
25 Jahre Tanzschule „Cirilo School of Dance“
Die Cirilo School of Dance unterrichtet sowohl in Füssen als auch in Reutte. Die Frauen-Jazz- Dance-Gruppe trainiert abwechselnd in Reutte und Füssen und das jeden Donnerstag und Freitag. Ab sofort kann man sich für das neue Schuljahr anmelden. Startbeginn ist nach den Sommerferien, in der 2. Septemberwoche.
Wenn Alberto Cirilo an die Geschichte denkt, wie er damals nach Füssen kam, muss er heute noch laut lachen. „Ich komme auf Gleis 1 an, sagte ich damals zu meinem Bekannten, der mich für das Vorsprechen im Festspielhaus am Bahnhof in Füssen abholen sollte“, erzählt er. „Alberto, es gibt nur ein Gleis in Füssen, war die Antwort, die ich darauf bekam, und ich dachte mir, wo bin ich da gelandet.”
Von Anfang an fühlte er sich in Füssen wohl, seinem Paradies und Zuhause wie er heute noch sagt. Seit 25 Jahren hat er eine eigene Tanzschule, die Cirilo School of Dance. Seine Schüler und Schülerinnen finden ihn ganz „cool“, auch wenn er sehr viel Disziplin verlangt. Über sein Leben will Alberto Cirilo nicht viel erzählen und über sein Alter schon zweimal nicht.
„Ich bin ich – Alberto Cirilo. Das muss reichen“, sagt er lachend. Seine Sprüche sind manchmal zum Lachen und ein anderes Mal philosophisch, so ganz unbedarft in seinem Dialekt, der eine Mischung aus amerikanischem Slang, Allgäuer Wörtern und Hochdeutsch ist. Und dennoch hat er ein bisschen über sein Leben geplaudert, über die Politik und über das wunderbare Gefühl des Tanzens oder wie er sagt „Feel free“, das Gefühl des Nichtdenkens, des Loslassens und den Körper einfach Bewegens und sich Freifühlens.

Wie kamst du zum Tanzen?
Ich habe im Fernsehen immer die Leute im Fernsehen tanzen gesehen. Und wenn man in New York lebt, dann sieht man die Schauspieler, die Broadway-Tänzer – und ich habe mir immer gedacht, wie kann ich das schaffen? Und so hat es angefangen.
Wer hat dir letztendlich dabei geholfen?
Das war Gene K. Hammet. Sein Auto blieb auf der Straße plötzlich stehen. Ich war in der Nähe und er rief mir zu, ob ich ihm nicht helfen könnte, sein Auto von der Straße wegzuschieben. Ich half ihm natürlich. Als Dank lud er mich zum Essen ein. Während des Essens stellte sich heraus, dass er Direktor einer Tanzschule war. Ich habe ihm dann erzählt, dass Tanzen mein Traum ist, ich aber für eine Schule kein Geld habe. Er hat mich dann eingeladen, am nächsten Tag zu kommen und meinte, wenn ich regelmäßig, dass heißt täglich, komme und sich herausstellt, dass ich Talent habe, dann würde er mir die Schule zahlen.
Wow, das hört sich an wie aus einem Hollywood-Film. Ein armer Junge bekommt die Chance seines Lebens.
Ja, so ist das Leben. Genauso war es. Dreieinhalb Jahre habe ich jeden Tag getanzt. Dann sagte mir Gene, dass ich bereit sei weiterzugehen, um meine Tanztechnik zu perfektionieren.
Bist du dann weggegangen?
Ja, ich habe sehr viel Wert auf die Meinung von Gene gelegt. Zwei Wochen später ist er allerdings gestorben. Ich glaube, er wusste, dass er sterben würde und hat mich deswegen weggeschickt. Er hat an mich geglaubt und mich sehr unterstützt. Gene sagte immer: Du schaffst alles, wenn du die nötige Disziplin dafür hast und an dich selbst glaubst.
Du hast es geschafft! Deine Tanzschule feiert das 25-jährige Jubiläum. Wie fühlst du Dich dabei?
Es ist ein unbeschreibliches Gefühl von Freude, Stolz und auch ein bisschen von Demut.
Wie stark hat dich deine multikulturelle Herkunft, die eine Mischung aus afrikanischen, italienischen, puertoricanischen und indigenen amerikanischen Wurzeln ist, geprägt?
Sehr. Es hat mein Verständnis von Kunst und Kultur vereint. Ohne Tanzen hätte ich nicht diese Toleranz, nicht diesen offenen Blick. Der Tanz hat mein Leben definitiv verändert.
Seit 25 Jahren hast du deine Tanzschule „Cirilo School of Dance“. Du schreibst deine Stücke selbst, machst die Choreographie, Bühnenbild, Kostüme … es hört sich nach sehr viel Arbeit an.
Ja , das ist auch so. Aber es macht so viel Spaß. Es ist mein Leben. Es ist das, was ich liebe und es freut mich, wenn ich das an die junge Generation weitergeben kann.
Ich habe dich als einen positiven Menschen kennenlernen dürfen. Hat sich deine Ansicht in den letzten Jahren geändert?
Mein Lebensmotto ist: Lebe den Tag, denn morgen gibt es ihn nicht mehr. Ich denke, das sagt alles aus.
Du schreibst deine Bühnenstücke immer in Englisch. Aus Prinzip?
Nein, natürlich nicht. Nur kann ich mich in Englisch besser ausdrücken. Wenn ich Ideen habe, dann sprudelt es aus mir heraus, dann will ich nicht darüber nachdenken, wie das deutsche Wort für einen Begriff heißt. Ich will nur schreiben. Eine Freundin von mir übersetzt dann alles.
Du selbst hast eine ausgezeichnete Ausbildung genießen dürfen. Was möchtest du deinen Schülern und Schülerinnen beibringen?
Alles, vor allem aber Leidenschaft für das Tanzen. Tanzen lässt die Emotionen durch den Körper fließen, Tanz ist Herausforderung, Ausdauer und auch Teamarbeit. Tanzen ist so viel mehr als nur Bewegung und Haltung.
Du hast auch eine Gruppe mit Frauen, die Jazzdance lernen und trainieren?
Ja, und die sind richtig gut. Die jüngste ist um die 40 Jahre und die älteste etwa 65 Jahre jung. Es macht sehr viel Spaß mit ihnen zu trainieren. Weißt du Tanzen ist auch gut, um Stress abzubauen und in unserem Alter ist es wichtig in Bewegung zu bleiben. Jeden Morgen wenn ich aufstehe, mache ich Stretching.
Dann wünsche ich dir noch viele Tage, die du so leben kannst und danke dir für das Interview.
Ich habe dir zu danken.
Text · Foto: Sabina Riegger



