
Ludwigs Begeisterung für die Schwäne und Schwanenritter zog sich durch sein ganzes Leben.
Am Fuß der Königsschlösser liegt der sagenumwobene Alpsee. An seinen Ufern soll einst der Schwanenritter Driant, ein Nachfahre von niemand geringerem als Karl dem Großen, gelandet sein. Inwieweit Driant seiner Rolle als Vorfahr der Ritter von Schwangau gerecht werden kann, ist stark umstritten.
Der Schwan als Wappentier allerdings war sehr beliebt. Er galt als rein, ritterlich und edel – sicherlich auch in Verbindung mit den verschiedenen Schwanenrittersagen, die sich im Mittelalter ausbreiteten und in Wagners Lohengrin ihren Höhepunkt fanden.
Im Gegenzug zu Driant‘s Existenz ist die des Minnesängers Hiltepold von Schwangau, der im 12. Jh. bereits den Schwan im Wappen trug, den wir aus dem heutigen Wappen des Ortes Schwangau, kennen, verbrieft. Minne und Schwäne, das passte so gut zusammen, dass man noch im 19.Jh. das Wort „Schwan“ synonym für Dichter und Dichtkunst verwendete.
König Ludwig I. ließ seine Gedichte unter dem Titel „Der bayerische Schwan“ veröffentlichen und schrieb, im Sinne der mittelalterlichen Tradition, Liebesgedichte für seine Frau. Sein sonst eher zurückhaltender Sohn, der spätere König Maximilian II., übernahm dies von seinem Vater und schickte seiner Braut, Marie von Hohenzollern, ebenfalls Liebesgedichte nach Berlin.
König Maximilian II. hatte eine Vorliebe für die deutsche Geschichte. Aus dem Antiquarium der Münchener Residenz kannte er bereits eine Ansicht der Burg Schwanstein, deren Ruine er 1829 erwanderte. Die Verbindung der alten Burg zu den Scheyern, Welfen und Hohenstaufen sowie die Sage vom Schwanenritter Driant, beflügelte dann auch die Kaufentscheidung und den Umbau der Ruine zum heutigen Schloss Hohenschwangau, der Jagd – und Sommerresidenz des bayerischen Königshauses.
Im Jahr 1844 war Maximilian II., bei einem Kostümfest im Schloss, dann selbst der Schwanenritter. Damit wurde seinem Sohn Ludwig die Schwanenritter-Sage zwar nicht in die Wiege, doch aber in die frühe Kinderzeit gelegt. Im Speisesaal von Schloss Hohenschwangau ist sie dargestellt, die Geschichte vom Schwanenritter und seiner Braut Elsa. In der geschönten Version aus Ludwigs Kindertagen, hier heißt der Schwanenritter Helias, hat die Geschichte ein märchenhaftes „Happy End“.
Auch eine andere Schwanengeschichte dürfte Ludwig aus seiner Kindheit bekannt gewesen sein. Im Sommer 1852 besuchte der dänische Märchenautor Hans Christian Andersen die bayerische Königsfamilie und verbrachte dabei auch einige Zeit mit den Prinzen in Hohenschwangau. Welche Märchen er den Kindern ganz genau erzählte ist leider nicht überliefert, aber es ist wohl naheliegend, dass „Die sieben Schwäne“ und „Das hässliche Entlein“ darunter genannt werden können.
Ludwigs Begeisterung für die Schwäne und Schwanenritter zog sich durch sein ganzes Leben. Mit der Volljährigkeit durfte sich der Kronprinz seine eigene Wohnung einrichten. In seinem Tagebuch beschreibt Ludwig, am 19. Januar 1864 seiner ehemaligen Erzieherin Frau von Leonrod die neue Einrichtung. „ …in meinem Schreibzimmer, welches mein liebstes Zimmer ist, sind an den Wänden die geschnitzten Burgen (Ruinen) welche in d. Nähe v. Hohenschwangau sind, so dann hängen d. Bilder vom Schwanenritter, (d. in Hohenschwangau gemalt sind) …“.
Mit Richard Wagners Besuch in Hohenschwangau, im November 1865, landete dann auch endlich wieder ein Schwanenritter am Fuße des Alpsees. Diesmal hieß der Ritter Paul von Thurn und Taxis und stellte in der Lohengrin Verkleidung, zur Opernmusik, die Ankunftsszene nach. Sein Schwan allerdings entsprach den neuesten Entwicklungen der Theatertechnik. Kein echter, lebendiger, sondern ein künstlicher, elektrisch beleuchteter Schwan wurde hier, für den König unsichtbar, über den See gezogen.
Mit dem Bau seiner eigenen „Neuen Burg Schwanstein“, zogen dann auch, neben König Ludwig II. selbst, Wagners Lohengrin und Tannhäuser in den Ort Hohenschwangau.
Text: Louise-H. Meinicke,
Kulturvermittlung Museum
der bayerischen Könige
Foto: Jan Wischnat