
Im wahrsten Sinne des Wortes Weltklasse
Stefan Welt aus Pfronten hat kürzlich bei den Special Olympics World Winter Games eine Bronze- und eine Silbermedaille im Skifahren gewonnen – einiges drauf hat er aber auch im Triathlon und am Schlagzeug
Wenn man Stefan Welt kennengelernt hat, kann man gut verstehen, was sich kürzlich in Sestriere ereignet hat. Dort hat der 28-jährige Pfrontener an den Skiwettkämpfen im Rahmen der Special Olympics World Winter Games in Turin in Italien, die im März stattfanden, teilgenommen. Nach dem Rennen im Super-G hat er sich dort bei der Siegerehrung so sehr über den Gewinn seiner Bronze-Medaille gefreut und auf seinem Podium gejubelt, dass er sich fast gar nicht mehr davon hinab begeben wollte. Stefan Welt zeichnen denn auch diese große Freude und sein einnehmendes Lächeln aus.
Flapsig ausgedrückt, wurde es ja auch endlich einmal Zeit, dass Stefan Welt bei der weltweit größten Sportveranstaltung für geistig und mehrfach beeinträchtigte Menschen mitgemischt hat. So konnte der junge Mann nicht nur dabei sein, sondern auch seinen bis dato größten sportlichen Erfolg feiern und eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass er absolute Weltklasse ist. Dementsprechend sicherte er sich dabei in den Disziplinen Slalom die Silber- und im Super-G die Bronzemedaille.
Darüber hinaus stellte sich der Sportler auch im Riesenslalom der starken internationalen Konkurrenz von 117 Teilnehmern aus 100 Ländern, wobei es allerdings nicht so glücklich für ihn lief. Ein Sturz im Finale führte nämlich zur Disqualifikation des unter einer Entwicklungsverzögerung leidenden Ostallgäuers. Das habe ihm jedoch „überhaupt nichts ausgemacht“, erklärt Stefan Welt, so dass er trotz dieses Dämpfers zum Auftakt der Wettkämpfe in Sestriere, wo die alpinen Wettbewerbe stattfanden, kein bisschen deprimiert war. Die beiden darauffolgenden Rennen im Super-G und im Slalom bestritt er schließlich umso erfolgreicher.
Genau diese völlig unverkrampfte und frei von überehrgeiziger Verbissenheit geprägte Einstellung zu seiner Lieblingssportart, als welche er das Skifahren bezeichnet, ist denn auch eine der großen Stärken von Stefan Welt, der in den Wertachtal-Werkstätten der Lebenshilfe Ostallgäu-Kaufbeuren in Füssen als Mitkoch arbeitet. Dort wurde er nach seiner Rückkehr mit dem deutschen Special Olympics Winter-Team mit dem Flugzeug aus Mailand dementsprechend groß gefeiert. Vor dem Haus seiner Eltern in Pfronten-Heitlern wurde er zudem mit mehreren Bannern mit Gratulationsbekundungen willkommen geheißen.
Das habe ihn „sehr gefreut“ unterstreicht der junge Mann mit seinem sympathischen Lächeln. Seinen Eltern Elke und Peter hat es Stefan Welt in erster Linie zu verdanken, dass er im Alter von vier Jahren mit dem Skifahren angefangen und seine Fähigkeiten auf den zwei „Schneebrettern“ in den darauffolgenden Jahren unzählige Male vor allem in Jungholz immer weiter verbessert hat, so dass er 2018 schließlich ins Ski-Team der Deutschen Special Olympics-Mannschaft eingeladen wurde.
Auch wenn Skifahren sein Lieblingssport ist und er im Rodeln alle abhängt, wie sein Vater sagt, schlägt der sportliche Teil des Herzens von Stefan Welt aber auch sehr stark für die Leichtathletik, wo es ihm nicht nur das Laufen besonders angetan hat. Dort ist er vor allem auf der Fünf-Kilometer-Strecke schnell unterwegs.
Da ihm jedoch auch das Schwimmen und Radfahren viel Freude bereiten, gilt sein Interesse im Sommer mehr dem Triathlon, bei dem er zudem über die 750-Meter-Schwimmstrecke sowie im 20-Kilometer-Radeln seine gute Kondition unter Beweis stellen kann. Daher geht es im Mai wieder zum „Dreikampf“ in die Slowakei. Letztes Jahr gewann er dort eine Silbermedaille, heuer soll es Gold werden, wünscht sich der Athlet.
Abgesehen von seiner Tätigkeit in der Küche und im Service in den Wertachtal-Werkstätten und seinem geliebten Sport, ist Welt auch ein begeisrter Schlagzeugspieler. So setzt er sich im Keller seines Elternhauses immer mal wieder ans Schlagzeug. Seit sechs Jahren ist er in der Band der Wertachtal-Werkstätten, „Werkton“ dabei und beweist dort nicht nur sein Rhythmusgefühl, sondern zeigt auch seine große Lebensfreude und sein fröhliches Gemüt.
Text · Foto: Alexander Berndt



