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Ein besonderes Erlebnis

Ein besonderes Erlebnis hatte Emma Dittmann, die Anfang August nach Japan reisen durfte. Die Füssener Baseball-Spielerin hatte bei einer Ausschreibung der „World Children Baseball Fair“ (WCBF) gewonnen. Mit vier anderen Kindern vom Deutschen Baseballverband flog die 10-Jährige für zwei Wochen nach Japan, um dort ihren Lieblingssport in einer für sie fremden, aber sehr faszinierenden Kultur auszuüben.

Seit rund einem Jahr trainiert Emma Dittmann bei den Füssen Royal Bavarians. Als der Verband im Winter bekannt gab, dass sich zehn- bis elfjährige Baseball-Kids für die Reise anmelden können, hat sich Emma in Absprache mit ihren Eltern an eine schriftliche Bewerbung gemacht. Das Besondere an der Bewerbung ist die Voraussetzung, dass sich das Kind bereit erklärt, allein nach Japan zu reisen.

Wahrscheinlich deswegen haben sich lediglich 22 Kinder aus ganz Deutschland dafür beworben. „Da die gesamte Aktion von Beginn an jedoch so unglaublich gut organisiert gewesen ist, wollten wir, dass unsere Tochter auf eine derart großartige Chance nicht verzichten muss“, so Dittmanns Eltern. Diese Entscheidung brachte ihnen viele Diskussionen ein. Sie stieß auf Unverständnis und man nannte sie unverantwortlich.

„Natürlich haben wir uns viele Gedanken darüber gemacht. Wir Eltern müssen tatsächlich mutig sein. Emma hat irgendwann mal gesagt, dass wir, Mama und Papa, mehr Sorgen hatten als sie selbst“, erzählt Vater Volker Dittmann. Bereut haben sie ihre Entscheidung definitiv nicht. 

Die WCBF bereitet jedes Jahr ein tolles Programm vor, mit professionellen Baseball-Trainingseinheiten, die von erstklassigen Trainern geleitet werden. Auch kulturelle Entdeckungen und Freizeitaktivitäten, ein Gastfamilien-Programm und eine Abschiedsparty, bei der jedes teilnehmende Land seine Kultur durch Tanz, Gesang oder Musikinstrumente präsentiert, waren geboten.

Begleitet wurden die fünf deutschen Kinder von einer ausgewählten Betreuerin, die sich liebevoll um sie kümmerte, wie Emma erzählt. Die Kosten für die Reise, Unterkunft, Verpflegung und alle Aktivitäten werden komplett vom WCBF übernommen.

Was ist die „World Children Baseball Fair”?

Die WCBF wurde 1992 von den beiden Hall-of-Fame-Mitgliedern Hank Aaron (USA) und Oh Sadaharu (Japan) gegründet. Die Organisation hat zum Ziel, Kindern den Baseballsport näher zu bringen und internationale Freundschaften zu stärken. Neben der großen Baseballmesse, die jedes Jahr in einem anderen Land stattfindet, organisiert die Stiftung auch regelmäßige Baseball-Lehrgänge und -Kurse. Dabei geht es um viel mehr als nur Baseball. Es geht um Freundschaft, Kultur und die Gemeinschaft junger Menschen aus der ganzen Welt.

Kurz nach den Osterferien erreichte die Dittmanns die Nachricht per E-Mail: Emma darf am WCBF teilnehmen! Ein bisschen befürchtete die Baseballerin, dass die anderen Kinder bereits länger, und deshalb vielleicht auch professioneller Baseball spielen. „Aber die waren gar nicht so viel besser“, erzählt sie lächelnd.

Der Flug ging von Frankfurt nach Tokyo, dann mit einem Inlandsflug weiter nach Fukuoka. Mehr als 100 Kinder aus aller Welt kamen dort zusammen, um gemeinsam zu spielen und Spaß zu haben. Die meisten Jungs und Mädels kamen aus den USA und dem asiatisch-pazifischen Raum, erzählt die Füssener Spielerin. „Jeder von uns hat eine komplette Ausrüstung bekommen, die wir behalten durften“, erzählt sie begeistert. Während vormittags in sogenannten Baseball-Kliniken trainiert wurde, gehörten zu den Nachmittagen Ausflüge zu Kulturstätten und Freizeitaktivitäten.

Die Tempelanlagen haben der jungen Baseballspielerin sehr imponiert. „Außerdem ist uns aufgefallen, dass die Städte voller Werbetafeln sind, dafür aber kaum Radfahrer unterwegs waren. Auch das Essen war gut, vor allem die frittierten Sachen“, erzählt Emma, die nach einer Woche Übung, mit Stäbchen essen konnte. In den Trainingseinheiten gab es auch einige neue und spannende Dinge zu lernen. „Wir haben das Pitching trainiert, was wir im Verein in der U10-Mannschaft noch gar nicht machen.“

Trotz der anfänglichen Sprachbarrieren haben sich Freundschaften entwickelt. Auf Anraten der Organisation hin erstellten die Dittmanns Visitenkarten mit den wichtigsten Kontaktdaten, die die Kinder untereinander austauschen konnten. 

Das Heimspiel der Profimannschaft von Fukuoka SoftBank Hawks zählte zu Emmas Highlights. „Es wurden Luftballons steigen gelassen, es gab einen Sänger, der im Auto über den Platz gefahren ist und vieles mehr.“ Am Ende, durften die Kinder der WCBF sogar noch auf das Spielfeld kommen. Dass Baseball richtig Spaß macht, steht für Emma Dittmann außer Frage. Eine Profi-Karriere strebt sie allerdings nicht an. „Für mich ist es ein Hobby und das will ich auch beibehalten“, sagt sie selbstsicher. 

Text: Sabina Riegger · Foto: privat

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