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Fastenzeit mit Pfarrer Kneipp

Das Fasten ist heute auf dem Weg in den Mainstream der Medizin und Gesundheitsprävention angekommen und ein anerkannter und wertgeschätzter Resilienzfaktor. Populär sind die verschiedensten Arten von Heilfasten, wie Fasten nach Buchinger oder die C.F.Meyr-Kur, das Intervallfasten und diverse Diäten. Sie werden als Frühjahrsputz für unser Lebenshaus gesehen, oder auch als Verjüngungskur, und dienen vor allem auch zur Gewichtsabnahme.

Bei Kneipp geht es beim Fasten darum, einen unausgeglichenen und ungesunden Lebensstil wieder ins rechte Lot zu bringen, in die rechte Mitte und das richtige Maß. In seiner Ordnungstherapie schreibt Kneipp: im rechten Maß und in der Mitte liegt die Ordnung und die Gesundheit. Jedes „Zuviel“ und jedes „Zuwenig“ setzt an die Stelle von Gesundheit Krankheit.

Jeder weiß, die rechte Mitte zu halten ist alles andere als Mittelmaß. Es ist die hohe Kunst des guten Lebens. Mitte stabilisiert und gibt Orientierung. Sie muss Ausgangs- und Endpunkt sein, will man sich nicht in Peripherien verlieren, oder einfach umfallen.

Nach Kneipp gilt es für uns, dass wir in unserem Leben die Mitte erneut finden. Die rechte Mitte und das richtige Maß zwischen behalten und hergeben, zwischen Konsum und Verzicht, zwischen nehmen und geben, zwischen Leere und Fülle. Nach Kneipp lehrt uns das Fasten, dass wir in uns die Mitte wieder entdecken, denn wer sich auf die Mitte neu einpendelt, der wird nicht verdrießlich, unzufrieden, geschweige denn unglücklich, sondern glücklich und zufrieden. Es geht darum, die Mitte wiederzufinden – zum Gelingen unseres Lebens und zum Glück.

Kneipp weist an den verschiedensten Stellen darauf hin, dass man immer den ganzen Menschen behandeln muss. So geht es ihm beim Fasten darum, sich mit Kopf, Herz und Bauch einem reinigenden und entschlackenden Fasten zu unterziehen. In seinem Buch „So sollt ihr leben“ weist Kneipp auf die Einheit unseres Körpers hin, der durch ein ihm entsprechendes Fasten von jedem einzelnen individuell gestaltet werden muss. Teresa von Avila sagt sehr einleuchtend: „Tu deinem Leib Gutes, damit deine Seele gerne darin wohnen kann.“

Und Pfarrer Kneipp betont: „Ich will euch aufmerksam machen, dass ihr jederzeit vernünftig lebt. Wer lange leben will, muss darauf achten, dass die Seele in Ordnung bleibt. Und dann muss er dafür sorgen, dass der Leib, soviel wie notwendig ist, im besten Zustand erhalten werden kann. Aber vergesst mir die Seele nicht.“ Gerechterweise muss doch gesagt werden, dass ein Fasten bei Kneipp immer auch eine religiöse Dimension hat.

Beim Fasten geht es Kneipp darum, das Gleichgewicht zwischen den gesundheitsfördernden Maßnahmen und den belastenden Anforderungen herzustellen. Dieses Gleichgewicht bot für Pfarrer Kneipp die von ihm hochgeschätzte Frühjahrskur. Kneipp nannte sie auch Blutreinigungskur. So sollen beim Fasten die Krankheitsstoffe im Blut aufgelöst und das Aufgelöste ausgeschieden werden. Damit soll das gereinigte Blut wieder in die richtige Zirkulation und der Organismus wieder in Schwung gebracht und gekräftigt werden.

Pfarrer Kneipp spricht über die Gesundheit so, wie heute unsere Gesundheitsforschung. Gesundheit ist nichts Statisches, sondern etwas Dynamisches. Gesundheit ist ein Prozess. Noch kürzer gefasst, Gesundheit entsteht.

Ein perfektes Motto im Sinne Kneipps ist: „Für unsere Gesundheit ist es niemals zu spät, aber immer höchste Zeit.“

Wir können immer neu beginnen und mit Fasten auch tun und handeln. Dazu will uns Pfarrer Kneipp ermutigen und helfen. Im Sinne Kneipps ist Fasten wie das Salz, und wer gut durchsalzen ist, bleibt lange frisch und munter.

Text: Pater Michael · Foto: privat

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