
Gaby Weber – Eine Lebensgeschichte zwischen Fechten, Disziplin und persönlichem Wachstum
Sie war deutsche Meisterin im Fechten und förderte viele Talente in diesem Sport. Gaby Weber, 58 Jahre alt, blickt auf eine beeindruckende Karriere im Fechten und als langjährige Übungsleiterin zurück. Doch ihre Geschichte ist viel mehr als nur das Bild einer erfolgreichen Sportlerin – es ist eine Geschichte von Familie, Disziplin und einer besonderen Trainerin.
Der Beginn einer Leidenschaft
Als Gaby Weber mit dem Fechten anfing, war sie gerade mal zehn Jahre alt. Dass sie gerade diese Sportart wählte, hing auch mit ihrem Vater zusammen. „Mein Vater war Trainer in der Fechtabteilung und es war ihm wichtig, dass wir Kinder Sport machten“, erzählt sie.
Auch ihre beiden Brüder waren sportlich aktiv. Ein familiärer Zusammenhalt, der von ihrem Vater, Erwin Schnöll, geprägt wurde. Auf die Frage, ob ihr Vater ein strenger Trainer war, lacht die heute 58-Jährige. „Ja, es gab Disziplin und klare Regeln. Er wollte, dass ich Erfolg habe, und das habe ich in der Pubertät natürlich nicht immer verstanden.“
Der Weg zum Fechtinternat
Mit 15 Jahren zog die damals 15-jährige nach Bonn. „Meine Freundin ist nach sechs Wochen wieder nach Hause gefahren, weil sie Heimweh hatte. Ich blieb, auch wenn es anfangs nicht leicht war. Es war eine prägende Zeit, und ich bereue es nicht, dort gewesen zu sein.“ Sechs Jahre blieb sie im Internat. „Ich hatte einmal eine kurzweilige Überlegung, vor dem Abitur abzubrechen“, erinnert sie sich zurück. Sie hielt durch, auch dank der guten Gemeinschaft.

Mit 21 Jahren kam sie nach Füssen zurück. „Es war eine harte Zeit und ich dachte, dass es schwierig sein wird, Freunde zu finden. Meine Mutter hat mir Ferienjobs gesucht, dass ich unter die Leute komme.“ Gaby Weber fand Freunde, mit denen sie heute noch eng verbunden ist. „Man nannte uns die Barianer“, lacht sie und erklärt, woher der Name kommt. „Im Fasching fand man uns immer an der Bar. Irgendeiner sagte mal: Ah, da sind die Barianer. Der Name blieb uns“, schmunzelt sie.
Erfolg im Sport und als Übungsleiterin
Gaby Weber erzielte im Fechten und im klassischen Fünfkampf, auch als Friesenkampf bekannt, große Erfolge. Sie wurde deutsche Meisterin und mehrfach schwäbische Meisterin. Paralell dazu machte sie ihre Ausbildung.
„Gelernt habe ich Verwaltungsfachangestellte bei der Stadt Füssen. Ich wollte eigentlich immer etwas Soziales machen und deshalb Logopädin werden. Da hätte ich allerdings ein Abitur von 1,3 haben müssen.“ Ihren Schein als Übungsleiterin machte sie bereits in Bonn und half in der Jugendarbeit mit. In Füssen übernahm sie eine 30-köpfige Gruppe. „Ich war damals selbst noch „jugendlich“ und es machte so viel Spaß, die Gruppe zu leiten – es war eine andere Zeit, die man mit heute nicht vergleichen kann“, erzählt die Sportlerin.
Dass es, wie in jedem anderen Sport auch, Höhen und Tiefen gab, belastete sie anfangs gar nicht. „Das gehört zum Sportleben und einer Gemeinschaft dazu.“ Wenn sie an die Höhen ihrer Sportler- und Trainerzeiten zurückblickt, dann fällt ihr spontan der Zusammenhalt und die Gemeinschaft ein. „Wir sind gerne zu Wettkämpfen gefahren. Ich habe sogar Hochzeiten von Freunden sausen lassen, weil ich bei den Wettkämpfen gerne dabei war.“

Als sie mit ihrer ersten Tochter schwanger war, pausierte sie eine Zeitlang. In der Zwischenzeit übernahm ein anderer Trainer ihre Arbeit. Das Fazit war allerdings nicht berauschend. Von der 30 Leute starken Gruppe waren nur noch drei da. „Das war eine harte Zeit. Ich habe schon überlegt, ob ich das Ganze überhaupt noch weitermachen sollte.“ Gaby Weber machte weiter. Auch nach der Geburt ihrer zweiten Tochter Lena, die sie zum Fechten mitnahm.
Zu der Frage, ob sie auch so streng wie ihr Vater beim Training war, sagt sie: „Ich glaube, als ich aus Bonn zurückkam, war ich streng. Meine Freundin sagte immer, ich hätte die Kinder mit Lob und Motivation gefördert. Ich habe das Positive in dem gesehen, was die Kinder gemacht haben. Es war mir wichtig, dass alle – von jung bis alt – als Gruppe zusammenhielten.“
Maximal bis zum Abitur blieben die Jugendlichen und dann gingen sie weg, um zu studieren. „Bei uns sind sie immer abgewandert. Ich musste immer von neuem anfangen, von unten nachziehen“, wie Gaby Weber es nennt. „Wir hatten sehr gute Talente dabei. Und obwohl wir keine professionellen Trainer hatten wie in München, haben wir bayerische Meister hervorgebracht“, sagt sie nicht ohne einen gewissen Stolz.
Nach 40 Jahren hörte sie 2023 als Trainerin auf. Das Warum erklärt sie einfach. „Weil ich krank war und auch mir das Training nicht mehr das gebracht hatte, was es früher brachte.“ Die Veränderungen in der Sportwelt, vor allem nach der Corona-Pandemie, machten ihr das Leben als Trainerin immer schwerer.
„Nach der Pandemie merkte ich, dass die Energie nicht mehr ausreichte, um alles wieder aufzubauen“, erzählt Gaby Weber. Viele ihrer Kollegen hörten ebenfalls auf, und so beschloss sie, die Leitung der Fechtabteilung nach 40 Jahren abzugeben.
Ein neuer Lebensabschnitt
„Es war Zeit, für mich selbst etwas zu tun“, sagt Gaby Weber heute. Sie spielt nun montags Badminton, eine Sportart, die sie in ihrer aktiven Zeit als Trainerin nie ausüben konnte. „Früher war ich immer im Fechttraining, oder wir haben uns auf den Friesenkampf vorbereitet“, erklärt sie. Ihre ehrenamtliche Arbeit als Trainerin war für sie stets eine Herzensangelegenheit, die ihr auch viel Anerkennung einbrachte.

Heute ist Gaby Weber in der Vorstandschaft der Lebenshilfe tätig, wo sie ihre Erfahrungen und ihre Leidenschaft für Gemeinschaft und Hilfe weiterhin einbringen kann. Auch wenn sie ihr Leben lang im Sport aktiv war, so hat sie es nie bereut, als Trainerin tätig gewesen zu sein. „Ich habe so viele schöne Erlebnisse gehabt, und da blicke ich positiv zurück“, sagt sie.
Ihre „Reise“ als Sportlerin und Übungsleiterin zeigt, wie viel man durch Ausdauer und Leidenschaft erreichen kann – und wie wichtig es ist, sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen. Heute lebt sie ihre Leidenschaft für den Sport auf andere Weise weiter und zeigt, dass es nie zu spät ist, neue Wege zu gehen.
Text: Sabina Riegger · Fotos: rie(1), privat



