Albert Jakob: Eine außergewöhnliche Karriere
Es begann mit einem Fußballspiel im Fernsehen und führte bis zu den Olympischen Spielen: Albert Jakobs Weg vom begeisterten Teenager zum gefragten Therapeuten ist eine Geschichte von Leidenschaft und Innovation. Heute, mit 63 Jahren, steht er vor seiner vielleicht wichtigsten Mission: Mit seinem Konzept des „Medical Coach“ will er die Schmerztherapie revolutionieren und einem Problem begegnen, das seit über 40 Jahren ungelöst ist. Eine Geschichte über das Zuhören, das Verstehen und den Mut, neue Wege zu gehen.
Es sind die kleinen Momente, die manchmal zu etwas Großem werden können, so wie bei Albert Jakob. Bei ihm war es ein Fußball-Länderspiel im Fernsehen, das sein Leben veränderte. Er kann sich noch genau an den Moment erinnern und das Gefühl, das er dabei empfand. „Ich bin vor dem Fernseher gesessen und sah mir ein Länderspiel an, als einer auf den Rasen rannte und dem verletzten Spieler half. Das war Erich Deuser, der Physiotherapeut der deutschen Fußballnationalmannschaft. Ich war so fasziniert, wie schnell er dem Fußballspieler helfen konnte. Für mich war sofort klar, das will ich auch machen. Ich will helfen und ich will mit der Nationalmannschaft unterwegs sein.”
Die Erinnerungen daran lassen den 63-Jährigen lächeln. Es ist ein zufriedenes, dankbares Lächeln. Damals war Albert Jakob 15 Jahre jung. Heute blickt er auf sein berufliches Leben zurück und skizziert seine Laufbahn wie ein Maler, der auf der Leinwand bunte Pinselstriche malt, die später zu einem Gemälde werden. Was Albert Jakob schon damals auszeichnete, war die Fähigkeit zuzuhören und zu hinterfragen. Ihm ging es nicht nur darum, die Symptome, die Schmerzen verursachten, zu lindern, sondern auch zu untersuchen, warum es zu diesen Symptomen kommt.
„Ich wollte die Ursache wissen”, so der Familienvater, der auch zu den Ersten gehörte, die eine osteopathische Ausbildung machten. „Mit der Ausbildung zum Osteopathen 1991 veränderte sich mein Blick auf den Körper des behandelnden Menschen noch extremer. Das war eine Revolution”, so der Füssener. Seine Fähigkeit, den menschlichen Körper so zu verstehen und individuell zu behandeln, sprach sich bei den Athleten herum.
Sein Werdegang ist beeindruckend: 15 Jahre lang war er leitender Physiotherapeut des Deutschen Eishockeybundes (DEB) und Teammitglied bei Olympischen Spielen und betreute Spitzensportler verschiedener Disziplinen. „Was ich erlebt habe, ist fantastisch”, so Jakob. Er hatte namhafte Veranstaltungen betreut wie die BMW Open im Tennis, das Red Bull Air Race, das Ice Crash in München und den Red Bull District Ride.
Auch die Universiade betreute er alle zwei Jahre. Die Universiade ist heute offiziell als FISU World University Games bekannt. Es ist eine internationale Multisportveranstaltung für Studierende, die alle zwei Jahre in Sommer- und Winterspielen stattfindet. Sie ist nach den Olympischen und Paralympischen Spielen die drittgrößte Multisportveranstaltung der Welt. Organisiert wird das Event vom internationalen Hochschulsportverband FISU (Fédération Internationale du Sport Universitaire).
Dass er so weit kam und verschiedene Sportarten betreuen konnte, hat er nicht nur seinem Können zu verdanken, sondern auch Menschen, die ihn dabei unterstützt haben, so wie Franz Reindl, damaliger Sportdirektor des DEB, und Matthias Dolderer, der erste deutsche Gewinner der Red Bull Air Race Weltmeisterschaft. Albert Jakob hat sich weit nach oben gearbeitet. Sein Rezept dafür: viel Begeisterung und noch viel mehr Arbeit – „manchmal war es zu viel”, gibt er zu. „30 Wochenenden im Jahr unterwegs zu sein, eine eigene Praxis zu führen und noch nebenbei Fort- und Weiterbildungen zu machen, war extrem. Da blieb kaum Zeit für das Private.”
Der Wendepunkt
Vor drei Jahren hat der Physiotherapeut, Osteopath und Coach die Sportmedizin verlassen. In seiner exklusiven Münchner Praxis, die diskret auch von Prominenten aufgesucht wird, hat Albert Jakob einen besonderen Einblick in die Problematik der modernen Schmerztherapie gewonnen. In seinem 25 Jahre lang geführten Therapiezentrum in Füssen und jetzt in seiner Münchner Praxis am Blütenring entwickelte Jakob seinen ganzheitlichen Behandlungsansatz.
„Therapie ist mehr als das Anwenden von Techniken”, erklärt er. „Sie ist eine Kombination aus Beziehungsaufbau, genauer Beobachtung, jahrelanger Erfahrung und oft auch Intuition.” 2025 absolvierte Jakob eine Ausbildung zum systemischen Coach. Diese Zusatzqualifikation bildet das Fundament für sein innovatives Konzept des „Medical Coach” – eine Symbiose aus medizinischem Fachwissen und psychologischer Betreuung. „Wir müssen endlich anfangen, richtig zuzuhören”, betont Jakob. „Hinter jedem Schmerz steckt eine Geschichte, die verstanden werden will.”
Seine Erkenntnis ist ernüchternd: In der klassischen Orthopädie bleiben Patienten durchschnittlich nur 50 bis 60 Sekunden, um ihre Beschwerden zu schildern – viel zu wenig Zeit für ein tiefgreifendes Verständnis der Problematik. Diese Beobachtung bildet den Kern seines kommenden Sachbuches, das sich kritisch mit der orthopädischen Behandlung von Rücken- und Arthrosepatienten auseinandersetzt.
Die alarmierenden Zahlen sprechen für sich: Seit 40 Jahren stagniert die Zahl der Rückenpatienten bei 13 Millionen. „Der Mensch wird nicht gehört”, konstatiert Jakob, der als systemischer Coach einen innovativen Lösungsansatz entwickelt hat. Mit der Einführung des „Medical Coach” will er ein völlig neues Berufsbild etablieren, das die Lücke zwischen medizinischer Behandlung und psychologischer Betreuung schließt. „Wir wissen alle, welchen Einfluss psychische Belastungen auf unser Leben haben”, betont Jakob. „Deshalb ist es essentiell, genau zuzuhören und die richtigen Fragen zu stellen.”
Wie wichtig dieses genaue Zuhören ist und wie eng Schmerz, Psyche, Ernährung und Bewegung zusammenhängen, bestätigten ihm auch seine Kolleginnen, Expertinnen und Wegbegleiter*innen. In seinem Gesundheits-Podcast „Auf dem neuen JAKOBsweg – Vom einsamen zum selbstbestimmten Patienten“ spricht er über die ganzheitliche Gesundheit, Therapieansätze, Schmerzverständnis und persönliche Entwicklung.
Ab dem kommenden Jahr will Albert Jakob entsprechende Ausbildungskurse in Innsbruck, München, Wien, Berlin, Hamburg, Köln und Zürich anbieten, die einen neuen Standard in der ganzheitlichen Patientenbetreuung setzen sollen. Es ist ein innovativer Ansatz, der die Behandlung von Schmerzpatienten grundlegend verändern könnte.
Sein Buch mit dem Arbeitstitel „Schmerz, wir müssen reden” erscheint nächstes Jahr im März im Westend-Verlag.
Text · Foto: Sabina Riegger



