KulturLeben

Prinzessin Wiltrud von Bayern

Herzogin von Urach, Gräfin von Württemberg

Am 10. November 1884 wird dem späteren König Ludwig III. und seiner Frau Marie Therese ein Mädchen geboren – ihr zehntes Kind. Die Patenschaft des Kaisers ist beim zehnten Kind einer königlichen Familie üblich. Kaiser Wilhelm bietet seine Patenschaft jedoch nur männlichen Nachkommen an, woraufhin Ludwig seiner Tochter den Namen Wiltrud gibt.

Der Name Wilhelm soll einem Jungen vorbehalten bleiben, weshalb auch Wilhelmine für ein Mädchen nicht in Frage kommt. Ihre nachfolgende Schwester wird Helmtrud heißen, sodass die beiden „Truden“ zusammen den Namen Wilhelm ergeben. Wohl nicht nur wegen des geteilten Namens sind die beiden Schwestern unzertrennlich.

Nicht sehr kaiserlich, auch nicht königlich-prinzessinnenhaft, lesen sich die Tagebücher Wiltruds, die sie seit frühester Kindheit bis an ihr Lebensende führen wird. Neben den Schlössern Leutstetten, Wildenwart, dem Wittelsbacher Palais und der Münchner Residenz fühlt sich Wiltrud auch am Bodensee bei ihrer Tante Therese in der Villa „AmSee“ zu Hause.

Ihre enge Beziehung zu Therese von Bayern, die als Forschungsreisende die ganze Welt bereiste und für ihre Reisebeschreibungen sowie ihre Forschungen die Ehrendoktorwürde der Ludwig-Maximilians-Universität München erhielt, inspiriert Wiltrud sehr.

Neben der für junge Damen vorgesehenen Literatur lassen sie und ihre Schwestern sich gerne von den Abenteuern Winnetous und Old Shatterhands entführen und sie sind große Fans des damals bereits bekannten Autors Karl May. Später geben die Bücher nicht genügend Antworten auf ihre Fragen, sodass sich bald ein enger Kontakt zwischen der „Villa Shatterhand“ und der Münchner Residenz entwickelt – zunächst schriftlich, später auch persönlich und auch nach Karl Mays Tod bleibt der Kontakt zu seiner Frau Klara bestehen.

Wiltruds Begeisterung geht so weit, dass sie versucht, sich Sprachen der indigenen Bevölkerung Amerikas anzueignen. Sie legt hierzu ein Wörterbuch an und versucht, ein Gebetsbuch der Sioux zu übersetzen. Die Verbindung zu Karl May ist auch für ihn produktiv: So entsteht „Der Mir von Dschinnistan“ ursprünglich nur für die bayerischen Prinzessinnen, und auch der „Märchenkönig“ Ludwig II. findet sich in der ein oder anderen Ausgabe wieder.

Der Erste Weltkrieg unterbricht den Kontakt nach Radebeul dann für längere Zeit. Der nächste Briefwechsel erfolgt erst, nachdem sich für Wiltrud die ganze Welt verändert hat. Im Jahr 1918 leben die vier jüngsten Töchter des bayerischen Königspaares Ludwig III. und Marie Therese bei den Eltern. Den Grund, warum sie zu dieser Zeit noch nicht verheiratet sind, sieht Wiltrud in der Beziehung ihrer Eltern.

Am 7. November 1918 ruft Kurt Eisner die Republik aus – der Krieg ist beendet, und die königliche Familie begibt sich auf abenteuerlichen Wegen auf die Flucht, die Wiltrud ausführlich beschreibt. Am 12. November 1918 entbindet König Ludwig III. in Schloss Anif bei Salzburg seine Untergebenen vom Treueeid. Damit endet die 738-jährige Regentschaft der Wittelsbacher über Bayern.

Anders als in anderen ehemaligen Monarchien lebt das ehemalige bayerische Königshaus nach der Anifer Erklärung weiterhin in Bayern. Mit dem Ende der Monarchie und dem Tod des Vaters verschlechtert sich auch Wiltruds finanzielle Situation. An ihrem 38. Geburtstag legt die Familie ihr nahe, eine Hochzeit in Erwägung zu ziehen.

Der Auserwählte, Wilhelm Karl von Urach, ist 20 Jahre älter als sie und verwitwet. Am 30. Oktober 1924 wird die Verlobung gefeiert, knapp vier Wochen später Hochzeit. Nur drei Jahre später, am 24. März 1928, wird Wiltrud zur Witwe. Am 28. März 1975 stirbt Wiltrud in ihrem Wohnhaus in Oberstdorf. Die wahren Gründe ihrer langen Weigerung gegen eine Eheschließung sind bis heute unbekannt und werden am 10. April 2025 um 18 Uhr von der Autorin Christiane Böhm dem interessierten Publikum präsentiert.

INFO

Voranmeldungen für die Veranstaltung richten Sie bitte an: ticket@museum-hohenschwangau.de oder telefonisch unter 08362 887252.

Text: Louise-H. Meinicke, Kulturvermittlerin
Museum der bayerischen Könige
Foto: Wikipedia

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