
Fast eine Mozartstadt: München und die Musikgeschichte Bayerns
Wie glücklich wären Marketingexperten aller Sparten, hätte man 1781 nicht die Gelegenheit auf den Titel „Mozartstadt München“ verpasst. Dabei war sie da – die große Chance auf diesen Namen, sogar mehrfach.
Als Sechsjähriger spielte Wolfgang Amadeus Mozart 1762 zum ersten Mal am Münchner Hof vor Kurfürst Maximilian Joseph III. Acht weitere Aufenthalte in der Stadt folgten. Eine feste Anstellung erhielt Mozart trotz mehrfacher eigener Anfragen jedoch nicht – auch nicht unter Kurfürst Karl Theodor. Vielleicht war der Kurfürst, der als heimliches Vorbild für das deutsche Volkslied „Ein Jäger aus der Kurpfalz“ gilt, Musikern gegenüber skeptisch.
Autor und Komponist des Liedes blieben wohl bewusst und aus gutem Grund unbekannt – schließlich sind die in modernen Liederbüchern meist weggelassenen Strophen drei bis fünf wenig schmeichelhaft und keinesfalls jugendfrei. Mozart war zwar nicht für Volkslieder, dafür aber für seine sehr ehrlichen, direkten und deutlichen Worte bekannt – eine Eigenschaft, die man am Hofe nicht sonderlich schätzte. Immerhin förderte Kurfürst Karl Theodor Mozarts Oper „Idomeneo“, die im Cuvilliés-Theater in München uraufgeführt wurde.
Mit der Proklamation des ersten bayerischen Königs Maximilian I. Joseph veröffentlichte die Königlich-Baierische Münchner Staats-Zeitung am 1. Januar 1806 auch die neue Königshymne. Diese wurde unter Prinzregent Luitpold mit einigen textlichen Änderungen zur „Regentenhymne“. Zur Melodie der britischen Königshymne erklang sie bei allen öffentlichen Veranstaltungen und blieb bis in die NS-Zeit für viele die offizielle Bayernhymne – neben der heute bekannten.
Schon König Maximilian II. regte 1852 die Komposition einer eigenen Hymne für Bayern an, in der das Königshaus weniger präsent sein und sich alle Teile des Landes wiederfinden sollten. Diese neue Hymne wurde am 15. Dezember 1860 beim 20-jährigen Stiftungsfest der Münchner Bürger-Sänger-Zunft uraufgeführt.
Insgesamt fünf signifikante Textänderungen erlebte das Lied, das wir heute als Lied der Bayern kennen. Es wurde 1871 von König Ludwig II. offiziell genehmigt – bemerkenswert, da Komponist Konrad Max Kunz, Chordirektor der Hofoper, bewusst auf musikalische Raffinesse verzichtete und insbesondere die von Richard Wagner eingeführten kompositorischen Neuerungen wie Halbtonleitern statt Oktaven ablehnte – obwohl Wagner in Ludwig II. bekanntlich seinen größten Unterstützer fand.
Ludwig II. war nicht der letzte Wittelsbacher, der die Musik förderte. Herzog Albrecht von Bayern unterstützte gemeinsam mit Herzog Ludwig Wilhelm in Bayern den bekannten bayerischen Musiker und Volksliedersammler Kiem Pauli, dem wir die erste Sammlung oberbayrischer Volkslieder und deren Aufnahme verdanken. Auch Luitpold Prinz von Bayern kann mit seinem Folkfestival, das in den Jahren 1982-2001 auf Schloss Kaltenberg stattfand, als Förderer und Mäzen in die Fußstapfen seiner Vorfahren treten.
INFO
Nicht mit dem Lied der Bayern oder klassischer Volksmusik, aber dennoch musikalisch werden Sie in diesem Monat während des Musikfestivals „Hohenschwangau Klassik“ unterhalten: vom 6. bis 12. Juli 2025 und vom 27. bis 30. Juli 2025 sowie am 17. Juli 2025 um 18 Uhr bei Prof. Dr. Julius Bergers musikalisch untermalter Buchvorstellung „JA. CELLO!“ im Museum der bayerischen Könige.
Alle Termine finden Sie unter: www.hohenschwangau.de
Text: Louise-H. Meinicke, Kulturvermittlerin im
Museum der bayerischen Könige
Foto: Wikipedia



