
Ein großer Abschied
Leiter der Polizeiinspektion Füssen Edmund Martin in Ruhestand verabschiedet
Fünf Polizeipräsidenten, drei Vizechefs und rund 80 hochrangige Polizeikollegen des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West haben dem Leiter der Polizeiinspektion Füssen (PI), Polizeioberrat Edmund Martin, einen phänomenalen Abschied in seinen Ruhestand bereitet.
Im übervollen Füssener Sparkassensaal konnten Polizeipräsidentin Dr. Claudia Strößner und der neue Chef der Sparkasse Allgäu Tobias Streifinger als Hausherr auch eine Reihe hochkarätiger Weggefährten von Martin begrüßen. Musikalisch umrahmte das Hornquartett des Polizeiorchesters Bayern die Veranstaltung. Majestätisch war die endgültige Verabschiedung: König Ludwig II in Person von Lutz Thase und Kathryn Wiekhorst vom Festspielhaus Neuschwanstein versüßten Martin den Abschied mit einigen Musicalstücken.
Zur Abschiedsfeier waren neben vielen Vertretern der Blaulichtorganisationen und der Bundeswehr auch die Bürgermeister des PI-Bereiches gekommen. Als langjährige Weggefährten waren der ehemalige Langzeit-Bundesfinanzminister Dr. Theo Waigel, Landrätin Maria Rita Zinnecker, Füssens Erster Bürgermeister Maximilian Eichstetter und Landrat Elmar Stegmann aus Lindau gekommen.
Strößner skizzierte Martins beruflichen Lebenslauf, der vor 46 Jahren begann und mit schnellen Beförderungen dann im Jahr 2013 zur Chefstelle der PI in Füssen führte. Denn der damalige Polizeipräsident Hans-Jürgen Memel habe gemeint, in Füssen brauche er jemanden, der mit den Wittelsbachern reden kann. Schließlich zählen die Königsschlösser zum Einzugsbereich der PI Füssen.
Bereits vor vier Jahren hätte Martin in Pension gehen können. Aber sein Team und seine Aufgabe, die wollte er während der Coronazeit nicht im Stich lassen. Edmund Martin erinnert sich: Bereits im zarten Alter von vier Jahren habe er gezeigt bekommen, „wie man aus dem Kindergarten ausbricht“. Daher rühre der Titel „Ausbrecherkönig“. Später habe sein Schwiegervater ihm gesagt „du gehst zur Polizei“.
Im weiteren Verlauf kam Martin zur damaligen Grenzpolizei. Nach deren Auflösung gings wieder zurück in die Direktion in Kempten. Der weitere Weg führte ihn über die PI Bad Wörishofen, wo der gebürtige Nesselwanger in intensiven Kontakt zu Klaus Holetschek kam, bevor er 2013 in Füssen ankam und Polizeichef wurde „…und habe es nie bereut“. Martin betonte, dass er seine Arbeit nicht ohne das gute Team und seine Familie hätte leisten können.
Im Laufe seines Berufslebens hatte er nicht nur Kontakte zu den Wittelsbachern, rund um die Königsschlösser. Auch mit dem Haus Thurn und Taxis sei die Zusammenarbeit immer sehr angenehm gewesen. Bei der Bewachung im Container neben Waigels Seeger Haus habe sich dieser nachbarschaftlich fürsorglich gezeigt.
Bei der Hochzeit von Irene und Theo Waigel sei er auch mit Kanzler Helmut Kohl zusammengetroffen. Beim anschließenden Braut-Stehlen habe er einen Hochzeitsgast vorübergehend festgenommen. Dieser Überraschungsgast, Gerhard Polt, wurde dann aber umgehend wieder enthaftet. Weitere prominente Einsätze ergaben sich beispielsweise mit den Bundespräsidenten Horst Köhler, Joachim Gauck und Bundeskanzler Olaf Scholz.
Landrätin Maria Rita Zinnecker erzählte von Martin als einem, „der seinen Beruf mit Herz und Verstand gelebt hat“: „Lieber Edi, einen besseren Polizisten als dich kann ich mir nicht vorstellen“. Er habe Krisen wie Corona, Flüchtlingsprobleme, Bauernproteste & Co. souverän bewältigt. Füssens Erster Bürgermeister Maximilian Eichstetter bezeichnete Martin als „Polizeichef des Königswinkels“, der nicht nur eine Autorität in Uniform gewesen sei, sondern auch Brücken zwischen Polizei und Bevölkerung zu bauen wusste.
Neuer Leiter der PI Füssen ist Daniel Solcher. Der 39-jährige ist im niederbayerischen Straubing geboren. Vor 16 Jahren sei ihm seine jetzige Frau begegnet. Mit der Ostallgäuerin hat er zwei Kinder im Alter von vier und sieben Jahren. Bisher in München, ist er nun nach Stötten gezogen, wo er noch an seinem Hausbau werkelt. Als seine beruflichen Ziele nennt er vier Punkte: Als Polizist sicher nach Hause kommen. Die Arbeit funktioniere nur im Team. Vertrauen aufbauen und miteinander, statt übereinander reden. Und schließlich: Mensch bleiben, trotz aller notwendigen Konsequenz.
Und der neu gebackene Pensionär Edmund Martin? „Ich kann jetzt beruhigt in Ruhestand gehen“. Wobei die Bezeichnung Ruhestand nicht so voll zutreffen wird. Er sei voll von seiner Frau Gabi verplant, meint er scherzhaft. Die Enkel werden ihn wohl fordern. Und mit einem Bike-Seminar hat er sich auf die Tätigkeit im Familienunternehmen Bergsport Martin in Nesselwang vorbereitet.
Text · Fotos: Anton Reichart










