KulturLeben

Bayern und seine Hofbäder

Sehr viel früher als wir heute vielleicht glauben würden, gab es bereits Spaßbäder, diese allerdings nicht in ihrer heutigen Funktion. Die älteste heute bekannte Badeanlage Europas findet sich in Pompeji und stammt aus dem 3.Jh.v.Chr.. Aus der Mitte des 2.Jh.v.Chr. kennen wir die ersten Römerbäder, die als zumeist öffentliche Einrichtungen Therme genannt wurden. Ein Besuch im Bad fand zu dieser Zeit oft täglich statt und sollte dem Körper nicht nur zur Reinigung, sondern auch zur Wohltat durch Sport, Entspannung und Kultur dienen.

Seit der Zeit um 511 n.Chr. wissen wir um öffentliche Badeanlagen in Bayern, aber erst im Mittelalter wurden sie durch die Minnesänger bekannt und verbreitet. In dieser Zeit entwickelten sich, vor allem um Burgen und Gehöfte, Badestuben und Waldbäder, die nicht immer nur dem Adel und der Hofgesellschaft zugänglich waren. Die zum Teil heilende Wirkung bestimmter Gewässer sorgte für die Entwicklung der Badeorte, den großen Aufschwung erlebten diese ab dem 16.Jh..

Spätestens seit am 12. Oktober des Jahrs 1435. Herzog Ernst von Bayern-München die Geliebte seines Sohnes Albrecht von Bayern, Agnes Bernauer, die Tochter eines „Baders“ war, in der Donau ertränken ließ, wissen wir auch um eine eigenständige Berufsgruppe in Bezug auf die Bäder aus dieser Zeit. Abgesehen von diesem Fall gibt es aber auch eine große Anzahl positiver Verbindungen von Badeanlagen und den Wittelsbachern. Bereits seit 1833 schätzte König Ludwig I. Bad Kissingen so sehr, dass er sogar Friedrich von Gärtner mit der Neugestaltung der Kuranlagen beauftragte.

Kaiserin Elisabeth von Österreich besuchte den Ort mehrfach als Gräfin von Hohenembs, wo sie 1856 auch ihren Cousin König Maximilian II. von Bayern und seine Frau Marie traf. Vier erholsame Wochen verbrachte der junge König Ludwig II. 1864 in Bad Kissingen. An seiner Seite nicht selten das Österreichische Kaiserpaar bzw. Sisi allein, aber auch die Zarin von Russland, Maria Alexandrowna und ihr Mann Zar Alexander II., ebenso wie das Württemberger Königspaar Karl I. und seine Frau Olga.

Maximilian II., der Vater Ludwigs II., litt sein Leben lang unter starken Kopfschmerzen und unterzog sich deshalb zahlreichen Kuren. In den Sommermonaten fand er Erholung in Schloss Hohenschwangau, das er bereits als Kronprinz erworben hatte.

Am Fuß der Südfassade des Schlosses befand sich zu Zeiten des Ausbaus des Schlosses ein Schacht, der wohl entstand, als man den dortigen Fels bearbeitete, um hier den Marmor für die Kamine im Schloss zu gewinnen. Dieser Schacht wurde zu einer künstlichen Grotte umfunktioniert, die Marmorwände abgeschliffen, in den Boden wurde eine große Marmorwanne eingelassen und beide Zugänge mit roten Glasfenstern verziert.

Die Doppeltüre zum Garten hin ließ sich allerdings öffnen, sodass sich eine einmalige Aussicht auf den Schwanenbrunnen und den Säuling bot. In der Grotte selbst standen duftende Blumenbouquets und links und rechts der Badewanne leisteten zwei Nixen Gesellschaft. So war Hohenschwangau schon über 100 Jahre bevor die Gemeinde Schwangau 1985, zu der der Ort gehört, zum Heilklimatischen Kurort wurde, ein Ort der Erholung, des Wandersports und der Kultur – ganz wie einst die Römischen Bäder.

INFO:
Mehr zu den kaiserlich-königlichen Hofbädern, deren Ursprung und ob es dort wirklich immer so gesittet zuging, erfahren Sie dank Dr. Bernhard Graf bei dem Vortrag „Majestätisch kuren. Bayerns Hofbäder.“ im Museum der bayerischen Könige am Freitag, 11. Oktober, um 18 Uhr.

Text: Louise-H. Meinicke, Kulturvermittlerin Museum der bayerischen Könige
Foto: Wikipedia

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