt durch das Bayerische Reinheitsgebot und das mehr als 200 Jahre andauernde Weißbiermonopol. Die Schlossbrauerei in ihrer heutigen Form wurde 1871 eröffnet und gelangte 1955 zurück in den Besitz der Wittelsbacher. 1976 übernahm S.K.H. Prinz Luitpold von Bayern das Schloss samt Brauerei und setzte auf eine Nischenstrategie mit Fokus auf dunkles Bier. Heute ist die König Ludwig-Schlossbrauerei Kaltenberg ein 50/50-Joint-Venture zwischen dem Unternehmer S.K.H. Luitpold Prinz von Bayern und der Warsteiner Brauerei und produziert an Standorten in Kaltenberg, Fürstenfeldbruck und Holzkirchen.
Vom Export zur weltweiten Produktion
Im Gespräch mit S.K.H. Prinz Luitpold von Bayern wird schnell klar, warum die Brauerei frühzeitig auf internationale Produktion statt auf reinen Export gesetzt hat: „Ich halte es für unsinnig, ein Produkt, das relativ schwer ist und eine kurze Haltbarkeit hat, quer über die Ozeane zu schiffen. Das kostet viel Geld, verursacht einen riesigen CO2-Fußabdruck, und das Bier wird dabei nicht besser.“ Stattdessen nutzt die Brauerei die Stärken des deutschen Brauwesens: „Wir haben in Deutschland eine hervorragende Maschinenindustrie, die weltweit Brauereien mit technischen Anlagen ausstattet und wir haben weltführende Universitäten des Brauwesens und Braumeisterschulen“, erklärt Prinz Luitpold.
Die internationale Produktionsstrategie begann vor mehr als 40 Jahren in England und weitete sich zunächst auf Schweden aus. Heute wird Kaltenberg-Bier in rund zehn Ländern weltweit produziert, darunter in so ungewöhnlichen Märkten wie der Mongolei, wo die Brauerei einen komplett neuen Markt für Weißbier aufgebaut und damit auch Erfolg hat, in Zahlen ausgedrückt: über 30.000 Hektoliter Weißbier.
Qualität kennt keine Grenzen
Die größte Herausforderung bei der internationalen Produktion ist die Qualitätssicherung. Die Qualitätskontrolle erfolgt durch Mitarbeiter vor Ort oder regelmäßige Besuche von Fachleuten, die die Rohstoffqualität kontrollieren und Proben für Analysen für das heimische Labor entnehmen. Der Erfolg gibt der Strategie Recht: „Wir haben unsere im Ausland gebrauten Biere regelmäßig bei Verkostungen der DLG eingereicht und regelmäßig Goldmedaillenqualität dabei erzielt“, berichtet Prinz Luitpold.
Auch bei internationalen Wettbewerben schneiden die Lizenzprodukte hervorragend ab – so gewann das in China produzierte Bier beim Europäischen Bierstar-Wettbewerb eine Goldmedaille. Bei der Frage nach den Rohstoffen erklärt der Prinz, dass Hopfen das geringste Problem darstellt. Etwa 30 Prozent des Weltmarktes kommt aus der Hallertau. Um Bier zu brauen, braucht man nicht viel Hopfen. Die Menge kann problemlos auf der ganzen Welt verschickt werden. Schwieriger sei es beim Malz, da es mehr Volumen hat. Aber auch hier achtet die Brauerei auf strenge Spezifikationen und verzichtet auf chemische Hilfsmittel.
Von Osteuropa nach Asien und darüber hinaus
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs konzentrierte sich die Brauerei zunächst auf Osteuropa. „Osteuropa war nach der Wende ein Gebiet ohne Konkurrenten. Die meisten Deutschen haben sich dort nicht hingetraut. Wir trauten uns und sind antizyklisch vorgegangen“, erklärt Prinz Luitpold.
Die Brauerei produzierte in Belarus, Russland und der Ukraine. Durch die Ukraine-Krise musste das Unternehmen jedoch seine Aktivitäten in Russland und Belarus aufgeben. In der Ukraine wird noch gebraut. Die Produktion in Belarus wurde nach Litauen verlagert. Inzwischen hat sich der Fokus weiter nach Osten verschoben.
In China hat „Kaltenberg“ beim Neubau einer Brauerei vom Reißbrett von Anfang an mitgewirkt und das technische Layout vorgegeben. Auch in Indonesien ist die Brauerei aktiv – trotz der Herausforderungen in einem mehrheitlich muslimischen Land, in dem jedoch etwa 30 oder 40 Millionen Christen leben.
Besonders überraschend: Die Brauerei ist sogar in arabischen Ländern präsent. „Da arbeiten wir mit alkoholfreien Malzgetränken, so wie im Iran“, erläutert der Prinz. Auf die erstaunte Nachfrage, ob die Brauerei tatsächlich im Iran vertreten sei, antwortet er pragmatisch: „Solange es dort Coca-Cola gibt, werde ich kein Problem damit haben. Wir verkaufen keine Raketen.“
Globale Präsenz, lokale Anpassung
Heute ist König Ludwig-Bier in rund 50 Exportmärkten erhältlich, wenn auch teilweise in kleinen Mengen. „Es geht ja auch manchmal darum, dass man die Exportmärkte besetzen muss, um einfach die Marken abzusichern“, erklärt Prinz Luitpold die Strategie. Dass die internationale Expansion kein Selbstläufer ist, steht außer Frage. Die Technik und die kulturellen Unterschiede sind eines der wichtigsten Themen, die oftmals außer Acht gelassen werden.
Ein Blick in die Zukunft
Für die Zukunft sieht Prinz Luitpold durchaus Potenzial in weiteren Märkten: „Wahnsinnig interessante Märkte sind Syrien und Irak. Aber da ist es halt im Moment schwierig.“ Die aktuelle geopolitische Lage mache Geschäfte in diesen Regionen derzeit nahezu unmöglich. „Wir hatten 200 Jahre das Monopol aufs Weißbier. Meine Familie hat das Reinheitsgebot als Gesetz erlassen – heute das älteste Lebensmittelgesetz. Das Oktoberfest war das Hochzeitsfest von meinem Ururgroßvater“, zählt Prinz Luitpold auf.
„Die Story vom Bier kann uns keiner nachmachen. Die ist bei uns einmalig.“
Doch bei aller Tradition und Geschichte: „Am Schluss muss ein Produkt getrunken werden“, betont der Prinz. Die König Ludwig-Schlossbrauerei Kaltenberg hat für sich ein Erfolgsmodell geschaffen, das bayerische Braukunst in die Welt trägt – und das ganz im Sinne der jahrhundertealten Tradition des Hauses Wittelsbach.
Text: Sven Ademi· Foto: Sabina Riegger



