50 Jahre Ruderclub Füssen

Seit 50 Jahren gibt es den Ruderclub, dessen Platz wohl zu den schönsten in Deutschland zählt. Im Jahr 1970 erwarb der Jurist Dr. Günter Düstersieck vom Passauer Ruderverein den Gig-Doppelzweier und begann das Rudern auf dem Forggensee. Vier Jahre später gründeten er und einige weitere Ruderbegeisterte den Ruderclub Forggensee. 

Recht zügig konnten die Ruderer den Bestand auf sieben Boote erweitern. Der bayerische Ruderverband schenkte ihnen den neuen Gig-Dreier „Forggensee“, weitere gebrauchte Boote kamen hinzu. 1990 war man bereits auf 40 Mitglieder angewachsen. Vom provisorischen Bootshaus in Dietringen aus ging es auf Wanderfahrten auf der Donau, aber auch zu bayerischen und österreichischen Seen.

Und sogar in die Schweiz, nach Dänemark und Spanien führte der Rudersport die Mitglieder. 1984 zogen die Ruderer in das neue Bootshaus in der Roßhauptener Mang-Mühle um. Zwei Vorsitzende zogen aus beruflichen Gründen weg, sodass der Sportlehrer Peter Track 1994 als Vereinschef die Jugendarbeit intensivierte. 1997 dann das neue Glanzlicht: Nach enormem Einsatz vieler Ruderer konnte man das eigene Bootshaus in Ehrwang einweihen. Damit war das Rudern im Allgäu in aller Munde.

Joachim „Ström“ Maier lenkte die Vereinsgeschicke jahrelang. Seit 2015 ist Frank Peters der erste Mann im Ruderclub. Er hat mit elf Jahren das Rudern gelernt und nie wieder damit aufgehört. Während seiner Studienjahre trainierte er sogar in Norwegen. Zur Jahrtausendwende zog es ihn ins Allgäu. Von Beginn an war er Mitglied des Füssener Ruderclubs. Der Vereinsvorstand hat für die Zukunft viel vor. Von den Mitgliedsbeiträgen werden der Unterhalt des Bootshauses und Reparaturen an diesem sowie den Sportgeräten bezahlt.

Viele der Boote sind allerdings in die Jahre gekommen. Der Bestand besteht aus 40 bis 70 Jahre alten Booten. Diese sollen ausrangiert und durch neue ersetzt werden. Ein Zweier beispielsweise, mit dem der Verein auch auf Regatten starten könnte, kostet zwischen 12.000 und 20.000 Euro. Neuanschaffungen sind für den Verein deshalb nur durch jahrelanges Sparen und Dank der Hilfe von Sponsoren möglich. Immerhin: Wer einen größeren Teil der Kosten übernimmt, darf dann bestimmen, auf welchen Namen das Boot getauft wird. 

Große Hoffnung setzt der 58-jährige Peters in die Schnupperkurse. Rund 40 bis 45 der 108 gelisteten Vereinsmitglieder nehmen regelmäßig am Rudersport teil und engagieren sich bei Vereinsaktivitäten. Ein Wunsch des Vorstands ist, dass die Zahl der aktiven Mitglieder weiter wächst. Wer sich für einen Schnupperkurs anmeldet, hat an fünf Abenden die Möglichkeit, erste Erfahrungen in einem der Ruderboote zu sammeln.

Jeden Montag und Mittwoch steht ein Trainer nur für die Anfänger bereit. Dienstags kümmert sich der Jüngste im Vorstand, Niklas Filleböck, um die Jugend des Vereins. Als Mitglied des Rudervereins ist es, vorausgesetzt das Wetter spielt mit, nahezu an jedem Tag möglich, ebenfalls aufs Wasser zu gehen und mit einem der Trainer oder Übungsleiter eine Trainingseinheit zu absolvieren. Das Sonntagsrudern verbinden die Mitglieder sogar mit einem gemeinsamen Frühstück. Allerdings muss man sich dafür den Wecker stellen, um mit dem Sonnenaufgang auf den spiegelglatten Forggensee zu gleiten. 

Rudern – ein Sport, der verbindet

Überraschend facettenreich, für Laien zumindest, präsentiert sich der Rudersport selbst. Kraft spielt dabei eher eine untergeordnete Rolle. Die richtige Technik, Körpergefühl und das richtige Gefühl für das Boot, Ausdauer, Disziplin, Verbundenheit, Harmonie und Mannschaftsgeist sind alles Eigenschaften, die das Rudern ausmachen und im Wettkampfsport schließlich den Erfolg bringen. Man gewinnt gemeinsam und man verliert gemeinsam. 

Vogalonga und der 1. Ruderclub Forggensee

Ein besonderes Highlight im Füssener Ruderclub ist die jährliche Fahrt zur Vogalonga nach Venedig. Vogalonga ist italienisch und steht für „das lange Rudern“. Es handelt sich um eine Regatta, die alljährlich in Venedig stattfindet. In der Regel kommen am Pfingstwochenende Ruderer aus aller Herren Länder in die italienische Metropole. Sie sitzen in Booten, die mit reiner Muskelkraft bewegt werden, also zum Beispiel Ruderboote, Kanus oder Gondeln.

Die Veranstaltung ist eine friedliche, farbenfrohe Manifestation für den motorlosen Verkehr und gegen die Verschmutzung der Lagune. Was verbindet aber den Füssener Ruderclub und die Vogalonga? Wie es der Zufall so will, wurde auch die Vogalonga im Jahr 1974 ins Leben gerufen. Die Strecke beträgt 30 Kilometer und beginnt und endet am Markusplatz. Sie führt vorbei an den Inseln Vignole und Sant’Erasmo bis hinaus nach Burano, dann zurück über Murano und durch den Canal Grande.

Jüngst verzeichnete die Vogalonga bis zu 8.000 Ruderer mit insgesamt 1.800 Booten. Die Füssener Ruderer sind dort seit bald 20 Jahren regelmäßig mit am Start. Mit mehreren ihrer Ruderboote machen sie sich gemeinsam über die Alpen und ins Getümmel der traditionellen Regatta auf.

Jubiläumsfeier und Tag der offenen Bootshaustür

Exakt am Datum des Gründungstreffens, am 14. September, feiert der 1. Ruderclub Forggensee sein 50-jähriges Jubiläum. Neben den ehemaligen Vorstands- und Vereinsmitgliedern, den aktiven und passiven Ruderern, sind alle eingeladen, die einmal auf das Gelände des Clubs und ins Bootshaus schauen möchten. Um 11 Uhr geht die Feier los.

Gegen 13 Uhr werden die Gründungsmitglieder und all diejenigen geehrt, die seit 25 Jahren dazu gehören. Anschließend stellen die Vorstandsmitglieder und Trainer ihren Verein vor, erklären den Bestand und was das Rudern zu einer so faszinierenden Sportart macht. Höhepunkt des Programms dürfte das zu Wasser gelassene Gründerboot werden.

Das gut 100 Jahre alte Ruderboot wurde eigens für diesen besonderen Tag wieder flott gemacht. Bis 16 Uhr geht der Tag der offenen Tür. Es gibt Kuchen, Snacks und Getränke und um offene Fragen zu beantworten, stehen Peters und seine Vereinskolleginnen und -kollegen gerne zur Verfügung.

Text: Selma Hegenbarth · Fotos: Ruderclub Forggensee