
Werkgeplauder
Mehr als nur ein Café mit Geschmack
In den Wertachtal-Werkstätten im Westen der Stadt Füssen finden Menschen mit geistiger, seelischer oder körperlicher Beeinträchtigung eine Aufgabe wie zum Beispiel im eigenen Café der Einrichtung. „Werkgeplauder“, so heißt das Café, das mehr als nur Kaffee und Kuchen anbietet.
Nicht nur die Mitarbeiter der Wertachtal-Werkstätten treffen sich im Café, sondern auch Gäste von außerhalb. Man trifft sich mittags zum Essen oder ganz einfach am Nachmittag zu Kaffee und Kuchen. Mittlerweile ist es ein Treffpunkt für Menschen jeglicher Couleur und Alters geworden. Das Café „Werkgeplauder“ ist ein Vorzeigeprojekt und das zu recht, denn hier wird Inklusion gelebt.
Wenn es das Wetter und die Witterung zulassen, sitzt man im Außenbereich. Gäste des „Werkgeplauder“ sitzen hier mit Blick auf den liebevoll gepflegten Teich und Weitblick auf die bewaldeten Berge. Die große Loungeecke lädt zum längeren Verweilen ein, es ist gemütlich, stilvoll, ungezwungen, einfach schön, um es mit den Worten der Mitarbeiter zu sagen.
Im Inneren des Cafés findet sich modernes Mobiliar mit farbigen Elementen sowie dekorativen Einzelstücken im alpenländischen und royalen Stil. Im „Werkgeplauder“ legen die Mitarbeitenden großen Wert darauf, alles frisch zuzubereiten, regionale und saisonale Speisen anzubieten und qualitativ hochwertige Produkte zu beziehen.
„Wir haben traditionelle Gerichte, die jeder mag. Wir haben aber auch eine innovative und sehr vitale Küche. Bei allen vegetarischen Gerichten kann man auf jeden Fall sagen: Ich habe etwas Gutes gegessen und meinem Körper einen Gefallen damit getan“, sagt Sandra Kobus, Koordinatorin des Projekts Inklusive Küche. Wenn Sandra Kobus über „ihre Mitarbeiter“ spricht, dann immer mit einem Lächeln im Gesicht. „Es sind Menschen, die ihren Aufgaben mit Freude und Leidenschaft nachkommen.“
Konditormeister Harald Sorgenfrei und der Chefkoch Norbert Vogtland stehen den sieben Frauen und Männern, die die Küchen-Crew bilden, mit Rat und Tat zur Seite. Mit dabei ist auch Maria Binotto, die seit Januar zum Team dazu gehört und die „beste Lasagne“ macht, wie Einrichtungsleiterin und Sozialpädagogin Dagmar Rothemund sagt. Maria Binotto betrieb ein kleines Bistro, in dem sie zuvor original italienische Mittagsgerichte zum Mitnehmen zubereitete.
Mit Vogtland haben die Mitarbeiter einen echten Profi an ihrer Seite. Der Küchenmeister bringt einen großen Erfahrungsschatz mit. Er kochte bereits für Gäste in Österreich, auf Sylt, in der Schweiz und war Chefkoch im Festspielhaus Neuschwanstein. Von seinem Wissen profitiert das komplette Team.
Nicht zuletzt, weil die Küchen-Crew im Frühjahr dieses Jahres eine einjährige Ausbildung begonnen hat. Mit diesem anerkannten IHK-Lehrgang erhalten sie – nach bestandener Prüfung – ihr Zertifikat als Gastro-Assistent. Damit können sie trotz ihrer Behinderung auch auf dem ersten Arbeitsmarkt eingesetzt werden.
Vorausgesetzt, so betont die Leiterin der Einrichtung, sie wollen das und es findet sich ein Arbeitgeber, der auch Empathie zeigt. Denn nicht nur der Arbeitsplatz muss passen, sondern auch das soziale Umfeld. „Unser Ziel ist es immer, die Menschen in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln.“
Geöffnet ist das Café „Werkgeplauder“ von Montag bis Donnerstag von 8.30 bis 15.30 Uhr, die Frühstückszeit endet gegen 11 Uhr. Den Mittagstisch gibt es ab etwa 12 Uhr, seit kurzem mit bestimmten Thementagen. Regelmäßig gibt es beispielsweise neben einem Braten-Tag und einem Tag mit wechselnden Fisch-Variationen auch wieder Lasagne á la Maria zu genießen. Selbstverständlich ist auch eine vegetarische Alternative auf der Speisekarte zu finden.
„Es wäre schön, wenn man sich vorher telefonisch anmeldet, insbesondere bei größeren Gruppen. Dann kann sich das Team besser darauf einstellen. Die Köchinnen und Köche achten auch beim Mittagessen darauf, genug, aber nicht zu viel zu produzieren. Nachhaltigkeit steht im ‚Werkgeplauder‘ im Fokus“, sagt Sandra Kobus.
Bis 15.30 Uhr kann man sich ein Dessert oder Kaffee und die verschiedenen Kuchen und Torten schmecken lassen. Freitags gibt es kein Mittagsmenü, dafür aber Weißwurstfrühstück. Dann ist ab 8.30 Uhr geöffnet, um 12.30 Uhr schließen die Türen des Cafés.
Catering für jeden Anlass
Ein spezielles Angebot ist das Catering. „Wir haben ein klassisches Catering für Feste und Feiern sowie ein breitgefächertes Angebot an Finger-Food“, erklärt Sandra Kobus. Das Catering kann sich sehen lassen. Die kleinen leckeren Happen wie Salate im Glas, Canapés, Teigtaschen, Falafel oder Pulled Pork sehen nicht nur fantastisch aus, sondern schmecken auch sehr gut.
„Äußerst beliebt sind unsere Brotzeiten wie Butterbrezen oder Sandwiches“, fügt Dagmar Rothemund hinzu. Ob es nun 20 oder 250 sind, spielt dabei keine Rolle. „Wir sind da sehr flexibel. Ich kenne keinen Ort, an dem schneller und liebevoller Sandwiches gemacht werden als bei uns“, lächelt Sandra Kobus. So würden 250 Stück für die Küchen-Crew keine große Herausforderung darstellen.
Dennoch sollten Brotzeiten mindestens einen Tag vorher bestellt werden. Immerhin kommen die Backwaren immer frisch von einer Bäckerei aus Bayerniederhofen und müssen in entsprechender Menge geliefert werden. Um eine überschaubare Anzahl an belegten Brötchen und Broten darf aber gerne auch spontan gebeten werden, sagt die Projektleiterin. „Im Zweifel immer anrufen und fragen. Wir versuchen es dann möglich zu machen.“ Kuchen oder Torten, auch zum Geburtstag oder zur Hochzeit, können ebenfalls vorbestellt werden.
Grundsätzlich ist Catering an die Arbeitszeiten von Montag bis Freitag gebunden, um die Speisen frisch zubereitet zu liefern. Ausnahmen sind Schöpfgerichte, die einen Tag vorher zubereitet werden und am Samstag ausgegeben werden können. Ein Wunsch der Wertachtal-Werkstätten-Leiterin und ihrer Kollegen ist, mehr regelmäßige Catering-Abnehmer zu finden. Derartige Aufträge beinhalten eine gewisse Struktur und Routine.
„Darin allerdings liegt eine große Stärke bei uns. Wenn ein Arbeitsablauf sitzt, dann sitzt er wunderbar“, erklärt die Projekt-Koordinatorin. Wer also für eine Sitzung, eine Feier, Seminar, Hochzeit, Taufe oder aus irgendeinem anderen Anlass ein Catering braucht, kann sich an die Wertachtal-Werkstätten wenden. „Wir freuen uns über jede Bestellung“, so Dagmar Rothemund.
Im Café können sich die Gäste jederzeit selbst von der Qualität des Angebots überzeugen. Dafür, dass alles frisch, viele Produkte sogar regional und Bio-zertifiziert sind, ist das Preis-Leistungs-Verhältnis unschlagbar: Im „Werkgeplauder“ liegt der Preis für ein Mittagsgericht immer bei ungefähr zehn Euro. Das Team vom „Werkgeplauder“ freut sich über jeden Gast in seinem Café.
Text · Foto: Sabina Riegger



