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Schwanenritter und Königsserenaden

Mythos und Musik in Hohenschwangau

Am Fuß der Königsschlösser liegt der sagenumwobene Alpsee. An seinen Ufern soll einst der Schwanenritter Driant, ein Nachfahre von niemand Geringerem als Karl dem Großen, gelandet sein. Inwieweit Driant seiner Rolle als Vorfahr der Ritter von Schwangau gerecht wurde, ist stark umstritten.

Der Schwan als Wappentier allerdings war sehr beliebt. Er galt als rein, ritterlich und edel – sicherlich auch in Verbindung mit den verschiedenen Schwanenrittersagen, die sich im Mittelalter ausbreiteten und in Wagners Lohengrin-Oper ihren Höhepunkt fanden.

Bekannter und verbrieft hingegen ist die Existenz des Minnesängers Hiltepold von Schwangau, der im 12. Jh. geboren wurde und bereits den Schwan im Wappen trug, den wir aus dem heutigen Wappen des Ortes Schwangau kennen. Minne und Schwäne, das passte so gut zusammen, dass man noch im 19.Jh. das Wort „Schwan“ synonym für Dichter und Dichtkunst verwendete. König Ludwig I. ließ seine Gedichte sogar unter dem Titel „Der bayerische Schwan“ veröffentlichen.

Die Verbindung der alten Burg zu den Scheyern, Welfen und Hohenstaufen sowie die Sage vom Schwanenritter Driant und dem Minnesänger Hiltepolt beflügelte dann auch Maximilan, den ältesten Sohn Ludwigs I., die alte Burg zu erwerben und zum heutigen Schloss Hohenschwangau, der Jagd – und Sommerresidenz des bayerischen Königshauses auszubauen. Im Jahr 1844 war Maximilian II. bei einem Kostümfest im Schloss dann selbst der Schwanenritter.

Damit wurde seinem Sohn Ludwig die Schwanenritter-Sage zwar nicht in die Wiege, doch aber in die frühe Kinderzeit gelegt. Im Speisesaal von Schloss Hohenschwangau ist sie dargestellt, die Geschichte vom Schwanenritter und seiner Braut Elsa. In der geschönten Version aus Ludwigs Kindertagen, hier heißt der Schwanenritter Helias, hat die Geschichte ein Märchenhaftes „Happy End“.

Erst später, als ihm der Vater im Jahr 1862 endlich den ersehnten Besuch der wagnerischen Lohengrin Oper gestattete, sah Ludwig auch die weniger romantisierte Version vor sich. Eine klassische Serenade, also instrumentale Huldigungsmusik, die, meist in den frühen Abendstunden gespielt, die europäischen Höfe erfreute, war die Darbietung im November 1865 zwar nicht, aber mit Richard Wagners Besuch in Hohenschwangau, landete dann endlich wieder ein Schwanenritter am Fuße des Alpsees.

Diesmal hieß der Ritter Paul von Thurn und Taxis und stellte in der Lohengrin-Verkleidung, zur Opernmusik, die Ankunftsszene des Schwanenritters nach. Sein Schwan war allerdings ein künstlicher, elektrisch beleuchtet und wurde, für den König unsichtbar, über den See gezogen. Mit dem Bau seiner eigenen „Neuen Burg Schwanstein“ zog dann auch Ludwigs II. Lohengrin in den Ort Hohenschwangau.

Ganz im Sinne der Bedeutung der Serenaden können Sie in diesem Monat in Hohenschwangau nicht nur königliche Konzerte in den Abendstunden genießen, sondern sich auch bei den abendlichen Sonderführungen im Schloss Hohenschwangau ganz in die Zeit Ludwigs II. entführen lassen.


Mehr über die Wandgemälde in Schloss Hohenschwangau erfahren Sie bei der exklusiven Sonderführung am 19. Juli 2024 um 17.20 Uhr. Wer mehr über die bayerische Königsfamilie in Vergangenheit und Gegenwart erfahren möchte kann immer montags um 11 Uhr die öffentliche Führung im Museum der bayerischen Könige, oder macht – täglich möglich- einen individuellen Rundgang machen. Alles über die Tickets für unsere Veranstaltungen und wie diese erworben werden können, finden Sie auf: www.hohenschwangau.de

Foto: Wikipedia/ Bruno413

Text: Louise-H. Meinicke,
Kulturvermittlung Museum
der bayerischen Könige

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