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Kräuterbuschenbinden auf der Hündeleskopfhütte mit Jutta Gebauer

Am 15. August feiert die katholische Kirche das Hochfest Mariä Himmelfahrt. Der Feiertag wird auch Maria Würzweih oder Büschelfrauentag genannt. Schon seit Urzeiten sind Kräuter und ihre heilende Wirkung für die Menschen weltweit lebenswichtig. Zudem wurden sie in den unterschiedlichsten Kulturen als Geschenke des Himmels oder der Gottheit angesehen.

Im 9. Jahrhundert wurde das christliche Marienfest Überlieferungen zufolge mit einem alten heidnischen Brauch verknüpft, nämlich mit der Weihe von magischen Kräuterbüscheln. Bei den Germanen und Kelten wurden Kräuter gesammelt, die bei magischen Ritualen der Verehrung der Götter dienten.

Mit der Übernahme in die christliche Tradition wurden die sogenannten Kräuterbuschen in der Kirche vom Pfarrer gesegnet und sollten dann, zu Hause aufgehängt, Unglück fernhalten.

„Früher hatte jedes Haus einen Kräuterbuschen und die ‚heilige‘ Aufgabe oblag den Frauen, Müttern und Großmüttern. Denn sie waren es, die zutiefst mit der Erde und ihren wahren Schätzen verbunden waren und es immer noch sind“, erklärt Jutta Gebauer aus Nesselwang, die sich seit vielen Jahren intensiv mit der Heilkraft der Natur, Heilpflanzen und -kräutern auseinandersetzt. Heute darf selbstverständlich jeder teilnehmen, der sich für die Himmelfahrtskräuter und den Brauch interessiert.

Neben der Auswahl wird auch der Anzahl der Kräuter eine magische Bedeutung zugemessen. Demzufolge muss der Kräuterbuschen mindestens sieben Kräuter enthalten (was der Anzahl der Schöpfungstage entspricht). Es können beispielsweise auch neun (drei x drei, die Zahl der heiligen Dreifaltigkeit) oder zwölf (so viele Apostel gibt es) sein.

Hier im Allgäu ist es eine Königskerze, die in die Mitte gesetzt wird. Sie steht für Kraft, Stärke und Schutz. Eine Rose symbolisiert die Mutter Gottes, ebenso wie die Nelke. „Dazu kommen Heilkräuter wie beispielsweise die Schafgarbe, der Frauenmantel, der Beifuß, Baldrian und Johanniskraut.“ Es sind auch Küchenkräuter wie der Salbei, Rosmarin, Oregano erlaubt, so Gebauer. „Der Fokus liegt darauf, was aktuell gerade im Garten und in der nächsten Umgebung wächst und gedeiht.“

Die geweihten Kräuter wurden im Haus und im Stall aufbewahrt, um Krankheit und andere Katastrophen abzuwenden. Kleine Sträuße finden dann im Haus im sogenannten Herrgottswinkel Platz oder wenn es einen kleinen Altar mit der „Muttergottes“ gibt, dann steht der Strauß dort. Große Kräuterbuschen werden zunächst getrocknet und dann ebenfalls im Haus oder Stall aufgehängt.

„Zum Einsatz kommen die Kräuter bei Erkrankungen im Winter und wenn großes Unwetter droht, dann kommt der Buschen ins Feuer.“ Aufgrund der Kraft der Wetterpflanzen wie der Königskerze und dem Johanniskraut würden Unwetter und Unglück vom Hof ferngehalten, so Gebauer.

Mitmachen und gewinnen

Zwei Tage vor Mariä Himmelfahrt, also am Dienstag, 13. August, bietet Jutta Gebauer ein Kräuterbuschenbinden unter ihrer Anleitung an. Das Binden der Sträuße wird auf der idyllischen Hündeleskopfhütte (1.180 m), hoch über dem Pfrontener Ortsteil Kappel stattfinden.

Um 16 Uhr geht es los. Maximal zehn Personen können daran teilnehmen und die Kräuter und Pflanzen müssen selbst mitgebracht werden, ebenso die Bänder, Messer und eine Schere, die für das Ritual des Bindens vonnöten sind.

Der Unkostenbeitrag beträgt 15 Euro pro Person und wird direkt bei der Veranstaltung bezahlt. Anmeldung erforderlich bis Sonntag, 11. August, bei Jutta Gebauer unter Telefon 08361/711 9979 oder info@juttagebauer.de.

Füssen aktuell verlost vier Plätze für das Kräuterbuschenbinden. Wenn Sie Lust haben dabei zu sein und einen eigenen Kräuterbuschen zu binden, dann schreiben Sie uns bitte eine E-Mail an redaktion@fuessen-aktuell.de. Kennwort Kräuterboschenbinden. Einsendeschluss ist der 8. August. Bitte schreiben Sie ihre Telefonnummer dazu, damit wir Sie benachrichtigen können.


INFO:

Typische Kräuter neben Alant sind Echtes Johanniskraut, Wermut, Beifuß, Rainfarn, Schafgarbe, Königskerze, Kamille, Thymian, Baldrian, Eisenkraut und die verschiedenen Getreidesorten. In manchen Regionen wurden in die Kräuterbuschen so viele Alantblüten eingebunden, wie Menschen, Kühe und Pferde auf dem Hof lebten.

Der Tee aus diesen geweihten Kräutern sollte besonders heilsam sein. Krankem Vieh wurden geweihte Kräuter ins Futter gemischt oder man warf zum Schutz vor Blitzschlag beim Gewitter Kräuter aus dem Buschen ins offene Feuer.

In ländlichen Gebieten Deutschlands sind für die heute gebräuchliche Bezeichnung Kräuterstrauß (-busch) noch ältere Namensgebungen aus den regionalen Dialekten bekannt. So ist in der Eifel und an der Untermosel der Kräuterstrauß ein Wisch. Denn ursprünglich war in dieser Region der Beifuß das wichtigste Kraut in dem Gebinde.

Die alte Bezeichnung Wisch und Wischkraut für Beifuß war daher möglicherweise der Namensgeber für Gebinde aus Kräutern und Gräsern, die in der Küche und auch im Kuhstall (mit Pech bestrichen) gegen Koliken zur Anwendung kamen.

Text: selma Hegenbarth · Foto: Envato

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