KulturLeben

Kronprinzessin von Bayern

Antonia von Luxemburg

Am 7. Oktober 1899 jubelt Lenggries und drei Tage später wird Prinzessin Antonia Roberta Maria Wilhelmine von Luxemburg in der Schlosskapelle Hohenburg getauft. Sie ist die vierte von sechs Prinzessinnen, die zwischen 1894 und 1902 in der großherzoglichen Familie Luxemburgs geboren werden. Da ein männlicher Thronerbe fehlt, wird das Hausgesetz geändert, sodass künftig auch weibliche Nachkommen regierungsberechtigt sind.

Kaum bekannt ist, dass Schloss Hohenburg in Lenggries die Sommerresidenz der großherzoglichen Familie von Luxemburg war. Nach dem Verlust seiner Ländereien 1866 zog sich Herzog Adolph von Nassau-Weilburg dorthin zurück. 1890 wurde er Großherzog von Luxemburg, nach seinem Tod 1905 übernahm sein Sohn Wilhelm das Amt. Während Schloss Berg in Luxemburg der Hauptsitz der Familie blieb, war Hohenburg weiterhin Sommersitz.

Wilhelm heiratete 1893 Prinzessin Maria-Anna von Braganza, deren Schwester mit Herzog Karl Theodor in Bayern verheiratet war. Die sechs Töchter der großherzoglichen Familie verbrachten ihre Sommer oft mit den Kindern der bayerischen Prinzen Alfons und Ludwig Ferdinand. Aufgrund von Renovierungsarbeiten an Schloss Berg wurde Hohenburg für fast vier Jahre zum festen Wohnsitz. Da in Hohenburg kein Hofzeremoniell galt, fiel der Umzug zurück nach Luxemburg entsprechend schwer, und sorgte dafür, dass die Prinzessinnen dieses auch in Schloss Berg und im Großherzoglichen Palais etwas freimütiger auslegten.

Wo immer die Großherzogin mit ihren Töchtern gesehen wurde, sie fielen auf. Alle Mädchen galten als besonders edle Erscheinungen und außergewöhnlich schön. Prinzessin Antonia galt zudem aufgrund ihrer vielseitigen Begabungen als „Multitalent“. Neben ihrer großen künstlerischen Begabung, besonders im musikalischen Bereich, war sie außergewöhnlich sportlich, eine hervorragende Eiskunstläuferin und qualifiziert für ein Hochschulstudium.

Im Sommer 1918 verliebte sich Antonia in Kronprinz Rupprecht von Bayern, der 30 Jahre älter und verwitwet war. Doch die Verbindung stieß in beiden Ländern auf Ablehnung, und die politische Lage verschärfte sich. Nach der Revolution im November 1918 und dem Ende der Monarchie in Bayern löste Rupprecht die Verlobung im Sommer 1919. Ein Jahr später bereute er seine Entscheidung.

Während Antonia an der Akademie der Tonkunst in München studierte, trafen sich die beiden wieder, und im Februar 1921 wurde die Verlobung erneuert. Am 7. April 1921 heirateten sie in Lenggries. Zunächst lebten sie in einer Villa in Berchtesgaden, später im Kronprinzenpalais in München. Antonia liebte die Natur und verbrachte viel Zeit in ihrer Almhütte mit ihren sechs Kindern. Für repräsentative Aufgaben interessierte sie sich wenig.

Ab 1933 verbrachte die Familie die Sommer in Hohenschwangau. Rupprecht pflegte in München Kontakte zu Politik, Kunst, Militär und Wissenschaft, lehnte aber die Nationalsozialisten ab. Nach dem „Röhmputsch“ 1934 wurde die Lage gefährlich. Ende 1939 floh Rupprecht nach Italien, 1944 tauchte er in Florenz unter. Antonia und ihre Kinder waren zu dieser Zeit, da man Rupprecht nicht gefunden hatte, aus ihrem Exil in den Dolomiten heraus, von der Gestapo verhaftet worden.

Ausschlaggebend war das Stauffenberg-Attentat am 20. Juli 1944, für das die Nationalsozialisten Rupprecht eine Mitschuld gaben. Für ihre Kinder begann die qualvolle Reise durch die Konzentrationslager Sachsenhausen, Flossenbürg und Dachau, bis sie im Mai 1945 in Ammerwald befreit wurden.

Antonia wurde schwerkrank und völlig gebrochen Ende April durch einen Offizier des luxemburgischen Roten Kreuz in einem Sammellager in Jena gefunden und nach Luxemburg evakuiert. Aufgrund ihrer stark geschädigten Gesundheit verbrachte Antonia ihre letzten Jahre mehrheitlich am Comer See, bis sie am 31. Juli 1954 in Lenzerheide, Schweiz, schwer krebserkrankt starb. Nach Deutschland kehrte sie nicht zurück.

INFO
Mehr über Antonias Leben und ihre Zeit in Hohenschwangau verrät am 22. März 2025 Jean-Louis Schlim um 18 Uhr im Museum der bayerischen Könige.

Text: Louise-H. Meinicke, Kulturvermittlerin
Museum der bayerischen Könige
Foto: Wikipedia

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